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So einfach tickt Donald Trump – und so verhandelt man mit ihm

epa12271575 US President Donald Trump smiles after exiting Marine One on the South Lawn of the White House in Washington, DC, USA, 29 July 2025. The president is returning from a trip to the United Ki ...
Der amerikanische Präsident ist zufrieden: Donald Trump im Garten des Weissen Hauses am Dienstag.Bild: keystone

So einfach tickt Donald Trump – und so verhandelt man mit ihm

Mit seiner Zollpolitik will der amerikanische Präsident die USA auf Vordermann bringen. Das funktioniert zwar derzeit nicht. Warum glaubt Donald Trump dennoch, er befinde sich auf dem rechten Weg?
01.08.2025, 18:3601.08.2025, 18:36
Renzo Ruf aus Washington / ch media
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Manchmal ist es sinnvoll, Donald Trump einfach zuzuhören. Klar: Der amerikanische Präsident redet viel. Und nicht alle seine Aussagen sind für ein breites Publikum nachvollziehbar. Aber Trump, 79 Jahre alt, beherrscht eine Grundregel der Kommunikation: Wichtige Botschaften, die wiederholt er ständig.

Deshalb sagt der amerikanische Präsident derzeit immer wieder diese beiden Sätze: «Noch vor einem Jahr war Amerika ein totes Land. Jetzt ist es wieder das heisseste Land der Welt.» Und alle wollten an diesem Boom teilhaben.

Diese Aussage stimmt so zwar nicht. Der amerikanische Arbeitsmarkt zum Beispiel, der war 2024 nicht tot und der ist 2025 nicht «hot». In den vergangenen drei Monaten haben die Arbeitgeber in der grössten Volkswirtschaft nur gerade 106'000 neue Jobs geschaffen, wie die Trump-Regierung am Freitag bekannt gab.

Aber Trump ist ein Meister darin, schlechte Nachrichten auszublenden. Diese Kunst beherrschte der Präsident schon in seinem Vorleben als New Yorker Immobilienspekulant. Da machte er jeweils einfach weiter, auch wenn er erneut mit einer seiner Ideen gescheitert war.

Trump will gelobt werden

Also redet Trump die amerikanische Volkswirtschaft nun schön. Und er setzt die Handelspartner der USA gezielt unter Druck, um den Unterschied zwischen Fantasie und Realität zu verringern – in dem Wissen darum, dass er als Präsident Instrumente besitzt, die anderen Ländern echten wirtschaftlichen Schaden zufügen können.

Die Reaktion seiner Gesprächspartner bestärkt ihn dabei, dass er sich auf dem richtigen Kurs befindet. Seine Berater bezeichnen ihn ständig als Genie, das Preise verdiene. Und neuerdings stimmen auch Ausländer in dieses Lob ein. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die nannte Trump vergangenen Sonntag einen «harten Verhandler». Das ist das grösste Kompliment, das man ihm machen kann.

Trump will Geld sehen

Trump will aber nicht nur schöne Worte hören, er will auch Geld sehen. Denn letztlich will er seine Wählerinnen und Wähler mit konkreten Zahlen davon überzeugen, dass seine Politik funktioniert.

Die Handelspartner spielen mit. Japan zum Beispiel versprach gemäss Trump, 550 Milliarden Dollar in Amerika zu investieren – wobei 90 Prozent des Profits aus diesen Investitionen in die amerikanischen Staatskassen fliessen sollen. Im Gegenzug war Trump gewillt, die Höhe der Strafzölle zu reduzieren. Die EU wiederum sicherte zu, bis 2028 amerikanische Energie in der Höhe von 750 Milliarden Dollar zu kaufen. Das ist ein komplett unrealistisches Versprechen.

Aber egal. Unrealistische Versprechen, das passt zu Trump. Im Vergleich dazu enthielt die Absichtserklärung mit der Schweiz, die von Finanzminister Scott Bessent und Handelsminister Howard Lutnick schon vor Wochen ausgearbeitet worden war, wohl keine Fantasie-Zahlen. Trump weigerte sich deshalb, sie zu unterschreiben. Ein Sprecher des Weissen Hauses formulierte es am Freitag so: «Die Schweiz ist eines der reichsten und einkommensstärksten Länder der Welt und kann von den USA nicht erwarten, dass sie einseitige Handelsbeziehungen tolerieren.»

Trump verlangt also ein schmerzhaftes Zugeständnis. Und solange sich die Schweiz ihm nicht unterwirft, lässt er nicht locker. (aargauerzeitung.ch)

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137 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Randy Orton
01.08.2025 18:43registriert April 2016
Wieso schliessen sich die Länder denen die USA mit Zöllen droht nicht zusammen und machen zB einen einwöchigen oder einmonatigen Exportstopp in die USA - quasi als Warnstreik. Trump kann nicht alle Staaten bestrafen.
2008
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CharlieBrown88
01.08.2025 19:00registriert Juni 2022
Einfach hart bleiben und den usa schaden zufügen. China hat das auch gemacht mkt den usa. Beispiele: us staatsanleihen im grossen stil verkaufen, die schweiz ist eine der grössten geldgeber. Exportzölle von 39% auf alles erheben, exportstop für medikamente, alle investitionen in die usa zurückhalten, co2 steuer auf us produkte erheben.
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Händlmair
01.08.2025 19:00registriert Oktober 2017
2024 lagen die Einnahmen durch Zölle bei 77 Milliarden US-Dollar. Bis Ende Juni 2025 lagen die Zolleinnahmen bereits bei 124 Milliarden.

Das Geld wird jedoch nicht gebraucht, damit es der USA und dem Volk gut geht, das Volk ist Trump scheiss egal. Das Geld wir benötigt um die Steuererleichterungen des Big Beautiful Bill von Trump zu finanzieren. Die Einnahmen der USA werden dadurch in den nächsten 10 Jahre um 4‘000 bis 4‘500 Milliarden tiefer sein.

Eigentlich geht es Trump nur darum sich und seine Familie zu bereichern. Daher ist es eigentlich auch egal wie man mit Trump reden muss.
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