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Scharfe Kritik an Reaktion Starmers auf Trump-Beleidigung

epa12269098 British Prime Minister Keir Starmer (L) and US President Donald J. Trump meet and speak to the media at the Trump Turnberry golf resort in Turnberry, Scotland, Britain, 28 July 2025. Presi ...
Keir Starmer versucht sich mit Donald Trump gut zu stellen.Bild: keystone

«Zum Fremdschämen»: Scharfe Kritik an Reaktion Starmers auf Trump-Beleidigung

Bei einem Treffen mit Grossbritanniens Premier beleidigt Donald Trump den Londoner Bürgermeister Sadiq Khan. Für seine Reaktion auf die Aussage wird Keir Starmer in Grossbritannien nun scharf kritisiert.
29.07.2025, 06:0529.07.2025, 06:06
Christoph Cöln / t-online
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t-online

US-Präsident Donald Trump hält sich derzeit auf seinem Golfkurs in Turnberry, Schottland, auf – nicht nur zum Golfspielen, das auch. Aber nebenbei empfängt er auch hochrangige europäische Politiker. Am Sonntag war Ursula von der Leyen zu Gast. Die EU-Kommissionspräsidentin fuhr mit einem 15-Prozent-Zoll auf europäische Handelswaren zurück nach Brüssel – was von Kommentatoren als krachende Niederlage für die Staatengemeinschaft gewertet wurde.

Am Montag war dann Grossbritanniens Premier Keir Starmer an der Reihe. Trump empfing den 62-jährigen Labour-Politiker und dessen Frau Victoria am Eingang des pompösen Clubhauses und wies die beiden zunächst einmal auf die Schönheit der Anlage hin.

«Wenn Sie sich die Fenster in den verschiedenen Speiseräumen ansehen, die sind einfach überragend“, sagte Trump und zeigte mit dem Finger auf die Fenster. »Ja, die sind absolut grossartig«, pflichtete Starmer bei. Der britische Premier hat sich früh um die Gunst Trumps bemüht und unternimmt grosse Anstrengungen, sein gutes Verhältnis zum US-Präsidenten nicht zu beschädigen. »Sowohl innen als auch aussen – auch wenn man sich die Golfplätze selbst und das Gebäude anschaut", so Starmer voller Bewunderung.

Eröffnet wurde der Golfkurs 2019, während der ersten Amtszeit des Republikaners. Trump postete damals: «Bin sehr stolz auf die womöglich schönste Golfanlage der Welt. Stärkt die Beziehungen zwischen den USA und Grossbritannien.» Vor allem füllt sie auch die Kassen der Trump-Organisation, wie kritische Beobachter anmerkten. Denn der Golfkurs ist Teil von Trumps Immobilien-Imperium.

Trump: «Der Bürgermeister ... ist eine üble Type»

Die anschliessende Pressekonferenz trug nach Meinung der meisten Beobachter jedenfalls wenig zur Völkerverständigung bei. Unter anderem machte Trump mit einer Tirade gegen den Londoner Bürgermeister Sadiq Khan von sich reden.

«Ich bin wirklich kein Fan von ihrem Bürgermeister», sagte der US-Präsident auf die Frage eines Journalisten, ob er denn auch London noch besuchen werde, wenn er im September zum angekündigten Staatsbesuch nach Grossbritannien kommt. «Ich denke, er macht einen ganz fürchterlichen Job... der Bürgermeister von London, er ist eine üble Type. Wie gesagt, er macht einen furchtbaren Job. Aber ich würde London trotzdem besuchen, ja.»

Starmer fiel es offensichtlich schwer, in dem Moment die Fassung zu bewahren. Er lächelte zunächst verlegen, dann entschloss er sich zu einer Intervention. «Nun, er ist ein Freund von mir», warf er schliesslich mit Blick auf seinen Labour-Kollegen Khan ein. Mehr sagte er nicht dazu.

Vorfall in 2019: Trump in Windeln

Teile der britischen Presse zerriss die Reaktion des Premierministers umgehend. «Starmer hat Grossbritannien gerade im Beisein des mächtigsten Mannes der Welt blamiert», schrieb der «Telegraph». Der Auftritt habe gezeigt, dass das Königreich nicht nur «ein kleines Land sei, sondern immer mehr auch ein unbedeutendes».

epa12269120 US President Donald J. Trump speaks to the media during a bilateral meeting with British prime minister at the Trump Turnberry golf resort in Turnberry, Scotland, Britain, 28 July 2025. Pr ...
Donald Trump mag den Londoner Bürgermeister Sadiq Khan nicht.Bild: keystone

Trumps Fehde mit Khan reicht schon länger zurück. Der US-Präsident hatte Khan einst als «gnadenlosen Verlierer» und «sehr dumm» beschimpft. Zuvor hatte Londons Bürgermeister zu den «Faschisten des 21. Jahrhunderts» gezählt. Auch erlaubte Khan es, dass im Jahr 2018 ein Flugzeug über das britische Parlament fliegen durfte, das ein Banner hinterher sich herzog, auf dem Trump als jammerndes Baby in Windeln dargestellt war. Die Aktion hatten Anti-Trump-Aktivisten im Vorfeld von Trumps damaligen Staatsbesuch angemeldet.

Khan konterte die Aussagen Trumps wenig später. Er sei «hocherfreut», dass der US-Präsident «eine der grossartigsten Städte der Welt» besuchen wolle. «Da kann er sich selbst davon überzeugen, dass Vielfalt uns stärker macht, nicht schwächer. Dass sie uns sogar reicher macht, nicht ärmer», liess sein Pressesprecher ausrichten. Ein unmissverständlicher Seitenhieb auf Trumps Anti-Diversitätskampagnen.

epa11467725 London Mayor Sadiq Khan leaves following his roundtable meeting with British Prime Minister Keir Starmer at 10 Downing Street in London, Britain, 09 July 2024. UK's Metro mayors held  ...
Und Khan den US-Präsidenten ebenfalls nicht. Bild: keystone

Und Khan ging noch weiter. So wies er in seinem Statement darauf hin, dass derzeit viele US-Amerikaner das Land verlassen, um nach London zu kommen. «Vielleicht ist das auch der Grund, warum so viele US-Bürger neuerdings die britische Staatsbürgerschaft beantragen – unter seiner Präsidenschaft».

«Post» wirft Trump Vetternwirtschaft vor

Starmer hingegen musste sich von Trump auch noch mit dem rechtspopulistischen Brexit-Politiker Nigel Farage gleichsetzen lassen. «Er ist ein Freund von mir», sagte Trump mit Blick auf Starmer. «Und Nigel (Farage) ist auch ein Freund von mir.» Trump räumte ein, nicht viel von der britischen Politik zu verstehen. Er wisse lediglich, dass Starmer «irgendwie ein Liberaler sei und Farage eher ein Konservativer». Beide seien aber «gute Leute.» Starmer liess das so stehen und fügte lediglich hinzu, dass Trump und er die gleichen Werte teilten. «Wir lieben unser Land, unsere Familien, insofern haben wir doch schon beide sehr viel erreicht».

Die britische Presse sah das offenbar etwas anders. Der Autor des britischen Guardian, John Grace, nannte Starmers Auftritt einen Moment von «verstörender Peinlichkeit». Zwar sei die Pressekonferenz im «ganz bescheiden betitelten Donald J. Trump Ballsaal» als bilaterales Statement der beiden Regierungschefs angekündigt gewesen – doch habe Starmer dabei wie ein blasser Sidekick gewirkt. Ein Stichwortgeber zum «Fremdschämen», der offenbar nur eine Funktion hatte: Trump ab und zu eine Verschnaufpause zu gönnen, bei dessen «nicht enden wollender Serie an weitschweifigen, selbst-beweihräuchernden Monologen, die vollkommen inhaltsleer waren».

Später fuhren Trump und Starmer dann noch in die Nähe von Aberdeen – dort befindet sich eine weitere luxuriöse Golfanlage der Trump Organisation. Und eine dritte soll bereits in Planung sein. Diese ungewöhnliche Praxis, Immobilien aus dem Bestand der Präsidentenfamilie für offizielle Anlässe zu nutzen, rufen nicht zum ersten Mal Kritik hervor.

So schrieb die «Washington Post» zu Trumps Europareise. «Die Treffen sind das jüngste Beispiel dafür, wie Trump seine präsidialen Befugnisse nicht nur zur Regierungsführung nutzt, sondern auch zugunsten seiner Familienunternehmen. Die Veranstaltungen sorgen für öffentliche Aufmerksamkeit für die Golfanlagen. Zudem profitiert die Trump Organisation von Steuergeldern der amerikanischen Bürger, da die US-Regierung für die Unterbringung von Personal und Sicherheitskräften auf Trumps Anwesen zahlt.»

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So oder so
29.07.2025 06:19registriert Januar 2020
Das ist ja noch Milde für Trump verhältnisse. Liebe Briten Besucht einfach diese Schrecklichen Golf Anlagen von Trump nicht mehr, sie sind so Schrecklich , wirklich Schrecklich, sehr Schrecklich.
Und das Trump Baby kann man ja Aktivieren - es ist so schön, wirklich schön das Trump Baby , sehr schön sogar.
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N. Y. P.
29.07.2025 06:47registriert August 2018
Starmer hat richtig reagiert.

Hätte er Paroli geboten, hätte sich die Sache hochgeschaukelt. Denn Donald hätte immer wieder nachgelegt. Desweitern musste Starmer innert Sekunden entscheiden, wie er reagiert.

Ich sehe keinen Schaden für das Vereinigte Königreich.
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Deleted93
29.07.2025 07:49registriert April 2016
Zum Fremschämen ist höchstens, dass unsere Politiker, die Trump in der Politik und Intellektuell hauschhoch überlegen wären, auf sein billiges Playbook reinfallen. Er ist die Person mit am wenigsten wissen und alle pfeifen nach seiner Nase. Wieso gehen sie aus seine Spiele ein? Ein Staatsbesuch findet dort statt wo es der Gastgeber ansetzt sicher nicht in einer Golfanlage wo sich der Beschuchende heimisch füllt. Das sind alles solche Spielchen welche Trump beherscht. Er führt damit alle an der Nase herum und hat damit noch Erfolg 😅
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