International
Ukraine

Frontbericht: Die Ukraine tut sich schwer mit ihrer Offensive

DONETSK OBLAST, UKRAINE - JULY 22: Ukrainian soldier firing artillery in the direction of Bakhmut, Ukraine, 22 July 2023 (Photo by Diego Herrera Carcedo/Anadolu Agency via Getty Images)
Artillerie ist ein wichtiger Bestandteil der ukrainischen Offensive.Bild: gettyimages/Anadolu

Lage an der Front: Die Ukraine tut sich schwer mit ihrer Offensive

24.07.2023, 18:21
Mehr «International»

Seit gut einem Monat befinden sich die ukrainischen Streitkräfte nicht mehr in der Verteidigung, sondern in der Offensive. «Frühjahrsoffensive», «Grossoffensive», «Gegenangriff» oder wie auch immer man die Aktion nennen will – besonders erfolgreich ist sie nicht.

Trotz massiver Waffenlieferungen aus dem Westen scheint der ukrainische Vorstoss nicht so weit gekommen zu sein, wie er wohl sollte. Ein Überblick über die verschiedenen Fronten.

Bachmut

Mehrere Monate lang war Bachmut der Brennpunkt im Krieg. Wagner-Truppen bissen sich die Zähne an der ukrainischen Verteidigung aus und triumphierten schlussendlich mit der Einnahme der Stadt. Nun hat sich die Lage um 180 Grad gedreht – russische Truppen halten die Stellung, die Ukraine kommt nur schleppend voran.

Das «Institute for the Study of War» (ISW) berichtete am Sonntag, dass ukrainische Kräfte weiterhin kontinuierlich Siedlungen nördlich und südlich der Stadt angriffen.

Der ukrainische Milblog-Kanal «Bachmutskij Demon» meldete am Sonntagabend, dass die Russen ihre Stellung bei Klischtschijiwka (südlich von Bachmut) trotz hoher Verluste weiter halten würden. Dies deckt sich mit einer Meldung des russischen Verteidigungsministeriums.

Laut der Agentur sda unter Berufung auf Berichte des ukrainischen Militärs soll die Ukraine bereits rund 35 Quadratkilometer um Bachmut zurückerobert haben. Diese Angaben liessen sich jedoch nicht unabhängig prüfen.

Saporischschja

Auch an der Saporischschja-Front scheint der ukrainische Vorstoss nur langsam voranzugehen. Meldungen des ISW besagen, dass ukrainische Truppen weiterhin auf das Dorf Robotyne, rund 30 Kilometer südöstlich des teilweise ausgetrockneten Kachowka-Staudamms, vorrücken.

Tatsächlich dauern die Kämpfe um das Dorf jedoch bereits länger an – schon vor einem Monat berichtete watson von Zusammenstössen. Russische Quellen geben derweil an, dass in den Nächten von Samstag und Sonntag mehrere ukrainische Angriffe auf Robotyne zurückgeschlagen wurden.

Auch weiter westlich geht es für die Ukraine nur langsam vorwärts: Laut dem ISW sind ukrainische Truppen von Norden her ins Dorf Staromajorske eingebrochen, der Umfang ihres Erfolgs ist jedoch nicht klar. Geolocation sowie ein russischer Milblogger bestätigen dies, ein anderer berichtet, dass russische Truppen weitere ukrainische Vorstösse bei Staromajorske zurückschlagen konnten.

Swatowe

Im Norden der Front, westlich der Stadt Swatowe, haben die ukrainischen Streitkräfte in den letzten Tagen Rückschläge erlitten. Russland habe scheinbar entlang der Swatowe-Kremmina-Linie «signifikante Fortschritte» erzielt, so das ISW. Die Informationen hierfür stammen jedoch mehrheitlich aus russischen Milblog-Quellen und konnten vom ISW nicht unabhängig geprüft werden.

So hätten russische Truppen den Fluss Sherebets auf Höhe Karmasyniwka überschritten und weiteres Gelände am westlichen Flussufer eingenommen, berichtet ein Milblogger. Ein anderer meldet, dass die ukrainischen Verteidigungen an dieser Stelle bis zu vier Kilometer tief durchbrochen wurden.

Gebiet um Cherson

Am linken Ufer des Dniper ist es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen ukrainischen Spezialkräften und russischen Truppen gekommen. Konkret sondieren kleine ukrainische Einheiten russische Verteidigungsstellungen bei Hola Prystan und Krynyk, so das ISW.

Die Ukraine hält weiterhin kleine Gebiete auf der russisch kontrollierten Seite des Flusses. Natalija Humenjuk, Sprecherin des südlichen Verteidigungskommandos, meldete, dass Russland Fallschirmtruppen entlang des Dnipers abgesetzt habe, um ukrainische Vorstösse zu sabotieren.

Laut Humenjuk soll die russische Armeeführung diverse ausgelaugte Einheiten in die Oblast Cherson verlegt haben, damit diese sich dort ausruhen können.

(cpf)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Ukraine Dammbruch: So werden Mensch und Tier gerettet
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
58 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Liebu
24.07.2023 19:43registriert Oktober 2020
Minenfelder sind eine hervorragende Waffe für die Verteidigung. Sie zielen darauf ab zu verletzen und nicht darauf zu töten, was dem Angreifer Mittel bindet.
Sollte dieser Krieg doch einmal enden, wird sich das wahre Ausmass dieser Taktik erst zeigen.
Andere Regionen in denen der Krieg zum Teil schon lange zurückliegt, haben noch heute mit diesen zu kämpfen. Wenn der Krieg vorbei ist, werden die Opfer Zivilisten sein. Bauern, spielende Kinder usw.
Es wird noch lange nach dem Krieg Kriegsopfer geben, noch Jahre hinterher.
Alles auch Opfer des Krieges.
564
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ikarus
24.07.2023 19:29registriert Juni 2015
Ich glaube kaum das irgend ein militärexperte was anderes erwartet hat nach übern halben jahr vorbereitung für die russen..
Die medien und diverse Politiker hätten vielleicht gerne schnellere vorstösse aber die sind nunmal nach der zeit nicht drin.

Bisher die positivste Erkenntnis, die artillerie angriffe der russen nimmt kontinuierlich ab, es wurden in den letzten wochen gezielt darauf hingearbeitet die lager und versorgungslinien zu stören. das es an der front mit solchen minengebieten und gräben nur schleppend vorangehen kann ist leider nicht verwunderlich
526
Melden
Zum Kommentar
avatar
Luna Merlin
24.07.2023 19:32registriert Dezember 2021
Das sind genau die Nachrichten, die ich absolut nicht lesen will. Einfach unerträglich. Aber wenn es die Realität ist, dann hilft es nichts, die Augen zu verschliessen.
Wo bleibt die Hilfe aus aller Welt, die nicht Putin anbetet oder von ihm abhängig ist („Werte-Westen“)??
Unerträglich, dass die CH militärisch nicht hilft. Aber sowas von NICHT HILFT! Auch nicht-militärisch sind wir mit unserer Hilfe ziemlich… sehr langsam unterwegs.
Schlussendlich sitze ich da, fühle mich hilflos und hasse dieses Riesenland, dessen Namen ich gar nicht mehr aussprechen mag, immer mehr.
6028
Melden
Zum Kommentar
58
    Nach Autoattacke in München: Kind und weitere Person schweben in Lebensgefahr

    Nach der Fahrt eines Autos in eine Menschengruppe in München ringen die Ärzte weiter um das Leben eines Kindes und einer weiteren schwerst verletzten Person.

    Zur Story