Donald Trump kann nicht anders. Als der republikanische Präsidentschaftskandidat am Freitag in einem schmucklosen Sitzungssaal im Trump Tower in Manhattan den Präsidenten der Ukraine empfing, da überschüttete er nicht nur Wolodymyr Selenskyj mit Lob. Der amerikanische Ex-Präsident fand auch anerkennende Worte für den Erzfeind des Ukrainers. «Ich habe auch eine sehr gute Beziehung zu Präsident Putin», sagte Trump über den im Westen gemeinhin geächteten Staatschef von Russland.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird es Selenskyj wohl gedämmert haben, dass seine Reise nach Amerika mitten in der heissen Phase des Präsidentschaftswahlkampfes keine allzu gute Idee war. Der Ukrainer versuchte zu retten, was noch zu retten war. Etwas verspätet sagte er in seinem brüchigen Englisch: Er hoffe, dass seine, Selenskyjs, Beziehung zu Trump die bessere sei.
Trump: I have a very good relationship with President Putin
— Acyn (@Acyn) September 27, 2024
Zelenskyy: I hope we have more good relations with us
Trump: Oh, ha ha I see pic.twitter.com/5vgHy0xT0t
Es ist unklar, ob der Amerikaner die ganze Tragweite dieses Einwandes verstand. Aber eigentlich spielt es auch keine Rolle. Trump hat in Dutzenden von Stellungnahmen in den vergangenen Wochen seine Position zum Krieg in der Ukraine klar gemacht. Er findet das Blutvergiessen schrecklich. Er behauptet (fälschlicherweise), die ganze Ukraine sei zerstört und Millionen von Menschen hätten in den vergangenen zweieinhalb Jahren ihr Leben verloren.
Am wichtigsten aber ist: Trump scheint nicht der Meinung zu sein, dass Wladimir Putin die Verantwortung für dieses Leid trägt. Deshalb stilisiert sich der Republikaner als neutraler Vermittler. Einmal mehr bekräftigte Trump am Freitag, dass er den Ukraine-Krieg nach einem allfälligen Wahlsieg am 5. November (und noch vor seinem Amtsantritt) beenden würde. Sein Plan werde beide Seiten zufriedenstellen, sagte er, ohne Details zu verraten. «Es ist Zeit.»
Selenskyj war ursprünglich mit dem Ziel nach Amerika aufgebrochen, dem künftigen amerikanischen Präsidenten seinen «Siegesplan» zu präsentieren. Also hielt er sich in den vergangenen Tagen nicht nur am UNO-Hauptsitz in New York auf, sondern traf sich in Washington auch mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris.
Harris, Vizepräsidentin in der Regierung von Joe Biden, versicherte Selenskyj in einer Stellungnahme, dass sie weiterhin an der Seite der Ukraine stehe. Die Vorschläge der Republikaner, den Krieg einzufrieren und damit Russland faktisch für die Invasion zu belohnen, bezeichnete die Demokratin als «gefährlich und inakzeptabel». Washington müsse sicherstellen, dass die Ukraine sich durchsetze, sagte Harris.
Selenskyj allerdings erreichte in Washington nicht alle Ziele, die er sich gesetzt hatte. So scheint sich Biden immer noch der ukrainischen Forderung zu widersetzen, amerikanische Mittelstreckenwaffen beim Beschuss von russischen Stellungen einzusetzen. Auch musste er sich während einer Visite im Capitol die Kritik der Republikaner anhören, die fanden, dass der Ukrainer sich ungebührlich in den hiesigen Wahlkampf eingemischt habe. Die Parteifreunde Trumps störten sich daran, dass Selenskyj eine Waffenfabrik in Pennsylvania besucht hatte, in Begleitung hochrangiger Demokraten. Republikaner waren nicht eingeladen worden.
Auch aus diesem Grund hatte sich Trump anfänglich geweigert, Selenskyj zu empfangen. Erst als er eine persönliche Botschaft des Ukrainers bekam, änderte er am Donnerstag seine Meinung. Er habe «grossen Respekt» vor Trump, hatte der Präsident der Ukraine in dieser Mitteilung geschrieben.
Ob sich diese Schmeicheleien letztlich auszahlen werden, wird sich zeigen. Trump sprach vor und nach der rund 60 Minuten dauernden Sitzung mit Selenskyj, an der auch hochrangige Berater beider Seiten teilnahmen, vor allem über sich selbst. So behauptete er einmal mehr, dass er gemäss aktuellen Meinungsumfragen die Präsidentenwahl gewinnen werde.
Das ist typisch Trump. Sollte diese Wunschvorstellung aber Realität werden, dann hätte Selenskyj ein Problem. Denn der Republikaner sagte in einem gemeinsamen Interview auf Fox News: Selenskyj strebe eine «faire Transaktion» und ein Ende des Krieges an. «Und ich bin mir sicher, auch Präsident Putin möchte ihn beenden. Das ist eine gute Kombination.» Selenskyj stand neben dem vielleicht künftigen US-Präsidenten und sagte nichts. (aargauerzeitung.ch)
Es ist unklar, ob der Amerikaner die ganze Tragweite dieses Einwandes verstand.
Ich denke nicht dass Trump dies verstand. Er ist schon an einfacheren Aufgaben gescheitert.
Er hätte nämlich sonst ein Loblied auf Putin angestimmt und erklärt wie gut er Putin und Orban findet und ein Amerika nach ihrem Vorbild schaffen will.
Es bleibt nur zu hoffen, dass er die Wahl nicht schafft.
Ja, so ist das .. wenn Intelligenz auf Trump trifft, dann schnallt er das einfach nie, das ist das beängstigende!