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Ukraine

Ukrainischer Parlamentarier macht krank und fliegt auf die Malediven

Jurij Aristow macht Ferien auf den Malediven – aber das darf er wohl nicht.
In solch einer Hotel-Villa soll sich Jurij Aristow mit seiner Familie aufgehalten haben.Bild: watson/wikimedia commons/waldorf maledives

Ukrainischer Parlamentarier lässt sich krankschreiben – und fliegt auf die Malediven

In der Ukraine sind seit dem Invasionskrieg mit Russland alle Kräfte gefordert: Ukrainischen Männern ist es deshalb mit Ausnahmen untersagt, das Land zu verlassen. Ein Abgeordneter nahm es mit dieser Regel nicht so genau ...
27.07.2023, 12:5627.07.2023, 13:32
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Kiew ermittelt gegen einen Parlamentarier, der sich während des Krieges krankschreiben liess, dann aber mit seiner Familie auf den Malediven entdeckt wurde. Dies berichtet der «Business Insider» am Donnerstag.

Der 48-jährige Jurij Aristow verliess ursprünglich am 5. Juni das Land für eine dreitägige Geschäftsreise nach Polen, wie aus einer Mitteilung der Kiewer Untersuchungsbehörde vom Mittwoch hervorgeht. Wohin er danach ging, wurde nicht erläutert; klar ist nur, dass er sich nach diesen drei Tagen weiterhin im Ausland aufhielt.

Ukrainischen Männern zwischen 18 und 60 Jahren ist es auf Grund des Krieges verboten, das Land zu verlassen. Die einzige Ausnahme bilden staatlich abgesegnete Reisen wie beispielsweise für diplomatische Missionen.

Anschliessend habe sich Aristow am 10. Juli krankgemeldet und sich aus der Ferne bei einer Kiewer Klinik eingeschrieben, schreibt die Behörde weiter. Seine Krankschreibung dauerte bis am 19. Juli an.

Abstieg in Luxushotel

Ob er tatsächlich da war, wird nun angezweifelt. Sicher steht aber fest, dass Artistow nach seinem mutmasslichen Klinikaufenthalt nicht wieder in seinen Alltag zurückgekehrt ist. Im Gegenteil: Am 22. Juli wurde er mitsamt Frau und Kindern im renommierten Waldorf-Astoria auf den Malediven gesichtet. Keine günstige Angelegenheit: Eine Übernachtung im Luxushotel kostet mindestens um die 3500 Franken, schreibt der Business Insider.

Jurij Aristow ist Parlamentarier und Ferienfreund.
Jurij Aristow: Parlamentarier und Ferienfreund.Bild: wikimedia commons

Das Waldorf-Astoria ist nur per Jacht vom Flughafen aus erreichbar und besteht aus 119 kleinen Villen mit Privatpools. Kulinarisch kann man sich in einem Restaurant von Michelin-Koch Dave Pynt verwöhnen lassen, wie der Website des Resorts zu entnehmen ist.

Journalistinnen und Journalisten des ukrainischen Medienportals «Slidstvo.info» riefen im Hotel an und fragten nach, ob Aristow sich unter den Gästen befinde, was ihnen die Rezeption bestätigte.

Kiewer Behörden nehmen Ermittlungen auf

Nun untersuchen die Kiewer Behörden, ob und inwiefern Aristow bewusst falsche Informationen oder Dokumente zu seinen Reisen eingegeben hat. Der Parlamentarier steht auf wackligen Beinen: Nebst dem Ausreiseverbot ist es Parlamentariern aktuell auch verboten, Ferien zu machen.

Die Behörden haben im Zuge der Untersuchungen Aristows Wohnung gestürmt und seinen Pass beschlagnahmt, wie aus einem von ihnen hochgeladenen YouTube-Video zu entnehmen ist. Im Pass sind augenscheinlich Stempel der maledivischen Einreisestelle zu erkennen.

Bei einer Verurteilung drohen dem 48-Jährigen bis zu drei Jahre Haft. Aristow gehört der regierenden «Diener des Volkes»-Partei an, der auch Präsident Wolodymyr Selenskyj angehört. Der Parlamentsvorsitzende der Ukraine schrieb am Dienstag via Facebook, dass er ein Rücktrittsgesuch von Aristow erhalten habe.

(cpf)

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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ulknudel
27.07.2023 16:52registriert Mai 2022
Ich finde es ja gut, dass solche Sachen auch ausserhalb der Ukraine publiziert werden, dass auch das Ausland sieht, dass die UA etwas gegen die Korruption und Gesetzesverletzung tut.
Leider ist es aber auch wieder Futter für die AfD und wie sie alle heissen.
Dem Selenski seine Serie kann man auf Netflix anschauen, nach meinem Verständnis und dieser Meldung scheint sie sehr Nahe der Realität zu sein.
Die UA hat noch sehr viel Arbeit vor sich, bei der Korruptionsbekämpfung und Gesetzestreue.
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