Donald Trump erinnert in der Schlussphase des Präsidentschaftswahlkampfes zunehmend an eine Wundertüte. Der Republikaner sorgt mit einer Reihe von bizarren Auftritten für Aufsehen – und der politische Gegner fragt sich erstaunt, warum diese Serie von unorthodoxen Vorkommnissen sich bisher nicht negativ auf seine guten Umfragewerte auswirkt.
Ein paar Beispiele bloss.
Am Montag, während eines Auftrittes in der politisch umkämpften Agglomeration von Philadelphia, brach Trump kurzerhand eine Fragestunde ab – stattdessen spielte er DJ und unterhielt das Publikum eine halbe Stunde lang mit seinen Lieblingsschlagern. Dazu machte der 78 Jahre alte Ex-Präsident ein paar linkische Tanzbewegungen. «Lass uns einfach Musik hören», sagte Trump. Die Anwesenden waren angeblich begeistert.
Trump überschüttet seine Kontrahentin mit Beleidigungen. Kamala Harris sei «geistig behindert», sagt er zum Beispiel. Oder: Die Vizepräsidentin habe die «geistigen Fähigkeiten eines Kindes», und ein Kaninchen habe mehr Energie. «Wir können sie nicht ausstehen, sie sind eine beschissene Vizepräsidentin», sagte er am Samstag über Harris.
Trump just called Harris a “shit vice president” at his campaign event in Pennsylvania. pic.twitter.com/jIe2Xxhz0r
— Kate Sullivan (@KateSullivanDC) October 19, 2024
Wenn der Republikaner seine Positionsbezüge erklären muss, dann kommt er rasch vom Hundertsten ins Tausendste. Neuerdings vergleicht er deshalb seinen Redestil mit einer Webe-Technik («The Weave»). Am Ende, sagt er, komme er immer ans Ziel.
Trump: “I do a thing called the weave. And there are those that I've heard that say, ‘This guy is so genius.’ And then others would say, ‘Oh, he rambled.’ I don't ramble.” pic.twitter.com/ng7GRAJs6O
— Republican Voters Against Trump (@AccountableGOP) October 9, 2024
Trump verschwendet Zeit mit Auftritten in Staaten, in denen die Republikaner chancenlos sind. Voriges Wochenende trat er in Kalifornien auf. Nächsten Sonntag ist ein Event im Madison Square Garden im New Yorker Stadtteil Manhattan geplant. Warum? Weil Trump in New York aufwuchs und schon immer einmal in der ikonischen Sportarena auftreten wollte, in der fast 20'000 Menschen Platz haben.
Trump hat eine neue Theorie, wie der Ukraine-Krieg begann. Er beschuldigt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, für die Invasion der Russen verantwortlich zu sein. «Er hätte diesen Krieg nie zulassen dürfen», sagte Trump diese Woche über Selenskyj.
Trump about Zelenskyy and the war in Ukraine:
— Ivan Katchanovski (@I_Katchanovski) October 17, 2024
“He should never have let that war start. That war is a loser.” https://t.co/BzUTnvNaSa pic.twitter.com/MaDCwYkSgE
Die Rhetorik des Republikaners gegen Migranten wird immer extremer. In seinen Wahlkampfansprachen behauptet er, Horden von illegal eingewanderten Menschen hätten ganze Städte und Dörfer in den USA «überfallen und erobert». Das ist Schwachsinn.
Am Wochenende schwärmte Trump in Latrobe (Pennsylvania) minutenlang über Arnold Palmer, den berühmten Golfer, und dessen Männlichkeit. Die Geschichte endete in dieser Aussage: «Wenn er zusammen mit den anderen Profis duschte, kamen sie raus und sagten: ‹Oh mein Gott. Das ist unglaublich.›»
Und dennoch gibt es keine Anzeichen dafür, dass Trumps Popularität unter diesen Aussagen leidet. Er profitiert davon, dass Präsident Joe Biden unbeliebt ist. Auch ist es dem Republikaner gelungen, neue Wählerschichten anzusprechen – die bereit sind, seine Eigenarten zu tolerieren, weil sie seine wirtschafts- und einwanderungspolitischen Ideen gut finden.
Das Watson-Team - wie die Mehrheit der Presse - spielt mit, sorry.
Vorschlag: Jede Trump-Meldung mit zwei Harris-Berichten kompensieren.
Der Penetranz seines Auftritts ist keine Vernunft entgegenzusetzen.