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Wie Hacker versuchen, Klima-Daten in Sicherheit zu bringen

Oklahoma Attorney General Scott Pruitt testifies before a Senate Environment and Public Works Committee confirmation hearing on his nomination to be administrator of the Environmental Protection Agenc ...
Scott Pruit: Er steht neu der Umweltschutzbehörde vor – als Skeptiker des Klimawandels.Bild: JOSHUA ROBERTS/REUTERS

Wie Hacker und Wissenschaftler versuchen, Klima-Daten vor Trump in Sicherheit zu bringen

20.01.2017, 20:4121.01.2017, 11:50
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Vor dem Capitol in Washington werden tausende Stühle aufgestellt, Mikrofone getestet, Sicherheitszäune hochgezogen. Amerikas Hauptstadt steht ganz im Zeichen der Inauguration, der Vereidigung von Donald Trump zum Präsidenten der USA. 

Etwas anders sehen die Vorbereitungen auf den neuen Präsidenten zwei Fahrstunden nordöstlich von Washington, an der University of Pennsylvania in Philadelphia, aus. Wie Wired berichtet, trafen sich dort, im sechsten Stock der Van-Pelt-Bibliothek, letzten Samstag 60 Hacker, Wissenschaftler, Aktivisten und Bibliothekare. Ihre Mission: Daten und Informationen vor der neuen Regierung in Sicherheit zu bringen.

Konkret handelt es sich um Daten der EPA und der NOAA: der Umweltschutzbehörde und der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde. Die Aktivisten befürchten, dass diese im Rahmen des nationalen Kurswechsels in Sachen Energiepolitik plötzlich von der Bildfläche verschwinden werden.

Berechtigte Befürchtungen wegen Vorfällen in Kanada

2006 wurde der Konservative Stephen Harper zum Premierminister in Kanada ernannt. Kurz nach Amtsantritt begann er, systematisch wissenschaftliche Institutionen zu schliessen oder deren Gelder zu kürzen. Die Liste der betroffenen Institutionen ist lang und umfasst weit über 100 Einrichtungen – am härtesten traf es den Umweltschutz.

2007 erliess Harper ein Gesetz, das Wissenschaftler der kanadischen Umweltschutzbehörden den direkten Kontakt zu den Medien verbot. Gespräche waren nur noch mit einer Genehmigung der Regierung erlaubt. Daraufhin brach der Austausch der Behörde mit den Medien um 80 Prozent ein.

Angesichts der Vorfälle in Kanada erstaunt es nicht, dass gleichzeitig zum Event in Philadelphia auch in Toronto eine Gruppierung an der Sicherung der amerikanischen Daten arbeitet. 

Wissenschaftliche Einrichtungen, deren Budget unter Harper gekürzt oder die gar geschlossen wurden.
Wissenschaftliche Einrichtungen, deren Budget unter Harper gekürzt oder die gar geschlossen wurden.bild: cbc.ca

Noch sind die Aktionen rein prophylaktisch – doch es gibt einen triftigen Grund zur Sorge: Der neue, von Trump ernannte Chef der Umweltschutzbehörde ist niemand geringerer als Oklahomas oberster Justizbeamter Scott Pruitt.

Pruitt ist erklärter Skeptiker des menschengemachten Klimawandels. Die Behörde, der er neuerdings vorsteht, hat Pruitt in der Vergangenheit verklagt – die Klage ist noch hängig. Auch Senator Bernie Sanders konnte Pruitt bei den Hearings kein klares Eingeständnis abringen. Sanders' Unverständnis für dessen neue Rolle ist augenscheinlich.   

Bernie Sanders löchert Scott Pruitt während den Confirmation Hearings

Dass Pruitts Einfluss sich schnell bemerkbar machen könnte, zeigte sich letzten Dienstag. Ein Gerücht machte die Runde, das neu eingesetzte EPA-Führungsteam wolle noch vor Trumps Amtsantritt den öffentlichen Zugang zu gewissen Informationen einschränken. Dazu gehören jegliche Hinweise auf Obamas Klimaschutzprogramm aus dem Jahre 2013 und zu seinen Plänen, den Methangasausstoss zu verringern.

Während Trumps Mauer an der Grenze zu Mexiko noch auf sich warten lässt, scheinen andere bereits in der Entstehung zu sein. Mauern zum Informationszugang. Das wollen die Hacker verhindern. Ihre gesammelten Daten wollen sie auf privaten Servern weiter der Öffentlichkeit zugänglich machen.

(tog)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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el_barto_tiburon
20.01.2017 23:30registriert Oktober 2015
Bernie Sanders: mein Held!!
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Mafi
20.01.2017 22:51registriert Januar 2015
Sanders zerlegt den find ich geil :'D
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Töfflifahrer
21.01.2017 08:43registriert August 2015
Ich will gar nicht wissen was für ein verqueres Weltbild nun in der amerikanischen Regierung herumgeistert. Wenn man nicht über etwas sprechen darf, ist es auch nicht vorhanden. Das ist wohl die Einstellung von kleinen Kindern. Für den Rest der Welt kann dies aber eine Chance sein. Die Probleme existieren ja trotzdem, dabei scheint es aber die Möglichkeit zu geben die USA links und rechts bei dem Know-How Aufbau von Lösungsmöglichkeiten und verwertbaren Lösungen zu überholen. Also, nicht über Trump jammern sondern die Möglichkeiten erkennen und nutzen.
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