Wer im Schweizer Flachland wohnt, bekommt derzeit meistens nur ein eher ödes Wetterphänomen zu sehen: Nebel. Anderswo gibt es sie aber, die schönen und mitunter sogar spektakulären Wetterlagen. Die Royal Meteorological Society hat im Rahmen des «Standard Chartered Weather Photographer of the Year 2024»-Wettbewerbs die besten Wetterbilder auserkoren. Hier eine Auswahl der schönsten Aufnahmen.
Dem chinesischen Fotografen Wang Xin ist es gelungen, ein äusserst seltenes Wetterphänomen einzufangen. Sprites sind Blitze, die bei einem Gewitter aus einer Wolke heraus bis 100 Kilometer hoch ausschlagen. Meist ähneln sie Stichflammen oder Atompilzen.
Das Bild zeigt eine Opernsängerin während einer Open-Air-Aufführung von Madame Butterfly am Ostufer des Bodensees in Bregenz, Österreich. Bregenz ist aufgrund seiner Nähe zu den Bergen einer der feuchtesten Orte am Bodensee, mit über 1600 Millimeter Niederschlag pro Jahr.
Eigentlich wollte die Fotografin Nur Syaireen Natasya Binti Azaharin den Sonnenaufgang im indonesischen Ost-Java einfangen. Stattdessen traf sie auf rauchende Vulkane über tief hängenden Stratuswolken und fotografierte die Szene mit ihrem Smartphone.
Das Bild des lokalen Fotografen Gerson Turelly zeigt das Zentrum von Porto Alegre, Brasilien, während der verheerenden Überschwemmungen in Rio Grande do Sul im Frühjahr 2024. Die abgebildete Strasse hat sich in eine Wasserstrasse verwandelt, auf der ein junger Mann mit seinem Kajak paddelt. Dieser ist unterwegs zu den am schlimmsten betroffenen Gebieten, um gestrandete Menschen zu retten.
Den zweiten Platz gewinnt der britische Fotograf Andy Gray, der morgendlichen Raureif über dem Derwent Valley fotografiert hat. «Je länger man es anstarrt, desto mehr sieht man», sagt ein Juror.
Der Fotograf Jamie Russell spürte Regenbogenpotenzial, als ein Regenschauer sich den «Needles», einer Gruppe von Felseninseln ausserhalb der Isle of Wight vor der Südküste Englands, näherten. Sein Instinkt zahlte sich aus: Er schickte seine Drohne hoch und fing dieses spektakuläre Wetterzusammenspiel ein.
Das Bild von David Hendry zeigt Loch Ard im Trossachs-Nationalpark in Schottland in der frühen Oktobermorgensonne. Im Herbst bleiben grosse Gewässer oft länger wärmer als das umliegende Land, was das Wasser an der Oberfläche zum Verdunsten bringt.
Der iranische Fotograf Majid Hojati zeigt den austrocknenden Urmia-See, der einst der zweitgrösste Salzwassersee der Welt und das grösste Feuchtgebiet des Irans war. Schwere Dürreperioden und Wasserentnahme für den menschlichen Gebrauch haben zu einem drastischen Rückgang des Wasserspiegels geführt. Seit Anfang des Jahrhunderts ist das Wasservolumen des Sees um 95 Prozent zurückgegangen.
Eine Familie hängt im Morgengrauen gefärbte Baumwolltücher zum Trocknen auf. Eine friedvolle Szene, doch die rissige Erde auf dem Smartphone-Bild von Zaw Zaw Wai erinnert an die riesigen Wassermengen, die der Baumwollanbau verschlingt. Fast 2700 Liter Wasser werden für ein einziges Baumwoll-T-Shirt benötigt. In Myanmars «Dry Zone» wird ein Grossteil der Baumwolle angebaut – Dürren sind an der Tagesordnung.
Im Februar 2021 fing Andrea Kleene nach einem besonders intensiven Eisregen diese in Eis eingekleideten Äste ein. Das Phänomen entsteht, wenn unterkühlter Regen auf eine kalte Oberfläche trifft. Die Tröpfchen breiten sich aus und gefrieren relativ langsam, wodurch eine durchsichtige, dichte Eisschicht entsteht. Das bringt zwar schöne Szenen wie diese hervor, birgt aber auch Gefahren: Etwa wenn die Eisschicht auf Stromleitungen zu schwer wird und einstürzt. Oder wenn sie sich unsichtbar auf den Boden legt und Menschen zum Stürzen bringt.