Am Mittwochabend fand die zweite TV-Debatte der Präsidentschafts-Anwärter der US-Republikaner statt – erneut ohne Donald Trump. Der Sender CNN nannte die Debatte, bei der die Teilnehmer einander oft reinredeten, «messy» – die «New York Times» schreibt von einem Feuerwerk an Angriffen.
Mit Attacken auf Amtsinhaber Joe Biden, aber teilweise auch auf den abwesenden Donald Trump, haben die Präsidentschafts-Anwärter versucht, zum Spitzenreiter Donald Trump aufzuschliessen. Sie machten den demokratischen Präsidenten unter anderem für Preissteigerungen und widerrechtliche Einwanderung verantwortlich.
Nur wenige der sieben Republikaner erlaubten sich Attacken auf Trump. Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, erinnerte daran, dass Trump in seiner Zeit mit hohen Ausgaben die Basis für die spätere Inflation gelegt habe. Er sagte:
Der Ausschnitt im Video:
DeSantis: “[Donald Trump] owes it to you to defend his record where they added 7.8 trillion to the debt. That set the stage for the inflation that we have now” pic.twitter.com/ztIIWBzZhU
— Biden-Harris HQ (@BidenHQ) September 28, 2023
Der frühere Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, kritisierte, dass Trump entgegen aller Versprechen die Grenze zu Mexiko nicht undurchlässig gemacht habe.
Und in einem der unterhaltsameren Momente der zweistündigen Debatte warnte Christie Donald Trump, dass man ihn bald Donald Duck nennen werde, wenn er sich weiter vor den TV-Debatten wegducke. Der Ausschnitt im Video:
Chris Christie labels Trump ‘Donald Duck’ 🥴pic.twitter.com/sbsrIGRJLe
— Breaking911 (@Breaking911) September 28, 2023
Christie warf ihm Feigheit vor: «Du hast Angst davor, auf dieser Bühne zu stehen und deine Bilanz zu verteidigen.» Und in die Kamera gerichtet sagte er: «Donald, ich weiss, dass du zuschaust. Du kannst nicht anders.»
In der Debatte rückten vor allen der Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy und Senator Tim Scott mit vielen Äusserungen ins Rampenlicht – und redeten zum Teil minutenlang gleichzeitig, sodass man kaum ein Wort verstehen konnte. Auch andere Teilnehmer versuchten immer wieder, sich gegenseitig zu unterbrechen und machten die Debatte über weite Abschnitte chaotisch, CNN beschrieb sie daher als «messy».
Beispiel gefällig? Scott hielt der ehemaligen amerikanischen UN-Botschafterin Nikki Haley vor, zu teure Gardinen für die offizielle Residenz bestellt zu haben, was sie bestritt.
Nikki Haley wiederum sagte Ramaswamy, sie könne fühlen, wie sie dümmer werde, während sie ihm zuhöre. Das Video dazu:
HALEY CLASHES WITH RAMASWAMY OVER TIKTOK: “Every time I hear you, I feel a little bit dumber for what you say." pic.twitter.com/40G4uc1eWu
— Breaking911 (@Breaking911) September 28, 2023
Ex-Vizepräsident Mike Pence gab sich derweil staatsmännisch und hielt sich oft zurück. Bei DeSantis dauerte es rund eine Viertelstunde, bis er zum ersten Mal zu Wort kam. Der Gouverneur von Florida gilt noch als aussichtsreichster Widersacher von Trump im Rennen um die Nominierung der Republikaner, doch der deutliche Vorsprung des Ex-Präsidenten macht DeSantis aus Sicht der anderen Anwärter verwundbarer. DeSantis betonte, er gebe nicht viel auf Prognosen: «Nicht Umfragen wählen Präsidenten, sondern Wähler wählen Präsidenten.»
Die Trump-Verfolger versuchten, mit einer Demonstration von Härte zu punkten – vor allem gegenüber China, Drogen-Kartellen aus Mexiko und Einwanderern, die gesetzwidrig die US-Grenze überschritten. Der für eine populistische Agenda bekannte Ramaswamy ging noch weiter und sprach sich dafür aus, selbst in den USA geborene Kinder abzuschieben, wenn sich ihre Eltern bei der Geburt unerlaubt im Land aufhielten. Das tönt dann so:
RAMASWAMY: “I favor ending birthright citizenship for the kids of illegal immigrants in this country.” pic.twitter.com/1ijr1fncdC
— Breaking911 (@Breaking911) September 28, 2023
Bei der Position zum Krieg in der Ukraine wurde die Spaltung in der republikanischen Partei deutlich. Während DeSantis und Ramaswamy sich dafür aussprachen, dass die USA möglichst schnell ein Ende des Krieges durch Verhandlungen herbeiführen, plädierten Pence und Haley für eine weitere Unterstützung der Ukraine.
Trump, der laut Umfragen in der Gunst republikanischer Wähler deutlich vorne liegt, blieb auch der zweiten Debatte fern.
Er versuchte unterdessen, die Unterstützung der Auto-Gewerkschaft UAW zu bekommen, die gerade grosse US-Hersteller bestreikt. Er behauptete, Bidens Pläne für den Ausbau der Elektroauto-Produktion würden die US-Autoindustrie zerstören, weil man weniger Arbeiter brauchen werde.
Ihr habt's wohl schon geahnt: Der Klimawandel war kein Thema. Im Gegenteil rief unter anderem Ramaswamy erneut dazu auf, nach Erdöl zu bohren und Kohle zu verbrennen, weil man so die US-Wirtschaft ankurbele. (lak/sda/dpa)
Zumindest wurde nicht von jüdischen Weltraumlasern gesprochen.