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USA: Deshalb hält Trump an Verteidigungsminister Pete Hegseth fest

«Totales Chaos»: Deshalb hält Donald Trump an seinem Skandal-Minister fest

Er leistet sich einen Fehler nach dem anderen. Zuletzt teilte Pentagon-Chef Pete Hegseth geheime Angriffspläne mit seiner Gattin. Dennoch ist der US-Präsident überzeugt von ihm. Wie lange noch?
22.04.2025, 21:4322.04.2025, 21:43
Renzo Ruf, Washington / ch media
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Pete Hegseth greift auf eine bewährte Verteidigungsstrategie zurück, um seinen eigenen Hals zu retten. Die Vorwürfe, mit denen er sich als Verteidigungsminister konfrontiert sehe, seien vollständig erfunden. Sie hätten nichts mit der Realität zu tun. Und: Ziel der «Saboteure» sei es, Donald Trump das Leben schwer zu machen. Das werde er aber nicht zulassen, sagte Hegseth am Dienstag dem Nachrichtensender Fox News Channel, seinem ehemaligen Arbeitgeber.

Defense Secretary Pete Hegseth speaks on the South Lawn of the White House before President Donald Trump and first lady Melania Trump participate in the White House Easter Egg Roll Monday, April 21, 2 ...
Pete Hegseth sieht sich umgeben von Kritikern und Saboteuren. Der amerikanische Verteidigungsminister am Montag während eines Anlasses im Weissen Haus in Washington.Bild: keystone

Tatsache aber ist: Auch das Weisse Haus scheint langsam die Geduld mit dem Polit-Neuling zu verlieren, der seit knapp drei Monaten an der Spitze der Behörde steht. Zwar sprach ihm Trump diese Woche erneut das Vertrauen aus. Der Präsident sagte im Weissen Haus: «Pete macht eine tolle Arbeit.»

Hegseth teilte Angriffspläne mit seiner Frau

Den Beratern des Präsidenten ist es aber nicht entgangen, dass Hegseth sich eine lange Liste von Schnitzern erlaubt hat. Im Pentagon herrsche «totales Chaos» und die oberste Führungsriege sei «fast vollständig kollabiert», schrieb etwa sein ehemaliger Pressesprecher in einem Gastbeitrag für die Publikation «Politico».

Dazu passt, dass sich der Verteidigungsminister nicht an die Regeln halten will, die für jeden gemeinen Soldaten, für jede gemeine Soldatin gelten. So machte die «New York Times» über das Osterwochenende publik, dass Hegseth geheime Angriffspläne gegen die Huthi-Rebellen in Jemen mit seiner Frau, seinem Bruder und seinem persönlichen Anwalt geteilt habe.

Jennifer Hegseth ist eine ehemalige TV-Produzentin, die der damals bereits verheiratete Fernsehmoderator während seines Gastspiels auf Fox News kennenlernte. Sie ist keine Angestellte des Verteidigungsministeriums. Sein Bruder Phil und sein Anwalt Tim Parlatore arbeiten für das Ministerium. Warum sie über anstehende Luftangriffe in Jemen informiert werden mussten, ist unbekannt.

President Donald Trump listens as Defense Secretary Pete Hegseth speaks at a cabinet meeting in the Cabinet Room of the White House, Thursday, April 10, 2025, in Washington (Pool via AP)
Trump
Der amerikanische Verteidigungsminister Pete Hegseth (rechts) während einer Kabinettssitzung mit Präsident Donald Trump.Bild: keystone

Schon letzten Monat war Hegseth Teil eines Gruppenchats auf dem Kommunikationsdienst Signal gewesen, an dem sich achtzehn Beraterinnen und Berater des Präsidenten beteiligt hatten. Der Chat war später von einem Journalisten veröffentlicht worden, der aufgrund eines Versehens von Trumps Sicherheitsberater Mike Waltz eingeladen worden war.

Alkoholprobleme und Kündigungen

Sorgen bereitet dem Weissen Haus auch das personelle Chaos im Pentagon. Zuletzt wechselte Hegseth fast die gesamte Beraterriege aus, die ihn seit Ende Januar im Verteidigungsministerium umgeben hatte. Unter anderem feuerte der Verteidigungsminister seinen Stabschef Joe Kasper aus. Der Vorwurf an Kasper: Dem Stabschef sei es nicht gelungen, den Informationsfluss im Büro des Pentagon-Chefs besser zu organisieren. Stattdessen habe Kasper die Gäste von Hegseth mit wilden Geschichten über Besuche in einem Stripteaselokal unterhalten.

Hegseth ist aber nicht erst seit seines Amtsantritts umstritten. Während des Bestätigungsverfahren sorgten mehrere Skandale des 44-Jährigen für Schlagzeilen. So soll er einer Frau 50'000 Dollar bezahlt haben, nachdem sie ihn des sexuellen Missbrauchs beschuldigt hatte. Obendrauf wurde ihm vorgeworfen, bei öffentlichen Auftritten öfter zum Glas Wein gegriffen zu haben. Sollte er als Verteidigungsminister bestätigt werden – versprach er damals – werde er nicht mehr trinken.

Ob er sein Wort gehalten hat, bezweifelte der demokratische Abgeordnete Jimmy Gomez nach dem ersten Signal-Chat-Skandal. Bei einer Anhörung des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses fragte er Geheimdienstchefin Tulsi Gabbard: «Wissen Sie, ob Pete Hegseth getrunken hat, bevor er geheime Informationen weitergegeben hat?» (aargauerzeitung.ch)

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«Diese Gruppe ist voller Hetzer» – Pete Hegseth's Aussetzer
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76 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Medical Device
22.04.2025 21:51registriert Januar 2021
Erinnert ihr euch noch an seinen Vorgänger Loyd Austin? Ein integrer Mann der höchstens mal damit auffiel wenn er die UA Kontaktgruppe leitete. Waren das noch Zeiten, damals...

Was? das ist erst gut 3 Monate her? Wahnsinn
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Die Realität01
22.04.2025 21:53registriert März 2022
Well, das kriegt man wenn ein paar selbstverliebte Amateure gewählt werden... die denken dass sie alles besser wissen und können... ob Ukraine, Zölle, Europa, etc.. eine Katastrophe von A bis Z...
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Amateurschreiber
22.04.2025 21:54registriert August 2018
Pete Hegseth wurde nicht aufgrund etwaiger Fähigkeiten eingestellt. Er ist einfach ein Typ nach Trumps Gusto.
Ergo wird er kaum aufgrund von Fehlleistungen gefeuert! Er bleib so lange, wie er nicht vergisst Trump zu sagen "You were right about everything!"
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