Die 24-jährige Myeshia Johnson befand sich am Dienstag auf dem Weg zum Flughafen Miami, um die Leiche ihres in Niger getöteten Ehemannes zu empfangen. Da klingelte ihr Handy. Am Telefon: US-Präsident Donald Trump.
Den Hinterbliebenen von getöteten Soldaten zu kondolieren gehört selbst für US-Präsidenten zu den schwierigsten Aufgaben. Umso mehr, wenn die junge Witwe im sechsten Monat schwanger ist und bereits zwei Kinder hat.
Der US-Präsident hat es aber nun so richtig vermasselt. Trump habe der Witwe am Telefon in schon fast witzelndem Ton gesagt, ihr Mann habe ja «gewusst, worauf er sich einliess, als er sich für die Armee verpflichtete.» Dann habe er noch hinzugefügt: «Aber ich nehme an, es tut trotzdem weh.» Die Aussagen hörte laut CNN die demokratische Abgeordnete Frederica Wilson mit, die ebenfalls im Wagen sass.
Die Witwe habe ihr gesagt, dass sich Trump im drei bis fünf Minuten dauernden Telefonat nicht an den Namen ihres gefallenen Mannes habe erinnern können. «Das war das schlimmste. Die Frau hat geweint, hat sich gekrümmt und ist fast zusammengebrochen», so Wilson
In gewohnter Manier wehrte sich der US-Präsident am Mittwoch auf Twitter gegen die Vorwürfe. Wilson habe die Aussagen «komplett erfunden». Er habe Beweise dafür. Trumps Pressechefin Huckabee-Sanders sagte aber, das Gespräch sei nicht aufgezeichnet worden. Es sei einfach «abscheulich», dass die demokratische Abgeordnete aus dem Telefon politisches Kapital schlagen wolle.
Democrat Congresswoman totally fabricated what I said to the wife of a soldier who died in action (and I have proof). Sad!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) October 18, 2017
Trump erklärte am Mittwoch an einer Presseorientierung weiter, er habe vielmehr ein «gutes Gespräch» mit der Witwe geführt. Die angeblichen Beweise dafür lieferte er jedoch nicht.
I stand my account of the call with @realDonaldTrump and was not the only one who heard and was dismayed by his insensitive remarks.
— Rep Frederica Wilson (@RepWilson) October 18, 2017
Zu dumm...Am Mittwochabend bestätigte die Mutter des gefallenen Soldaten in der Washington Post die Aussagen Wilsons. «Trump hat unsere Familie respektlos behandelt.»
Die Abgeordnete Wilson kennt die Familie Johnson offenbar seit Jahren und sass darum im Wagen. «Die Worte von Trump sind unglaublich, so was sagt man nicht zu einer trauernden Frau.»
Auch auf Twitter sorgen die Aussagen Trumps für viel Wirbel. Der US-Präsident habe einfach null Empathie. «Anstatt sich zu entschuldigen, lanciert er eine persönliche Attacke. Das ist einfach nicht normal!»
Trump is incapable of expressing empathy. Instead of apologizing, he takes this as a personal attack. He's not normal. https://t.co/XbdaGDfx7H
— sherean (@sherean) October 18, 2017
So if your child/friend/relative dies at war. You get a phone call from Trump saying "they knew what they were signing up for" - #MAGA https://t.co/debFcKzXQl
— RVACHILLY (@RVACHILLY) October 18, 2017
Auch US-Kriegsveteranen sind empört. «Ich bin einfach angewidert von den schrecklichen Aussagen Trumps», so Charlies Clymer.
As a veteran who has folded countless flags, I cannot adequately express how completely disgusting and cruel this was for Trump to say. https://t.co/XYpv8iybzi
— Charles Clymer🏳️🌈 (@cmclymer) October 18, 2017
Pete Souza, der langjährige «Hoffotograf» des Weissen Hauses, postete vielsagend ein Bild auf Instagram. Es zeigt den Ex-Präsidenten mit einer trauernden Witwe.