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Kiew erfreut über Trumps Zolldrohung und Moskau ist verärgert

China und Indien im Visier: Kiew erfreut über Trump-Drohungen – Moskau verärgert

Das neue Ultimatum von US-Präsident Donald Trump in seinen Bemühungen um Frieden in der Ukraine hat in Moskau und Kiew gegensätzliche Reaktionen hervorgerufen.
29.07.2025, 07:1029.07.2025, 07:29
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Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew warnte vor einem Krieg zwischen Russland und den USA. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj wertete Trumps Ankündigung hingegen als Schritt auf dem Weg zu Frieden, der nur aus einer Position der Stärke heraus erreichbar sei.

Trump hatte gestern während eines Treffens mit dem britischen Premierminister Keir Starmer verkündet, den Druck auf den Kreml zu erhöhen. Er werde die Frist von 50 Tagen, nach deren Ablauf deutlich höhere Zölle für Russlands Handelspartner drohen, auf «zehn oder zwölf» Tage reduzieren, sagte der 79-Jährige. Die neue Zielmarke gelte «ab heute» (Montag), fügte er hinzu. Damit verkürzt sich die eigentlich auf Anfang September terminierte Frist für das Erreichen einer Waffenruhe oder einer Friedensvereinbarung auf nicht einmal zwei Wochen.

epa12269108 British Prime Minister Keir Starmer (L) and US President Donald J. Trump meet and speak to the media at the Trump Turnberry golf resort in Turnberry, Scotland, Britain, 28 July 2025. Presi ...
Der britische Premierminister, Keir Starmer, und US-Präsident Donald Trump. Bild: keystone

Trump enttäuscht von Putin

Trump begründete sein Vorgehen damit, von Kremlchef Wladimir Putin enttäuscht zu sein. Obwohl er mit dem russischen Präsidenten Gespräche über eine Beendigung des Krieges führe, lasse dieser danach wieder Raketen auf ukrainische Städte abfeuern.

Der neue Strafzoll von 100 Prozent soll Russlands Handelspartner – allen voran China und Indien – dazu bewegen, entweder weniger russisches Öl und Gas zu kaufen, oder ihrerseits Druck auf die Rohstoffmacht auszuüben, um zu einer friedlichen Lösung in der Ukraine zu kommen.

Russian President Vladimir Putin speaks with sailors in the cabin of the frigate "Admiral Grigorovich" in Kronstadt, outside St. Petersburg during Navy Day celebration, Russia, on Sunday, Ju ...
Der Kremlchef Wladimir Putin wollte bis lang keine bedingungslose Waffenruhe im Krieg gegen die Ukraine.Bild: keystone

Bisher lehnte Putin im Gegensatz zum ukrainischen Präsidenten Selenskyj Vorschläge für eine bedingungslose Waffenruhe ab. Er begründete dies damit, dass die Ukraine die Feuerpause dafür nutzen könne, neue Kraft zu schöpfen, um mit neuen Waffenlieferungen ihrer Verbündeten, weiterer Mobilisierung von Soldaten und einer Umgruppierung der in die Defensive geratenen Truppen den Krieg fortzusetzen. Zugleich hält Russland an seinen eigenen Forderungen fest, die einer Kapitulation Kiews nahekommen.

Medwedew droht den USA mit Krieg

Schon auf Trumps ursprüngliches Ultimatum von 50 Tagen hatte Moskau unbeeindruckt mit neuen Angriffen auf die Ukraine reagiert. Während der Kreml zur Fristverkürzung zunächst schwieg, reagierte Russlands Ex-Präsident Medwedew mit einer Drohung: Jedes Ultimatum Trumps sei ein Schritt auf dem Weg zum Krieg, schrieb er auf der Plattform X. «Nicht zwischen Russland und der Ukraine, sondern mit seinem eigenen Land.» Trump dürfe nicht den Weg seines Vorgängers Joe Biden gehen, warnte Medwedew, der als Chef des nationalen Sicherheitsrates weiterhin viel Einfluss in Moskau hat.

Der russische Regierungschef Dmitri Medwedew hat das Klimaschutzabkommen von Paris unterzeichnet. Russland werde die Luftverschmutzung reduzieren und Wälder aufforsten, sagte er. (Archivbild)
Der ehemalige russische Präsident, Dmitri Medwedew, warnt, dass Donald Trumps Forderungen ein Weg in den Krieg seien. Bild: AP Pool Sputnik Government

Biden hatte in dem seit Februar 2022 laufenden Krieg klar Position zugunsten der Ukraine bezogen. Trumps Wahlsieg im November wurde auf russischer Seite mit grosser Erleichterung quittiert, und auch nach seinem Amtsantritt fiel der Republikaner mit vergleichsweise kremlfreundlichen Positionen auf.

Selenskyj glaubt an Wirkung von Sanktionen als Druckmittel

Anders als Medwedew lobte der ukrainische Präsident Selenskyj Trumps neue Tonlage. «Wir haben wiederholt betont – und alle Partner wissen das –, dass Sanktionen ein Schlüsselelement sind», sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft. Frieden durch Stärke sei möglich, weil Russland die Sanktionen und daraus entstehenden Verluste spüre, zeigte sich der Ukrainer optimistisch.

Seinen Angaben nach ist Russland derzeit nicht an Frieden interessiert. Die russische Führung tue vielmehr alles, um den Krieg zu verlängern und dem Nachbarn zu schaden. Als Beispiel führte er die nächtlichen Luftangriffe an. Allein in der vergangenen Nacht habe die ukrainische Flugabwehr rund 300 russische Drohnen abgefangen, sagte Selenskyj, der die Produktion von Abfangdrohnen zuletzt zur Priorität erklärt hatte.

Kiew stärkt Geheimdienstoperationen

Aber die ukrainische Führung will sich bei der Landesverteidigung nicht allein auf Abwehrmassnahmen beschränken. Selenskyj kündigte in seiner Rede eine Stärkung des Geheimdienstes SBU an. Mit einem entsprechenden Gesetz habe er besonders die Truppenstärke des Zentrums für Spezialoperationen erhöht. Diese Einheit gehöre zu den schlagkräftigsten bei der Verteidigung gegen die russische Invasion.

Der SBU hatte Anfang Juni einen aufsehenerregenden Schlag gegen Russlands strategische Bomberflotte geführt. Auf Lkw geladene Drohnen griffen Militärflugplätze weit im russischen Hinterland an und zerstörten etwa ein Dutzend Bomber, mit denen Russland die Ukraine attackiert hatte. (sda/dpa)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raki
29.07.2025 08:07registriert Januar 2024
Medwedew ist nur der besoffene Hofnarr, der einfach mal etwas rumplärrt und losrülpst um zu sehen, wie weit man gehen kann. Weil ihn keiner wirklich ernst nimmt, kann er das sagen was Putin gerne sagen möchte, aber nicht kann ohne die USA, EU und gar China so zu verärgern, dass es Konsequenzen haben würde. Selbst China ist über die ständigen Nuklear- und Kriegsdrohungen angesäuert. Aber, jedesmal wenn der Hund laut kläfft und heult weiss man, dass man seinen Herrn gerade empfindlich getroffen hat. Wenn Medwedew keifft, hat mal alles richtig gemacht... in diesem Fall sogar Trump.
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stronghelga
29.07.2025 07:44registriert März 2021
Medwedew wird zunehmend Witzfigur und Spassfaktor. Seine Aussagen sind grotesk, widersprüchlich und völlig übermotiviert – ohne dass er irgendwelchen realen Einfluss hätte. Wahrscheinlicher als eine echte psychische Erkrankung ist eine toxische Mischung aus Opportunismus, persönlichem Bruch und Zynismus – womöglich verstärkt durch tiefen Frust oder Kontrollverlust infolge Alkohol. Medwedew ist wohl derzeit noch nützlich und zu ungefährlich für den Kreml, um auf „klassisch russische Weise“ aus dem Spiel genommen zu werden. Dennoch: In Moskau sollte man Balkone und Teetassen nicht unterschätzen.
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