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Fox News trennt sich von seinem Aushängeschild Tucker Carlson

Tucker Carlson, left, and former President Donald Trump, talk while watching golfers on the 16th tee during the final round of the LIV Golf Invitational at Trump National in Bedminster, N.J., July 31, ...
Tucker Carlson sagte privat, er hasse Donald Trump «leidenschaftlich». Öffentlich aber zeigte sich der Fernsehmoderator regelmässig mit dem republikanischen Ex-Präsidenten, hier im Jahr 2022.Bild: keystone

Fox News schmeisst Aushängeschild Tucker Carlson raus – auch CNN feuert Star

Donnerschlag in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie: Der Nachrichtensender Fox News Channel trennt sich von seinem Aushängeschild Tucker Carlson. Die Hintergründe dieser abrupten Entscheidung sind vorerst unbekannt.
25.04.2023, 04:0725.04.2023, 09:06
Renzo Ruf, Washington / ch media
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Fox News Channel hat sich abrupt von seinem grössten Star getrennt. Am Montag gab der rechte Nachrichtensender in einer knappen Stellungnahme bekannt, dass Tucker Carlson kein Angestellter mehr sei. Eine Begründung lieferte der Kanal, der zum Medienimperium von Rupert Murdoch gehört, nicht. Carlson, 53 Jahre alt, meldete sich vorerst nicht selbst zu Wort.

Auf Fox News selbst sagte eine Moderatorin kurz vor dem Mittag (Ortszeit), die Trennung des Arbeitsverhältnisses sei im «gegenseitigen Einverständnis» erfolgt. Dieser Satz fehlt in der schriftlichen Mitteilung. Und auf den ersten Augenblick klingt er auch ein bisschen realitätsfern. Denn Fox News musste auch einräumen, dass vorerst kein Ersatz für Carlson bereitstehe.

«Tucker Carlson Tonight», so hiess die seit November 2016 ausgestrahlte Sendung, hatte von Montag bis Freitag jeweils gegen 3 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Während gut einer Stunde, unterbrochen von mehreren Werbesendungen, sprach der rechte Kommentator jeweils über sein Lieblingsthema – zuvorderst über seinen Hass auf die Eliten des Landes, die Mitglied in der sogenannten «Uniparty» seien.

CNN feuert Star-Moderator Don Lemon
Nur Stunden nach dem Ende von Carlson bei Fox gab der Konkurrenz-Sender CNN ebenfalls eine prominente Entlassung bekannt: Star-Moderator Don Lemon wurde per sofort freigestellt. Lemon schreibt, er sei sehr überrascht über den Schritt.

Letzteres ist ein imaginäres Gebilde, dem angeblich die führenden Politiker in Washington angehörten. «Uniparty» heisst es, weil es keinen Unterschied zwischen Demokraten und Republikanern mehr gebe, zum Beispiel, was die Unterstützung des Krieges in der Ukraine angeht. (Carlson ist ein prononcierter Kritiker des Ukraine-Kurses des Weissen Hauses.)

Am Freitag, in seiner letzten Sendung, sprach Carlson beispielsweise über die angebliche Zerstörung der amerikanischen Vorstädte, in der angeblich vor allem Menschen weisser Hautfarbe lebten. Diese Zerstörung werde von den regierenden Kräften aus machtpolitischen Gründen vorangetrieben. Das sei typisch, sagte der Moderator in einem seiner typischen Kommentare: Der Regierung gehe es nie darum, das Leben der Amerikanerinnen und Amerikaner zu verbessern.

Kopfzerbrechen über die Radikalisierung von Carlson

Weil Carlson selbst ein Kind des Establishments ist – sein Vater war nach seiner Karriere als Journalist für die Präsidenten Ronald Reagan und George H.W. Bush tätig – gibt es wohl keine andere Fox News-Persönlichkeit, die Washington derart faszinierte. Regelmässig zerbrachen sich Vordenker in der Hauptstadt den Kopf darüber, warum sich Carlson in den vergangenen Jahren derart radikalisiert hatte.

Vergessen geht dabei heute, dass der begabte Polemiker früher ein begnadeter Journalist war. Seine Artikel in der (eingestellten) Zeitschrift «The Weekly Standard», in der er sich über das politische Personal in der Hauptstadt lustig machte, sind auch heute noch amüsant. Auch kommentierte ein junger Carlson, dessen Vorfahren auch aus der Schweiz stammten, auf den Nachrichtensendern CNN und MSNBC regelmässig das Zeitgeschehen.

Über die Gründe der Trennung lässt sich vorerst nur spekulieren. Zuletzt hatte Carlson Schlagzeilen mit abfälligen Kommentaren produziert, die er nach der Wahl 2020 privat über den Republikaner Donald Trump abgegeben hatte. Bekannt wurden diese Kommentare im Zuge eines Verleumdungsprozesses gegen Fox News, der vorige Woche überraschend mit einer Entschädigungszahlung von 787.5 Millionen Dollar endete. (In privaten Nachrichten äusserte sich Carlson auch abschätzig über seine Vorgesetzten und das Management des Medienunternehmens, für das er arbeitete.)

FILE - Tucker Carlson, host of "Tucker Carlson Tonight," poses for photos in a Fox News Channel studio on March 2, 2017, in New York. (AP Photo/Richard Drew, File)
Tucker Carlson
Fox und Tucker Carlson gehen getrennte Wege. Über die Gründe ist noch nichts bekannt.Bild: keystone

Trump allerdings schien nicht nachtragend zu sein. Sein erstes Fernsehinterview nach der kürzlichen Anklageerhebung in New York gab er Carlson – der den Ex-Präsidenten gewähren liess und keine kritischen Fragen stellte.

Auch sah sich Carlson mit einer Klage einer ehemaligen Angestellten konfrontiert, die sich über das sexistische Arbeitsklima beschwerte. Carlson produzierte seine Sendung zuletzt in einem Studio, das er sich eigens in einem idyllischen Dorf im Ostküsten-Staat Maine gebaut hatte. Der amerikanischen Hauptstadt, in der er gross geworden war (einst lebte er in Washington Haustür-an-Haustür mit Hunter Biden, dem Sohn von Präsident Joe Biden) hatte er spätestens während der Pandemie den Rücken zugekehrt. (aargauerzeitung.ch)

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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R10
25.04.2023 06:40registriert Juli 2016
Jetzt wird vermutlich der nächste Schritt folgen und er wird sich noch weiter radikalisieren und noch mehr abdriften. Der amerikanische Julian Reichelt.
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Bibilieli
25.04.2023 06:10registriert September 2014
Tucker ist brandgefährlich. Der Uniparty-Vorwurf ist indes nicht neu und aus meiner Sicht auch nicht ganz falsch. In den Worten von Gore Vidal: "There is only one party in the United States, the Property Party. And it has two right wings: Republican and Democrat." Bei Noam Chomsky klingt es ähnlich, nur nennt er sie Business Party.
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AlfredoGermont
25.04.2023 06:41registriert März 2022
Bis bald auf weltwoche tv, da können provinzielle Schweizer Schwurbler noch etwas lernen!
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