Ein 20-Jähriger raste in Gegendemonstranten. Dabei starb eine Frau. Bild: AP/The Daily Progress
Eine Kundgebung von US-Ultranationalisten ist in Charlottesville völlig eskaliert. Ein 20-Jähriger raste absichtlich in Gegendemonstranten, eine Frau starb. Die Reaktion von Trump sorgt für Empörung.
Es sind schockierende Bilder, wie sie die USA wohl noch nie gesehen hat. Bewaffnete und mit Nazi-Flaggen ausgerüstete Horden von Ultra-Nationalisten lieferten sich am Samstag in der Universitätsstadt Charlottesville schwere Strassenschlachten mit Gegendemonstranten.
Einige der Rechtsextremisten erhoben die rechte Hand zum Hitler-Gruss. Manche Teilnehmer führten Trumps Wahlkampf-Slogan «Make America Great Again» mit sich. Die Behörden rufen den Ausnahmezustand aus.
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Dann geschieht das Unfassbare: Ein 20-jähriger Mann rast mit seinem Wagen in die Menschenmenge und tötet eine 32-jährige Frau, 17 Personen werden verletzt. Den mutmasslichen Täter hat die Polizei verhaftet. Weiter stürzt ein Polizeihelikopter ausserhalb der Stadt ab, zwei Beamte kommen ums Leben.
Virginias Gouverneur, der Demokrat Terry McAuliffe, zeigte sich entsetzt über die Vorfälle. Er sprach von «weissen Rassisten und Nazis», die «Hass, Menschenverachtung und Gewalt» verbreiteten. Zu dem Aufmarsch hatten mehrere Gruppierungen vom extrem rechten Rand aufgerufen – unter ihnen der Ku Klux Klan.
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Nach den wüsten Krawallen ist in den USA eine breite Debatte entfacht, wie sich Donald Trump verhalten hat. Der Präsident verurteilte zwar die «ungeheuerliche Gewalt, von vielen Seiten», ging aber nicht näher auf die Nazi-Horden ein. Und wiederholte «von vielen Seiten» in seiner Rede gleich nochmals. CNN sprach von Trumps «unglaublich unpräsidialem Statement».
Die zaghafte Reaktion von Trump löst bei US-Politikern von links bis rechts Entsetzen aus. «Wir sollten das Übel beim Namen nennen. Mein Bruder ist nicht im Kampf gegen Hitler gestorben, damit die Nazis bei uns unbescholten wüten können», twitterte der dienstälteste republikanische Senator Orrin Hatch. Zahlreiche Rechtsaussen-Gruppen hatten Trump bei seiner Wahl unterstützt.
Ein anderer Republikaner bläst ins gleiche Horn: «Das ist nichts anderes als heimischer US-Terrorismus», so Senator Cory Gardner.
Weitere Kritiker in Trumps Partei bemängelten, dass der Präsident eine klare Schuldzuweisung an die rechtsextremen Demonstranten vermieden habe. Es sei «sehr wichtig, dass der Präsident die Ereignisse in Charlottesville als das beschreibt, was sie sind: als Terroranschlag weisser Rassisten», erklärte der republikanische Senator Marco Rubio.
Die frühere Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton kritisierte Trump scharf. «Die Führer unseres Landes müssen jetzt klare Worte finden und überlegt handeln.»
Die US-Bundespolizei FBI übernahm unterdessen die Ermittlungen zu der tödlichen Auto-Attacke. Der Fall werde als möglicher Verstoss gegen die Bürgerrechtsgesetze behandelt, teilte das FBI am Samstagabend (Ortszeit) mit.