Ihr Sohn sei ein begnadeter Zauberwürfel-Spieler gewesen und habe das auch als «Rubik's Cube» bekannte Drehpuzzle in knapp vier Kilometer Meerestiefe lösen wollen, sagte Christine Dawood dem britischen Sender BBC. Der 19-Jährige habe sich sogar vorab für einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde beworben.
Um den Erfolgsmoment auf Video festzuhalten, habe sein - ebenfalls ums Leben gekommener – Vater Shahzada eigens eine Kamera mit in das kleine Tauchboot genommen.
Ursprünglich habe sie den Tauchgang zur «Titanic» zusammen mit ihrem Mann – einem britisch-pakistanischen Unternehmensberater – unternehmen wollen, sagte Christine Dawood in dem Interview, das die BBC in der Nacht zu Montag veröffentlichte. Aber die Corona-Pandemie habe das Vorhaben durchkreuzt – und ihr Sohn selbst Interesse daran gezeigt.
Bevor beide Männer schliesslich mit drei anderen Abenteurern die «Titan» bestiegen, hätten sie sich noch umarmt und Witze gemacht, schilderte sie. Dann glitt das Tauchboot zum legendären Wrack des Luxusliners in 3800 Meter Tiefe hinab, während Christine Dawood und ihre 17 Jahre alte Tochter Alina an Bord des Mutterschiffs «Polar Prince» ausharrten.
Irgendwann hätten sie dann gehört, dass der Kontakt zur «Titan» abgerissen sei. «Der Satz »wir haben die Verbindung verloren« ... diesen Satz will ich in meinem Leben nie mehr hören», erzählte die Witwe mit stockender Stimme.
Die Stimmung während der Rettungsmission sei nach einiger Zeit umgeschlagen, aus Optimismus sei Verzweiflung geworden. «Ich glaube, ich habe die Hoffnung verloren, als wir die Marke von 96 Stunden überschritten haben», erinnerte sich Dawood – für diese Zeitspanne hätten die Sauerstoffreserven an Bord der «Titan» in etwa reichen sollen.
Ihre Tochter habe sich etwas länger an den Gedanken geklammert, das Drama werde noch ein glimpfliches Ende nehmen. Doch dann sei der niederschmetternde Anruf der Küstenwache gekommen: «Da haben sie uns im Grunde informiert, dass sie Trümmer gefunden haben.» Die Bruchstücke der «Titan» lagen keine 500 Meter vom Bug des «Titanic»-Wracks entfernt, der Tod der fünf Insassen war damit faktisch bestätigt.
Christine und Alina Dawood haben sich nun ein persönliches Ziel gesetzt, um die Tragödie zu verarbeiten und das Andenken an Suleman zu bewahren: Seine Mutter und Schwester wollen selbst lernen, wie man das Zauberwürfel-Puzzle löst. (sda/dpa)