International
USA

Selenskyj trifft Trump in den USA: Die wichtigsten Punkte

Ukraine's President Volodymyr Zelenskyy, left, sits before a meeting with President Donald Trump, from right, Vice President JD Vance and Treasury Secretary Scott Bessent in the Cabinet Room of t ...
Das Treffen zwischen Selenskyj und Trump verlief freundlich.Bild: keystone

Tomahawks, Lob und ein möglicher Deal: Das Wichtigste zu Selenskyjs Treffen mit Trump

17.10.2025, 22:0518.10.2025, 06:18

Rückt Trump die Tomahawks raus?

Im Ringen um ein Ende des Ukraine-Kriegs bevorzugt US-Präsident Donald Trump andere Wege als eine Bereitstellung von amerikanischen Tomahawk-Marschflugkörpern für die Ukraine. Hoffentlich könne man den Krieg beenden, ohne über diese Waffen nachdenken zu müssen, sagte er bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weissen Haus. Der US-Präsident bekräftige dabei erneut, dass auch die USA Tomahawks bräuchten.

Zugleich sagte Trump über ein mögliches Kriegsende: «Ich denke, wir sind ziemlich nah dran». Er glaube, dass Kremlchef Wladimir Putin einen «Deal» abschliessen wolle. Auch Selenskyj betonte: «Präsident Trump hat eine grosse Chance, diesen Krieg zu beenden». Gleichzeitig sprach er Putin den Willen ab, eine Waffenruhe zu vereinbaren.

Nach dem Treffen der beiden Präsidenten in Washington war zunächst nicht klar, was zum Thema Tomahawks besprochen worden war.

US-Medienberichten zufolge darf die Ukraine vorerst nicht auf eine Lieferung von Tomahawks hoffen. Trump habe dem ukrainischen Staatschef bei ihrem Treffen eine entsprechende Freigabe verweigert, berichteten unter anderem das Portal «Axios» und der Sender CNN unter Berufung auf informierte Quellen.

Das sagt Selenskyj bezüglich Tomahawks
Der ukrainische Präsident hofft weiterhin auf eine Zusage für die Lieferung von weitreichenden US-Marschflugkörpern des Typs Tomahawk. «Unsere Teams arbeiten daran», sagte Selenskyj nach dem Treffen mit Trump in der NBC-Sendung «Meet the Press with Kristen Welker». Es sei gut, dass Präsident Trump nicht Nein gesagt habe, «aber heute auch nicht Ja gesagt hat.» Er könne keine weiteren Details nennen. Der ukrainische Präsident unterstrich erneut, dass die Ukraine im Krieg gegen Russland auf solche weitreichenden Waffen angewiesen sei.

Auf die Frage, ob er glaube, dass Trump seinen Ton in dieser Frage nach seinem jüngsten Telefonat mit Kreml-Chef Wladimir Putin geändert habe, sagte Selenskyj: «Ich weiss es nicht, denn wir haben uns nicht vor diesem Telefonat getroffen.» Der ukrainische Präsident sagte, Tomahawks seien ein sensibles Thema für Russland. Er denke, Putin habe Angst, dass die USA der Ukraine diese Waffen liefern könnten.

Was für einen Deal könnte es geben?

Der ukrainische Präsident sagte bei dem Treffen mit Trump, dass die Ukraine Tausende Drohnen habe, aber keine Tomahawks. Sein Land brauche diese Marschflugkörper, bekräftigte er. Dabei brachte er auch erneut den Verkauf ukrainischer Drohnen an die USA ins Spiel. Die Frage eines Journalisten, ob die Vereinigten Staaten an einem solchen Deal interessiert seien, bejahte Trump.

Selenskyj hatte die US-Regierung in den vergangenen Wochen immer wieder um die Lieferung von Tomahawks gebeten – und sich von dem Treffen mit Trump grünes Licht dafür erhofft. Trump kündigte in Anwesenheit von Journalisten an, zumindest über die Waffen mit Selenskyj zu reden. Tomahawks haben eine hohe Reichweite. Die Ukraine könnte mit Hilfe der Marschflugkörper eine offensivere Rolle einnehmen und die Waffe tief nach Russland hinein abfeuern.

Viel Lob für Selenskyj (und sein Outfit)

Es ist der dritte Besuch des ukrainischen Präsidenten in diesem Jahr im Weissen Haus. Mitte August hatten sich beide Staatsoberhäupter zuletzt getroffen – in entspannterer Atmosphäre, nachdem das erste Gespräch in Washington im Februar in einem beispiellosen Eklat geendet war. Vor laufenden Kameras hatten der US-Präsident und sein Vize JD Vance den ukrainischen Staatschef damals brüsk zurechtgewiesen – Selenskyj reiste danach früher ab als geplant.

Das jetzige Treffen verlief in freundlicher Atmosphäre. Trump lobte Selenskyj zu Beginn der Zusammenkunft für seine Stärke. Es sei ihm eine Ehre, mit einem sehr starken Staatschef zusammenzukommen, sagte Trump. Selenskyj habe viel durchgemacht und die USA hätten es mit ihm durchgemacht. Man verstehe sich sehr gut, betonte Trump.

President Donald Trump, left, greets Ukraine's President Volodymyr Zelenskyy at the White House, Friday, Oct. 17, 2025, in Washington. (AP Photo/Alex Brandon)
Donald Trump,Volodymyr Zelenskyy
Trump empfing Selenskyj im Weissen Haus.Bild: keystone

Der US-Präsident lobte zudem das Outfit des ukrainischen Präsidenten. Der Republikaner sagte, der Ukrainer sehe «schön» aus in seinem Jackett und ergänzte: «Sehr stilvoll. Mir gefällt es.» Selenskyj trug eine schwarze Anzugjacke.

Der Kommentar weckte Erinnerungen an den Besuch des Ukrainers im Weissen Haus im Februar. Selenskyj war für sein angeblich zu legeres Outfit kritisiert worden, ein rechter Online-Kommentator hatte die Beanstandungen vor laufenden Kameras im Oval Office geäussert. Selenskyj erschien damals im schlichten Pullover - ein Symbol seiner Rolle als Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, das auf US-Seite jedoch als Respektlosigkeit ausgelegt wurde.

Der Putin-Trump-Tunnel

Die von Moskau ins Spiel gebrachte Idee eines Tunnels zwischen dem russischen Sibirien und dem US-amerikanischen Alaska ist vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wenig enthusiastisch aufgenommen worden. «Ich bin nicht glücklich darüber», sagte der Ukrainer auf die direkte Frage von US-Präsident Donald Trump vor Journalisten in Washington. Zuvor hatte Trump das Vorhaben als «interessant» bezeichnet.

Nach einem Telefonat zwischen Kremlchef Wladimir Putin und Trump hatte der russische Sondergesandte Kirill Dmitrijew am Donnerstag bei der Plattform X von einem Eurasien und Amerika verbindenden «Putin-Trump-Tunnel» unter der Bering-Strasse geschrieben. An die Bohrfirma von X-Eigentümer Elon Musk gerichtet, bezifferte er die möglichen Kosten mit umgerechnet weniger als sieben Milliarden Euro. Die Idee einer derartigen Eisenbahnverbindung ist bereits mehr als 100 Jahre alt und wurde aber aufgrund der immensen Kosten und der komplett fehlenden Verkehrsinfrastruktur in den Polargebieten mehrfach verworfen.

Das sagt Trump nach dem Treffen

Trump hat Russland und die Ukraine aufgefordert, den Krieg sofort zu beenden. Es sei genug Blut vergossen worden, schrieb der Republikaner auf der Plattform Truth Social. «Sie sollten dort aufhören, wo sie sind.»

In dem Post kurz nach seinem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weissen Haus ging Trump mit keinem Wort auf die Tomahawk-Marschflugkörper ein, die die Ukraine zuvor für ihre Verteidigung gegen den Aggressor Russland erbeten hatte. Es blieb unklar, wie aktuell die konkrete Position der USA dazu ist.

«Lasst beide den Sieg für sich beanspruchen, lasst die Geschichte entscheiden!», schrieb Trump. Es sei an der Zeit, das Töten zu stoppen und einen «DEAL» zu machen. Trump schloss seinen Post mit den Worten: «HÖRT AUF, GEHT IN FRIEDEN NACH HAUSE ZU EUREN FAMILIEN!»

Noch vor einiger Zeit hatte Trump, der in seinen Positionen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hin- und herschwankt, die Lage noch so eingeschätzt: Die Ukraine könne mit Hilfe westlicher Verbündeter ihr Staatsgebiet vom russischen Aggressor zurückerobern. Mit Zeit, Geduld und finanzieller Unterstützung insbesondere der Nato seien die ursprünglichen Grenzen zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns eine «Option», hatte es damals geheissen. Trump hatte sich zunehmend verärgert über Kremlchef Putin gezeigt. Selenskyj kam mit Rückenwind ins Weisse Haus – mit Zusagen von europäischen Verbündeten für noch mehr Rüstungshilfe.

In den vergangenen Wochen hatte sich der US-Präsident noch sehr enttäuscht von Putin gezeigt und appellierte an andere Verbündete, Russland wirtschaftlich zu schwächen, um die Kriegskasse des Angreifers zu leeren. Die USA verhängten Sanktionen gegen Indien, damit das Land kein Öl mehr von Russland kauft.

Geht Selenskyj mit leeren Händen nach Hause?

Vorerst schon. Selenskyj verwies bei einer Pressekonferenz nach dem Treffen formal auf eine Bitte der US-Seite, das Thema Tomahawks nicht weiter öffentlich zu diskutieren. «Die USA wollen keine Eskalation», begründete der Ukrainer diese Bitte. Dennoch sei das Thema zumindest für ihn nicht vom Tisch. «Wir müssen daran noch mehr arbeiten», betonte er.

Die Frage ist, ob die Amerikaner sich jetzt vor dem Putin-Treffen nicht in die Karten schauen lassen wollen und sich deshalb öffentlich nicht festlegen.

Selenskyj führte nochmals aus, warum sein Land Waffen brauche. Die Ukraine sei mit den verfügbaren Flugabwehrsystemen heute nicht in der Lage, russische ballistische Raketen in ausreichendem Masse zu bekämpfen. «Diese Schläge hält unsere Energiewirtschaft einfach nicht aus», sagte Selenskyj. Eben dafür müsse Druck auf Russland aufgebaut werden und der bestehe darin, entsprechende Waffen zu liefern. Kiew wolle kombinierte Angriffe mit Drohnen und Tomahawks durchführen.

Medienberichten zufolge hatte die ukrainische Delegation zur Veranschaulichung extra eine Karte mit Zielen in Russland im Weissen Haus präsentiert. Selenskyj versicherte: «Sie (die Russen) fürchten diese Kombinationsangriffe, sie verstehen, was wir machen können.»

Was hat es mit dem neuen Treffen von Trump und Putin auf sich?

Der US-Präsident kündigte beim Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten an, sich bald in Ungarn voraussichtlich mit Putin zu zweit und damit ohne direkte Beteiligung der Ukraine zu treffen. Zugleich wolle er aber mit Selenskyj in Kontakt stehen. Es gebe «viel böses Blut» zwischen Moskau und Kiew. Trump ergänzte, man wolle es für jeden angenehm machen.

Auf die eine oder andere Weise würden alle drei Seiten – Russland, Ukraine und USA – involviert sein, aber das könnte getrennt voneinander erfolgen, sagte er. Bereits im August hatten sich Trump und Putin in Alaska getroffen – ohne Selenskyj und ohne greifbares Ergebnis.

Erst am Donnerstag hatten Putin und Trump miteinander telefoniert. Nach dem Gespräch hatte der Republikaner dann ein Treffen beider Staatschefs «wahrscheinlich in den nächsten zwei Wochen» in Budapest in Aussicht gestellt.

Was ist mit dem Haftbefehl gegen Putin?

Ungarn als Austragungsort eines solchen Formats wirft zugleich Fragen auf. Denn seit März 2023 liegt gegen Putin ein internationaler Haftbefehl vor. Dieser erging, weil der Kremlchef nach Ansicht des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) für die Verschleppung ukrainischer Kinder nach Russland verantwortlich ist.

Derzeit hat dieser Haftbefehl vor allem eine symbolische Bedeutung: Das Gericht mit Sitz in Den Haag verfügt über keine eigene Polizeimacht, um Putin festzunehmen. Ungarns Aussenminister Peter Szijjarto machte bereits klar, dass Ungarn Putin trotz des internationalen Haftbefehls nicht festnehmen werde.

Warum wird Trumps Engagement infrage gestellt?

Trump versuchte schon lange, als Vermittler im Ukraine-Krieg zu intervenieren, bislang ohne grösseren Erfolg. Ursprünglich hatte Trump nach dem Alaska-Treffen anvisiert, dass es in den Verhandlungen um ein Ende der Kämpfe zu einem Dreiertreffen von ihm, Putin und Selenskyj kommt – doch das fand nie statt.

Die frühere US-Botschafterin in der Ukraine, Bridget Brink, trat im Frühjahr aus Protest gegen die fragwürdige Ukraine-Politik von Donald Trump zurück. Die erfahrene Diplomatin und viele weitere Fachleute kritisieren das zögerliche Verhalten des US-Präsidenten, was Massnahmen gegen den Aggressor Russland betrifft.

Europa sei der grösste Handelspartner der Vereinigten Staaten. Im russischen Krieg in der Ukraine gehe es für Amerika darum, «den 80-jährigen Frieden zu bewahren, der nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs entstand – und das daraus resultierende Wirtschaftswachstum, den Handel und die echten Arbeitsplätze».

Wie geht es nun weiter?

Mit viel Unterstützung aus Europa für die Beendigung des Krieges. Selenskyj informierte europäische Partner noch am Abend über seinen Besuch im Weissen Haus, wie er auf der Plattform X mitteilte, darunter NATO-Generalsekretär Mark Rutte sowie die Spitzen der EU-Institutionen.

EU-Ratspräsident António Costa schrieb bei X, das gemeinsame Ziel bleibe ein gerechter und dauerhafter Frieden für die Ukraine. «Militärische, finanzielle und diplomatische Unterstützung sowie Sicherheitsgarantien sind dafür unerlässlich», so Costa. Auf dem EU-Gipfel in der kommenden Woche werde man konkrete Schritte besprechen, um den Druck auf Russland zu erhöhen, damit Frieden erreicht werde.

(sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das sind die 50 teuersten Fussball-Transfers der Welt
1 / 52
Das sind die 50 teuersten Fussball-Transfers der Welt

Platz 50: Kevin De Bruyne (BEL), offensives Mittelfeld. Wechselte im August 2015 für 76 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg zu Manchester City.

quelle: epa/epa / nigel roddis
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Raus hier, bevor dein Kind verletzt wird!»
Video: instagram
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
44 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
el_barto_tiburon
17.10.2025 22:18registriert Oktober 2015
Es geht Trump vorallem um Bussines und das er irgendwie mit einem Bauwerk, sei es Tunnel oder Arc de Trump in die Ewigkeit eingehen kann. Er zögert alles hinaus und das Treffen wird Nichts bringen. Europa wach endlich auf!
898
Melden
Zum Kommentar
avatar
Squawk 7700
17.10.2025 22:53registriert Mai 2025
Jetzt sollte Kanzler Merz dringend die Zusage für die Taurus Marschflugkörper machen, sonst hat fie Ukraine bei den Verhandlungen extrem schlechte Karten ohne Tomahawks der USA.
7812
Melden
Zum Kommentar
avatar
Andy25
17.10.2025 23:22registriert April 2019
Wie erwartet bereitet TACO Trump den roten Teppich für den Kriegsverbrecher Putin in Ungarn vor.
656
Melden
Zum Kommentar
44
Archäologen finden uraltes Brot mit Christus-Bild in der Türkei
In der antiken Siedlung Topraktepe im osttürkischen Karaman haben Archäologen fünf aussergewöhnlich gut erhaltene, verkohlte Brote aus dem 7. bis 8. Jahrhundert nach Christus entdeckt.
Zur Story