Donald Trump muss derzeit von allen Seiten Prügel einstecken. Sogar seine eigenen Parteileute sehen in seinem Truppen-Abzug aus Nordsyrien einen schweren Fehler. Stellt sich die Frage: Ist dies der Wendepunkt in seiner Amtszeit? Kehren ihm nun die eigene Partei und die Wähler den Rücken zu?
Nun, trotz all der Turbulenzen sieht es momentan überhaupt nicht danach aus. Sollte Trump noch ein Jahr durchhalten und nicht des Amtes enthoben werden, deutet momentan vieles darauf hin, dass er locker wiedergewählt würde. Sogar noch deutlicher als das letzte Mal.
Wenn die Wirtschaft bis November 2020 nicht deutlich zusammenbricht, wird Trump die Wahlen problemlos gewinnen. Zu diesem Schluss kommen die Experten der Agentur «Moody's», welche kürzlich ihre Prognosen veröffentlichten.
«Trumps Wahlwahrscheinlichkeiten sind sehr gut, besonders wenn die Demokraten nicht enthusiastisch sind und nicht wählen gehen», sagt Mark Zandi, Chefökonom bei «Moody Analytics» gegenüber CNBC.
Tatsächtlich dürfte es entscheidend sein, wie sehr die Demokraten ihre potentiellen Wähler mobilisieren können. Bleibt ihre Wahlbeteiligung durchschnittlich, ist Trump die zweite Amtszeit quasi auf sicher. Die Autoren der Prognose schreiben gar, dass die Demokraten eine Rekordteilnahme bräuchten, um Trump zu gefährden.
«Moody's» hat drei verschiedene Modelle durchgerechnet. Dabei wurde der Zustand der Börse, die Einkommen der Wählenden und die Langzeitarbeitslosigkeit berücksichtigt. All diese Faktoren spielen Trump derzeit in die Hände. Die Arbeitslosenquote etwa befindet sich derzeit auf dem tiefsten Stand seit 50 Jahren.
Nimmt man den Durchschnitt der drei Modelle wird Trump die «Electoral Vote» mit 324 zu 214 gewinnen. Das wären 20 Stimmen mehr als noch 2016, als er gegen Hillary Clinton gewann.
So würde das Endresultat gemäss den Prognosen von Moody's momentan aussehen:
Zu einem ähnlichen Schluss kommen auch die Experten bei «Oxford Economics.» Nach ihren Berechnungen wird Trump den Popular Vote mit 55 Prozent gewinnen, wenn es keinen signifikanten Rückgang in der Wirtschaft gibt. Das wären neun Prozent mehr als noch bei den letzten Wahlen. Die Ökonomen berücksichtigen für ihre Prognose die Arbeitslosigkeit, das Einkommenswachstum und die Inflation.
Die Modelle von «Moody's» und «Oxford Economics» haben ihre Schwächen. Sie berücksichtigen Faktoren wie die Beliebtheit des Präsidenten nicht. Bei Trump, der in seiner Amtszeit bereits über 13'000 Mal gelogen und sich viele Feinde geschaffen hat, dürften solche Faktoren eine wichtige Rolle spielen.
Doch Trumps Zustimmungswerte sind gar nicht so viel tiefer als bei seinen Amtsvorgängern. Obama bewegte sich bei seiner ersten Amtszeit auf einem ähnlichen Niveau.
Hinzu kommt, dass der Zustand der Wirtschaft eine überragende Rolle spielt. Viele Wählende denken in erster Linie ans eigene Portemonnaie. «It's the economy, stupid!»
So lagen die Experten von Moody's seit 1980 mit ihrer Prognose erst einmal daneben. Das war im Jahr 2016, als sie einen Sieg von Hillary Clinton voraussagten.
Nein, sicher ist noch gar nichts. Die grösste Gefahr, die auf Trump lauert, ist wohl das laufende Impeachment-Verfahren. Immer mehr Zeugen packen aus und liefern in der Ukraine-Affäre belastendes Material gegen den Präsidenten. Etwa Gordon Sondland, welcher am Donnerstag hinter verschlossenen Türen aussagte. Der EU-Botschafter der USA, welcher in der Angelegenheit eine entscheidende Rolle spielt, distanzierte sich gemäss US-Medienberichten vom Präsidenten. Demnach erhob Sondland schwere Vorwürfe gegen Trump und dessen Anwalt Rudy Giuliani.
Die Ukraine-Affäre ist für Trump noch nicht ausgestanden und hat das Potential, ihn ernsthaft in Gefahr zu bringen – sprich, seine Amtszeit frühzeitig zu beenden.
Desweiteren ist auch nicht klar, ob sich die Wirtschaft im kommenden Jahr weiterhin zu Trumps Gunsten entwickelt. Es gibt durchaus Anzeichen, dass es zu einem Wirtschaftsabschwung kommt. Als problematisch erweist sich hierbei der Handelsstreit mit China.
Trump ist sich dessen aber offenbar bewusst und hat kürzlich mit Peking eine Einigung getroffen, die vor allem den Bauern in den für die Wahlen wichtigen Swing States hilft.
Trump darf sich also gute Hoffnungen machen, dass er noch bis 2024 im Oval Office Platz nehmen darf. Bedanken müsste er sich eigentlich auch bei Barack Obama. Denn sein Vorgänger hat ihm eine Wirtschaft überlassen, die sich in einer robusten Aufschwungsphase befand.
Auch wenn Obama politisch vielleicht auch nicht immer über alle Zweifel erhaben war, hatte er doch Klasse, Stil und Eloquenz.
Aber Trump ist doch wirklich nicht viel mehr als ein schlechter Clown.
Mir kommt immer wieder "Zurück in die Zukunft 2" in den Sinn, wo Biff als korrupter Stadtpräsident mit seinen Firmenimperium "Biffco" in Hill Valley ohn e Moral regiert.