Grosse Runde: Der zweite Teil der Debatte der Präsidentschaftsanwärter der Demokraten. Bild: AP
Im US-Bundesstaat Florida haben die Demokraten die zweite Runde der TV-Debatte ihrer Präsidentschaftsbewerber abgehalten. In Miami trafen am Donnerstagabend (Ortszeit) zahlreiche politische Schwergewichte aufeinander. So trat etwa Ex-Vizepräsident Joe Biden, der unabhängige Senator Bernie Sanders, seine Kollegin Kamala Harris sowie der Bürgermeister Pete Buttigieg auf. Die wichtigsten Punkte der Debatte.
Senatorin Kamala Harris und Ex-Vizepräsident Biden lieferten sich einen harten Schlagabtausch. Harris attackierte Biden für dessen Bemerkungen über zwei Senatoren, die Anhänger der Trennung zwischen Schwarzen und Weissen waren, sowie seine frühere Position bei der Integration afroamerikanischer Schüler. Biden hatte sich vor Kurzem bei einer Spendengala dazu geäussert, wie er zu Beginn seiner Karriere im Senat entgegen seinen Überzeugungen mit zwei Abgeordneten, die Befürworter der Rassentrennung waren, zusammengearbeitet habe. Biden führte dies als Beispiel dafür an, warum überparteiliche Zusammenarbeit wichtig sei, um Probleme zu lösen. Er erntete dafür scharfe Kritik.
Harris nannte die Aussagen «verletzend». Biden verlor bei seiner Replik den Faden, bis er sich letztlich selbst erlöst:
Eine Steilvorlage für seine Gegner. Und für die Komiker.
Der griff Donald Trump hart an. Er bezeichnete den amtierenden US-Präsidenten als pathologischen Lügner und Rassisten. Zudem verteidigte er seine Pläne für ein staatlich finanziertes Gesundheitssystem. Mittelklasse-Haushalte würden dann zwar mehr Steuern zahlen, aber weniger für Krankenversicherung ausgeben.
Bernie Sanders betonte aber, dass seiner Ansicht nach der Klimawandel die grösste Bedrohung für die Vereinigten Staaten sei.
Siegerin des Abends: Kamala Harris. Bild: AP
Kamala Harris. CNN berichtet, sie habe die «Kakophonie ihrer Rivalen» durchschnitten und immer wieder darauf bestanden, dass die Kandidaten ihre Aufmerksamkeit auf die Probleme der «echten Amerikaner» richten. Politik-Kommentator Van Jones zeigte sich euphorisiert: «Ein Star wurde geboren.» Der «New Yorker» lobte die kalifornische Senatorin für ihre direkte Sprache und bezeichnet sie als die Gewinnerin des Abends.
Blieben nach Ansicht der amerikanischen Politik-Beobachter eher flach. Stellvertretend eine weitere Aussage von Van Jones über Kirsten Gillibrand: «Sie erzählt ihre Geschichte noch nicht richtig und sie erzählt die Geschichte des amerikanischen Volkes nicht richtig, also punktet sie nicht ... Ich glaube nicht, dass sie einen Eindruck hinterlassen hat.»
In den US-Medien gab auch Pete Buttigieg zu reden: Er habe zwar noch nicht ganz bereit für den Wahlkampf gewirkt, machte insgesamt aber den «smartesten» Eindruck. Etwa in einem Segment, wo er die Doppelmoral der Republikaner anklagt. Diese würden sich gerne mit einer christlichen Sprache umhüllen, gleichzeitig jedoch die Internierung von Migrantenkinder an der US-Grenze befürworten. Wo bleibt die christliche Nächstenliebe?
Nun, der sieht das Präsidentschaftsrennen als bereits beendet an:
Bisher haben 25 Bewerber ihren Hut bei den Demokraten in den Ring geworfen – mehr Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur hatte die Partei nie. Weil das Feld so gross ist, musste die TV-Debatte in zwei Runden aufgeteilt werden: zehn Bewerber waren am Mittwoch dran, zehn weitere am Dienstag. Um sich für das Fernsehduell zu qualifizieren, mussten die Bewerber in drei Umfragen mindestens ein Prozent Unterstützung erhalten oder Spenden von insgesamt 65'000 Förderern aus 20 US-Bundesstaaten nachweisen. Jede der beiden Debatten wurde in fünf Segmente unterteilt, bei denen jeder Kandidat eine Minute zur Beantwortung von Fragen und weitere 30 Sekunden zur Beantwortung von Nachfragen hat. Weitere 45 Sekunden waren für ein Abschluss-Statement vorgesehen.
(mlu, mit Material der SDA)