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Trump trifft Selenskyj und verspricht ein schnelles Ende des Krieges

Republican presidential nominee former President Donald Trump meets with Ukraine's President Volodymyr Zelenskyy at Trump Tower, Friday, Sept. 27, 2024, in New York. (AP Photo/Julia Demaree Nikhi ...
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat am Freitag Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, zu einem Gespräch empfangen.Bild: keystone

Trump findet anerkennende Worte für Putin – Selenskyj versucht Situation zu retten

Der republikanische Präsidentschaftskandidat trifft in New York den Präsidenten der Ukraine. Wolodymyr Selenskyj will über seinen «Siegesplan» sprechen. Donald Trump aber strebt einen schnellen Verhandlungsfrieden an.
27.09.2024, 20:4627.09.2024, 22:42
Renzo Ruf, Washington / ch media
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Donald Trump kann nicht anders. Als der republikanische Präsidentschaftskandidat am Freitag in einem schmucklosen Sitzungssaal im Trump Tower in Manhattan den Präsidenten der Ukraine empfing, da überschüttete er nicht nur Wolodymyr Selenskyj mit Lob. Der amerikanische Ex-Präsident fand auch anerkennende Worte für den Erzfeind des Ukrainers. «Ich habe auch eine sehr gute Beziehung zu Präsident Putin», sagte Trump über den im Westen gemeinhin geächteten Staatschef von Russland.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird es Selenskyj wohl gedämmert haben, dass seine Reise nach Amerika mitten in der heissen Phase des Präsidentschaftswahlkampfes keine allzu gute Idee war. Der Ukrainer versuchte zu retten, was noch zu retten war. Etwas verspätet sagte er in seinem brüchigen Englisch: Er hoffe, dass seine, Selenskyjs, Beziehung zu Trump die bessere sei.

Es ist unklar, ob der Amerikaner die ganze Tragweite dieses Einwandes verstand. Aber eigentlich spielt es auch keine Rolle. Trump hat in Dutzenden von Stellungnahmen in den vergangenen Wochen seine Position zum Krieg in der Ukraine klar gemacht. Er findet das Blutvergiessen schrecklich. Er behauptet (fälschlicherweise), die ganze Ukraine sei zerstört und Millionen von Menschen hätten in den vergangenen zweieinhalb Jahren ihr Leben verloren.

Am wichtigsten aber ist: Trump scheint nicht der Meinung zu sein, dass Wladimir Putin die Verantwortung für dieses Leid trägt. Deshalb stilisiert sich der Republikaner als neutraler Vermittler. Einmal mehr bekräftigte Trump am Freitag, dass er den Ukraine-Krieg nach einem allfälligen Wahlsieg am 5. November (und noch vor seinem Amtsantritt) beenden würde. Sein Plan werde beide Seiten zufriedenstellen, sagte er, ohne Details zu verraten. «Es ist Zeit.»

Harris bezeichnet Vorstellungen der Republikaner als «inakzeptabel»

Selenskyj war ursprünglich mit dem Ziel nach Amerika aufgebrochen, dem künftigen amerikanischen Präsidenten seinen «Siegesplan» zu präsentieren. Also hielt er sich in den vergangenen Tagen nicht nur am UNO-Hauptsitz in New York auf, sondern traf sich in Washington auch mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris.

Harris, Vizepräsidentin in der Regierung von Joe Biden, versicherte Selenskyj in einer Stellungnahme, dass sie weiterhin an der Seite der Ukraine stehe. Die Vorschläge der Republikaner, den Krieg einzufrieren und damit Russland faktisch für die Invasion zu belohnen, bezeichnete die Demokratin als «gefährlich und inakzeptabel». Washington müsse sicherstellen, dass die Ukraine sich durchsetze, sagte Harris.

Selenskyj allerdings erreichte in Washington nicht alle Ziele, die er sich gesetzt hatte. So scheint sich Biden immer noch der ukrainischen Forderung zu widersetzen, amerikanische Mittelstreckenwaffen beim Beschuss von russischen Stellungen einzusetzen. Auch musste er sich während einer Visite im Capitol die Kritik der Republikaner anhören, die fanden, dass der Ukrainer sich ungebührlich in den hiesigen Wahlkampf eingemischt habe. Die Parteifreunde Trumps störten sich daran, dass Selenskyj eine Waffenfabrik in Pennsylvania besucht hatte, in Begleitung hochrangiger Demokraten. Republikaner waren nicht eingeladen worden.

Auch aus diesem Grund hatte sich Trump anfänglich geweigert, Selenskyj zu empfangen. Erst als er eine persönliche Botschaft des Ukrainers bekam, änderte er am Donnerstag seine Meinung. Er habe «grossen Respekt» vor Trump, hatte der Präsident der Ukraine in dieser Mitteilung geschrieben.

Trump strebt eine «faire Transaktion» an

Ob sich diese Schmeicheleien letztlich auszahlen werden, wird sich zeigen. Trump sprach vor und nach der rund 60 Minuten dauernden Sitzung mit Selenskyj, an der auch hochrangige Berater beider Seiten teilnahmen, vor allem über sich selbst. So behauptete er einmal mehr, dass er gemäss aktuellen Meinungsumfragen die Präsidentenwahl gewinnen werde.

Das ist typisch Trump. Sollte diese Wunschvorstellung aber Realität werden, dann hätte Selenskyj ein Problem. Denn der Republikaner sagte in einem gemeinsamen Interview auf Fox News: Selenskyj strebe eine «faire Transaktion» und ein Ende des Krieges an. «Und ich bin mir sicher, auch Präsident Putin möchte ihn beenden. Das ist eine gute Kombination.» Selenskyj stand neben dem vielleicht künftigen US-Präsidenten und sagte nichts. (aargauerzeitung.ch)

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81 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Waterloo
27.09.2024 21:33registriert September 2022
So wie Hitler und Stalin in einem Pakt Polen in einen Ost- und Westteil aufteilen wollten, beabsichtigen Trump und Putin das gleiche mit der Ukraine zu machen. Trump ist genauso gefährlich wie Putin. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo die demokratischen europäischen Staaten sich zusammenreissen müssen, dieses Ansinnen mit allen Mitteln zu verhindern. Orban und Konsorten muss klar zu verstehen gegeben werden, dass sie Verräter der europäischen Idee sind. Die nordeuropäischen Länder haben den Ernst der Situation schon längst erkannt und unterstützen die Ukraine mit allen Mitteln. ENDE PUTIN.
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Liebu
27.09.2024 21:26registriert Oktober 2020
Etwas verspätet sagte er in seinem brüchigen Englisch: Er hoffe, dass seine, Selenskis, Beziehung zu Trump die bessere sei.
Es ist unklar, ob der Amerikaner die ganze Tragweite dieses Einwandes verstand.
Ich denke nicht dass Trump dies verstand. Er ist schon an einfacheren Aufgaben gescheitert.
Er hätte nämlich sonst ein Loblied auf Putin angestimmt und erklärt wie gut er Putin und Orban findet und ein Amerika nach ihrem Vorbild schaffen will.
Es bleibt nur zu hoffen, dass er die Wahl nicht schafft.
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The man who shot liberty valance
27.09.2024 21:19registriert September 2020
Etwas verspätet sagte er in seinem brüchigen Englisch: Er hoffe, dass seine, Selenskis, Beziehung zu Trump die bessere sei.

Ja, so ist das .. wenn Intelligenz auf Trump trifft, dann schnallt er das einfach nie, das ist das beängstigende!
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    Heute entscheidet sich die Zukunft der Weltwirtschaft
    Donald Trump will den globalen Handel neu organisieren.

    Alle starren darauf, wie das Kaninchen auf die Schlange, keiner weiss, was uns erwartet: Donald Trumps «liberation day» hält Manager, Ökonomen und Investoren gleichermassen in Atem. Die Rede ist von «reziproken Zöllen», will heissen, die USA wollen jedem Land die gleichen Zölle aufbürden, unter denen die eigenen Exporte zu leiden haben. Oder auch nicht: Vielleicht werden auch allen Ländern pauschal 20 Prozent Zölle aufgebrummt.

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