Der Krieg in der Ukraine hat die amerikanischen Munitionsbestände erschöpft – so stark, dass das Pentagon mit dem Auffüllen der Lager nicht hinterherkommt. Wie das «Wall Street Journal» berichtet, warnen US-Beamte nun davor, dass die eigene Verteidigungsfähigkeit nicht mehr gewährleistet werden könne.
>> Alle aktuellen Entwicklungen im Liveticker
Kein Land der Welt hat die Ukraine so kontinuierlich mit Waffenlieferungen unterstützt wie die USA. Die Biden-Administration kündigte in dieser Woche an, dass sie fast drei Milliarden Dollar für langfristige Hilfe für die Ukraine bereitstellen würden. Die Gesamtausgaben für Militärhilfen an Kiew belaufen sich damit auf 14 Milliarden Dollar.
Die sich abzeichnende Munitionsknappheit ist nicht auf einen Mangel an Mitteln zurückzuführen, erklärten Insider der Zeitung. «Das war absehbar. Es war vorhersehbar. Es wurde vorgewarnt, auch von führenden Vertretern der Industrie an das Pentagon. Und es war leicht zu beheben», sagte Mackenzie Eaglen von der US-Denkfabrik American Enterprise Institute in Washington.
Die USA haben der Ukraine in den vergangenen sechs Monaten 16 Raketenwerfer vom Typ Himars sowie Tausende von Gewehren, Drohnen, Raketen, Haubitzen und andere Ausrüstung geliefert. Ein Grossteil davon, einschliesslich der Munition, stammt direkt aus US-Beständen. Bis zum 24. August hatte das US-Militär der Ukraine nach eigenen Angaben bis zu 806'000 Schuss 155-Millimeter-Munition für Haubitzen geliefert.
In den vergangenen Wochen ist der Bestand an dieser Munition in den Lagern des US-Militärs «unangenehm niedrig» geworden, sagte ein Verteidigungsbeamter. Die Bestände seien aber noch nicht kritisch, weil die USA derzeit in keinen grösseren militärischen Konflikt verwickelt seien, fügte der Beamte hinzu.
Das Militär führe nun «eine gründliche Untersuchung der Munitionsindustrie» durch, um festzustellen, wie man die Ukraine unterstützen und gleichzeitig «unseren eigenen Versorgungsbedarf» schützen könne. 500 Millionen Dollar pro Jahr für die Modernisierung der Munitionsfabriken des Heeres seien angefordert worden. In der Zwischenzeit verlässt sich die Armee auf bestehende Verträge, um die Produktion von Munition zu erhöhen.
Neue Verträge, um die höheren Mengen an Munition zu produzieren, wurden aber nicht abgeschlossen. Die wären allerdings nötig, um den Mehrbedarf zu decken.