Im US-Wahlkampf geht es drunter und drüber. Erst vor einem Monat herrschte bei den Republikanern Hochstimmung. Am Parteitag in Milwaukee wurde Donald Trump wie ein Halbgott angehimmelt. Nach Joe Bidens Debakel in der CNN-Debatte und dem Attentat in Pennsylvania schien der Ex-Präsident auf bestem Weg ins Weisse Haus zu sein.
Am anderen Ende des Spektrums hingegen herrschte Katzenjammer. Obwohl bei den Demokraten die Rufe nach seinem Rückzug immer dringlicher wurden, stellte sich Präsident Biden taub. Bis er vor vier Wochen einsah, dass es so nicht weitergehen konnte. Er verzichtete auf eine erneute Kandidatur zugunsten von Vizepräsidentin Kamala Harris.
Die einsetzende Dynamik überrumpelte selbst erfahrene Beobachter der US-Politik. Um Harris entstand eine Euphorie, wie man sie seit Barack Obamas erstem Wahlkampf 2008 nicht erlebt hat. Ernsthafte Fehler hat Kamala Harris bislang nicht gemacht. Auch die Wahl des bodenständigen Tim Walz als «Running Mate» war ein cleverer Schachzug.
Das schlägt sich in den Umfragen und Prognosemodellen nieder, zum Beispiel in jenem des britischen «Economist». Darin war Joe Bidens Wahlchance zuletzt auf 24 Prozent abgesackt. Im überarbeiteten Modell kommt Kamala Harris nun auf eine Erfolgschance von 52 Prozent bei der Wahl im November. Das entspricht einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Donald Trump.
Der Umschwung aber ist bemerkenswert, und das Momentum spricht für Harris. Zumal es Trump noch immer nicht fassen kann, dass ihm sein «Lieblingsfeind» Biden abhandenkam. Die Stimmungslage bei den Parteien jedenfalls hat sich innert Monatsfrist radikal gewandelt. Am Konvent der Demokraten nächste Woche in Chicago finden Harris-Festspiele statt.
Mit Joe Biden wäre es eine «Totenwache» geworden, erklärte ein Politikberater aus Chicago gegenüber NBC News: «Jetzt wird es der Mardi Gras.» Das zeigt sich anhand der Nachfrage. Eine Zutrittsberechtigung für den Parteikonvent sei «ein heisseres Ticket als für ein Taylor-Swift-Konzert», sagte Chris Korge, der Finanzchef der Demokratischen Partei.
Der Parteitag findet vom 19. bis 22. August im United Center statt, in dem die Chicago Bulls (NBA) und die Chicago Blackhawks (NHL) ihre Heimspiele austragen. Der Austragungsort erzeugt bei den Demokraten nicht nur gute Erinnerungen. Schon 1968 traf man sich in der Metropole am Michigansee. Die Versammlung wurde zu einem veritablen Trauma für die Partei.
Es gab Parallelen zur heutigen Situation. Der amtierende Präsident Lyndon Johnson hatte ebenfalls auf eine erneute Kandidatur verzichtet, und ein Krieg – damals Vietnam, heute Gaza – entzweite die Demokraten. Kriegsgegner waren empört, dass die Parteispitze Johnsons Vizepräsidenten Hubert Humphrey als Kandidaten «durchpeitschen» wollte.
Ihr Favorit war Senator Eugene McCarthy. Am Parteitag kam es zu wüsten Szenen. Sie schadeten den Demokraten nachhaltig. Humphrey wurde nominiert, doch er verlor die Wahl gegen den Republikaner Richard Nixon, der «Law and Order» propagierte. Ähnliches ist dieses Jahr nicht zu erwarten: Die Demokraten stehen vereint hinter Kamala Harris.
Der genaue Ablauf des Parteitags ist noch offen. Neben Prominenz aus dem Showbusiness – sogar über einen Auftritt von Taylor Swift wird spekuliert – stehen die Reden der Politikerinnen und Politiker im Zentrum. So werden die Ex-Präsidenten Barack Obama (Dienstag) und Bill Clinton (Mittwoch) sprechen, ebenso dessen Ehefrau Hillary.
Chicago ist ihre Heimatstadt, sie wird die Versammlung am Montag einläuten. Der emotionale Höhepunkt des ersten Tages aber ist der Auftritt von Präsident Joe Biden. Er dürfte mit Ovationen gefeiert werden. Es wäre eine neue Erfahrung für Biden, der es trotz seines volksnahen, umgänglichen Auftretens nie geschafft hat, die Massen zu begeistern.
Wirklich verdaut hat Biden seinen Rückzug bis heute nicht. Er sei nach wie vor überzeugt, dass er Trump im November hätte schlagen können, berichtete die «New York Times». Er habe jedoch realisiert, dass sein Verbleib im Rennen die Partei gespalten hätte – eine weitere Parallele zu 1968. Nun engagiert er sich loyal für seine Vizepräsidentin.
Der Mittwoch gehört traditionell dem Kandidaten für das Vizepräsidium, also Tim Walz. Den Abschluss des Konvents am Donnerstag bildet der Auftritt von Kamala Harris. Nominiert ist sie bereits. Wegen teilweise fragwürdiger Anmeldefristen in republikanisch dominierten Bundesstaaten wie Ohio wurde das Verfahren vorgezogen und virtuell durchgeführt.
Chicago 1968 hatte nicht nur am Parteitag selbst zu Auseinandersetzungen geführt. In der Stadt kam es zu Demonstrationen von Gegnern des Vietnamkriegs, die der damalige Bürgermeister Richard Daley brutal niederknüppeln liess. Sie trugen dazu bei, dass der Schatten der damaligen Nominationsversammlung bis heute über der Partei liegt.
Jetzt sind wieder Proteste angesagt. Für Unruhe sorgen die Gegner des Gazakriegs. Zwar gilt Kamala Harris als israelkritischer als ihr heutiger Boss. Doch für die militante Pro-Palästina-Bewegung gibt es keinen Unterschied. Sie nennt Biden «Genocide Joe» und hat Harris den Übernamen «Killer Kamala» verpasst.
Die Polizei wird das United Center grossräumig absperren, denn es werden Ausschreitungen befürchtet. Fraglich ist, ob sie die öffentliche Meinung beeinflussen würden. Vietnam betraf die Amerikaner direkt, ihre Söhne starben in Indochina einen sinnlosen Tod. In den Gazakrieg hingegen sind die USA nur indirekt involviert.
Kamala Harris sorgt bei der Parteibasis für Begeisterung, doch für die breite Öffentlichkeit ist die Kalifornierin mit jamaikanisch-indischem Background eine relativ unbekannte Grösse. Mit der Rede in Chicago kann sie sich der Nation vorstellen. Eine Atempause wird es nicht geben, denn Anfang September beginnt die heisse Phase des Wahlkampfs.
Für Stirnrunzeln sorgt, dass sich Harris bislang den Medien entzogen hat. Die Republikaner prügeln deshalb auf sie ein. Donald Trump hat zuletzt zwei Pressekonferenzen veranstaltet, in denen er wirres Zeug laberte sowie Beleidigungen und Lügen verbreitete. Am Rande eines Auftritts in Michigan sagte Harris, sie wolle noch im August ein Interview geben.
Harris-Mitarbeiter argumentieren gemäss der «New York Times», dass in einer Zeit, in der klassische Medien an Einfluss verlieren, die Wählerschaft über TikTok und ähnliche Kanäle am effektivsten erreicht werden könne. Der nächste Höhepunkt aber ist ein traditioneller Termin: die Fernsehdebatte mit Donald Trump am 10. September auf ABC.
Dazu gehört es, den Menschen zu helfen, gute Lösungen zu bringen und weiterhin in Freude und Aufbruch zu investieren.
Es wird je länger je politischer.
Und sorry, was hat denn Lügen Donald zu bieten ausser Hass, Lügen und falsche Behauptungen?
Seine Auftritte sind ein Desaster, er hat ausser Hass und Chaos nichts für die Menschen.
Eine Woche Convention, dann zwei Wochen zur Debatte.
Kamala und Walz werden weitere Lösungen präsentieren und für Werte einstehen.
Rumpelstilzchen wird durchdrehen.
Ich denke man wird Misstöne auch 2024 haben, aber nie annähernd in der Art und Weise von 1968.