Seit Montag diskutieren in der Genfer UNO-Zentrale Mitgliedsstaaten der Vereinigten Nationen über die Zukunft autonomer Waffen. Sechs Fragen dazu:
Mit «autonomen Waffen» sind Kampfgeräte gemeint, die ohne menschliches Zutun über Leben und Tod entscheiden können. Dabei kann es sich um ganz autonome oder halbautonome Roboter handeln. Nützlich sein können sie zur Beobachtung, Spionage, Minenräumung oder Zielbekämpfung. Eingesetzt werden solche autonomen Waffen heutzutage allerdings noch nicht.
Autonome Waffenroboter können ausserdem ihre Ziele selbstständig erreichen, indem sie auf intelligente Art mit ihrer Umwelt interagieren. Dabei soll ihnen die künstliche Intelligenz (KI) helfen. Hierbei liegt auch der Sorgenpunkt: Mithilfe von KI soll es den Robotern möglich sein, neue Algorithmen aufgrund von neuen Erfahrungen zu entwickeln und mit ihnen Entscheidungen zu treffen, die nicht einmal der Programmierer voraussehen kann.
Augenblicklich findet ein weltweites Wettrüsten um autonome Waffen statt. Wie viele Länder genau ihre eigenen Killer-Roboter entwickeln und wie technologisch fortgeschritten diese sind, ist schwierig zu beurteilen. Zu den Ländern, die an solchen autonomen Waffen arbeiten, gehören laut der «Human Rights Watch» aber unter anderem China, Israel, Südkorea, Russland, Grossbritannien und die USA.
Einige Organisationen verurteilen dieses Verhalten zutiefst. Amnesty-International beispielsweise protestiert gegen die weitere Entwicklung von autonomen Waffen und sagt dazu zu SRF: «Kampfroboter sind nicht mehr Stoff nur von Science-Fiction.» Es sei für einen Kurswechsel aber noch nicht zu spät. Sie fordern ein umfassendes Verbot vollautomatischer Waffensysteme.
Ein Knackpunkt in der Diskussion um autonome Waffen ist die Frage, wie moralisch das Einsetzen solcher Roboter tatsächlich ist. Sollen Maschinen alleine über Leben und Tod eines Menschen entscheiden können?
Über diese und andere Fragen diskutieren mehr als 75 UNO-Mitgliedsstaaten in Genf diese Woche. Darunter gibt es zahlreiche Staaten, die die Killer-Roboter verbieten wollen. Einige weitere Länder lehnen ein striktes Verbot allerdings ab. Dabei handelt es sich vor allem um Staaten, die selbst bereits an der Entwicklung von autonomen Waffen arbeiten, wie beispielsweise Frankreich, die USA und Grossbritannien.
Sie argumentieren, dass der technische Fortschritt nicht aufgehalten werden soll. Kritiker hingegen verlangen bis Ende dieser Woche klare Verhandlungsmandate für einen internationalen Vertrag. Ein Initiant der «Kampagne gegen Killer-Roboter» sagte gegenüber dem Newsportal «Nau», dass nun etwas passieren müsse, da die Technologie in fünf bis zehn Jahren andernfalls so weit verbreitet und so günstig sei, dass sich jeder solche Waffen leisten könne.
In der Vergangenheit haben sich mehrere bekannte Persönlichkeiten gegen den Einsatz und die Entwicklung von autonomen Waffen ausgesprochen. Dazu gehören unter anderem Elon Musk, Steve Wozniak und Stephen Hawking. Sie befürchten, dass durch die Entwicklung solcher Roboter eine neue Ära der bewaffneten Konflikte beginnen könnte.
So sollen autonome Waffen Kriege möglich machen, die schlimmer sind als alles, was die Menschheit bisher gesehen hat. Ausserdem ist es auch denkbar, dass Terroristen und Diktatoren solche Technologie für ihre Zwecke nutzen können.
Befürworter der autonomen Waffen plädieren allerdings dafür, dass es dem Militär dank der KI dieser Maschinen möglich ist, seine Ziele besser und effizienter zu erreichen. Ausserdem wird darauf verwiesen, dass es in den letzten Jahrzehnten trotz der ständigen Verbesserung und Weiterentwicklung der Waffentechnologie zu einer Explosion des Friedens und nicht etwa des Kriegs gekommen sei.
Es wird behauptet, dass autonome Waffen sogar das Potenzial haben, die Kriegsführung moralisch zu verbessern.
Die Schweiz ist augenblicklich gegen ein generelles Verbot von automatischen Waffensystemen. Ein kategorisches Nein zum Verbot ist dies allerdings nicht. «Nur nichts überstürzen», lautet zusammengefasst die Position der Eidgenossenschaft.
Das Aussendepartement (EDA) schreibt in einem Arbeitspapier für die Genfer Gesprächsrunden, zuerst müsse die ganze Komplexität der Materie erfasst werden. Erst dann stehe fest, wo genau Regulierungsbedarf bestehe. Gerade aus rechtlicher, militärischer oder auch ethischer Perspektive sei diese Grenze noch zu erörtern.
Würde die Schwelle zu tief angesetzt, würden auch andere Systeme verboten werden, die sehr gut zu kontrollieren sind und unter der Einhaltung des Völkerrechts arbeiten. Auf der anderen Seite dürfe die Schwelle aber auch nicht zu hoch angesetzt werden, da somit teilautonome Waffensysteme möglich werden.
Abschliessende, formelle Entscheidungen dürften diese Woche in Genf noch nicht gefällt werden. Dazu sind sich die teilnehmenden Staaten noch zu uneinig.
Es werden aber wichtige Weichenstellungen erwartet. Ausserdem sollen die Treffen diese Wochen eine Grundlage für eine konstruktive, weitere Tagung im November dieses Jahres darstellen.