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Das gab's noch nie: Florida richtet Todeskandidaten mit nicht erprobtem Medikament hin

Das gab's noch nie: Florida richtet Todeskandidaten mit nicht erprobtem Medikament hin

25.08.2017, 02:5225.08.2017, 14:16
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epa06161308 An undated handout photo made available on 25 August 2017 by the Florida Department of Corrections showing Mark Asay aged 53. According to the Death Penalty Information Center on 25 August ...
Mark Asay wurde am Donnerstagabend exekutiertBild: EPA/FLORIDA DEPARTMANT OFCORRECTIONS

Im US-Bundesstaat Florida ist erstmals ein Todeskandidat mit einem bislang nicht bei Exekutionen erprobten Narkosemittel hingerichtet worden. Der wegen rassistisch motivierten Doppelmordes zum Tode verurteilte Mark Asay wurde am Donnerstagabend (Ortszeit) exekutiert.

Bei der Hinrichtung wurde das Narkosemittel Etomidate verwendet, das bislang noch nie bei Hinrichtungen einsetzt wurde, wie die Strafvollzugsbehörden mitteilten. Der Todeskandidat war vergeblich vor Gericht gegen die Nutzung des Mittels vorgegangen. Seine Anwältin hatte den Behörden vorgeworfen, den 53-Jährigen als «Versuchskaninchen» zu missbrauchen.

In den USA werden die tödlichen Substanzen für die Giftspritzen knapp, weil sich viele europäische Pharmafirmen weigern, den US-Behörden Nachschub zu liefern. Das derzeit für die Giftcocktails genutzte Betäubungsmittel Midazolam steht in der Kritik, weil es offenbar nicht stark genug ist, um Schmerzen der Todeskandidaten zu vermeiden.

Kritik von Pharmafirma

Im April 2014 hatte der qualvolle Tod eines verurteilten Mörders bei einer Hinrichtung im Bundesstaat Oklahoma weltweit für Entsetzen gesorgt: Der Todeskampf von Clayton Lockett hatte nach einer Giftinjektion mit Midazolam 43 Minuten gedauert. Dabei wand er sich vor Schmerzen.

Florida griff deshalb nun auf Etomidate als Ersatz zurück. Das Pharmaunternehmen Janssen kritisierte die Verwendung seines Medikaments. Ziel der Firma sei es «Leben zu retten und zu verbessern», sagte ein Sprecher der «Washington Post». Das Unternehmen heisse die Verwendung seines Mittel für die Todesspritze nicht gut.

Schwierige Injektion

Der Chirurg und Todesstrafen-Gegner Jonathan Groner warnte, die intravenöse Verabreichung von Etomidate sei schwierig. Bei beschädigten Venen könne die Verwendung des Mittels äusserst schmerzhaft sein. Gerade Todeskandidaten hätten jedoch häufig beschädigte Venen – wegen ihres Alters oder weil sie eine Vergangenheit als Drogenkonsumenten hätten.

Asay war 1988 wegen der Ermordung zweier Männer zum Tode verurteilt worden. Er ist der erste Weisse seit der Wiedereinführung der Todesstrafe in Florida 1976, der wegen Mordes an einem Schwarzen hingerichtet wurde. (viw/sda/afp)

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94 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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studmed
25.08.2017 12:07registriert Juli 2016
Nun, Etomidat wurde vielleicht noch nie bei einer Hinrichtung eingesetzt, doch zur Einleitung einer Narkose wird es auch in Westeuropa regelmässig verwendet, ebenso wie Midazolam. Es ist auch nicht der tödliche Teil des Cocktails. Kaliumacetat führt zu einem Herzstillstand und wird deswegen dafür genutzt.
Dies nur als Hintergrundinformation für alle Interessierten ;) Dass die Todesstrafe endlich abgeschafft gehört, ist völlig klar.
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lilas
25.08.2017 09:06registriert November 2015
Ein Land zwischen silicon valley und Mittelalter.
Wie man eine Todesspritze erproben soll ist die eine Frage. Die Todesstrafe an sich ist die Andere. Humanes Töten..WTF
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Fulehung1950
25.08.2017 10:06registriert Juni 2014
Es ist nicht zu fassen.

Die Ausführung der Todesstrafe sagt viel über den Zustand einer Gesellschaft aus. Sie basiert in den USA auf alttestamentarischen Regeln des "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Die Todesstrafe belegt die Rückständigkeit Us-amerikanischen Denkens, geprägt von evangelikalem Fanatismus. Es wundert daher nicht, dass die USA auch das Land der Kreationisten ist, die Wissenschaft wider besseres Wisen verleugnen: es steht halt so in der Bibel.

Na dann, treibt das "staatlich legitimierte" Morden weiter, auch wenn in der gleichen Bibel steht "Du sollst nicht töten".
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