Wie Trump mit irrationalem Hass die US-Wirtschaft sabotiert und einen Crash riskiert
Die USA führen gerade ein kurioses Schauspiel auf. Der Arbeitsmarkt steht am Rande einer Krise. Die Inflation vor einem Comeback. Die Börse am Anfang oder am Ende eines historischen Booms. Mittendrin tobt Donald Trump. Die Welt schaut zu und fragt sich, ob bald die nächste Krise made in USA über ihr hereinbricht.
Amerikas Arbeitsmarkt ist wie erstarrt. Es gibt nur wenige Neuanstellungen, die Unternehmen schaffen ähnlich wenige Stellen wie in der Finanzkrise von 2008. Zugleich gibt es wenig Entlassungen. Die Firmenchefs wissen nicht, was der morgige Tag bringt. Höhere Zölle, tiefere Zölle? Oder droht Trump ihnen wie ein Mafioso? Apple-Chef Tim Cook hat Trump daran erinnert: «Tim, ich habe dich sehr gut behandelt.»
Und es gibt viel weniger Kündigungen. Die Arbeitnehmenden wissen, wer in diesem Herbst arbeitslos wird, der wird es lange bleiben. Also klammern sie sich an ihre Jobs und ein Begriff macht die Runde: «Job hugging». Dabei geht es laut einer Unternehmensberatung darum sich am Job festzuhalten, als ginge es um das «eigene Leben».
Der Arbeitsmarkt ist wie erstarrt – aber bei jedem grossen Stellenabbau wie bei UPS oder Amazon blicken alle bang um sich. Stürzt der Arbeitsmarkt in eine Krise? Notenbankchef Jerome Powell hat deshalb zwei Mal die Leitzinsen gesenkt. Aber Powell hat auch betont, ob er sie weiter senke, sei völlig offen. Denn er hat noch ein anderes Problem: Die Inflation kehrt zurück.
Die Inflation betrug im September 2,9 Prozent. Damit steigen die Preise wieder – und schneller als zuletzt unter Trumps Vorgänger Joe Biden. Dabei hatte Trump versprochen, er werde die Preise für Eier, Äpfel oder Salat gleich am ersten Tag seiner Amtszeit senken. Nun zetert sogar seine Parteikollegin Marjorie Taylor Greene:
Trumps Popularität tiefer als je in seiner ersten Amtszeit
Konsumenten mögen steigende Preise ungefähr so sehr wie Magengeschwüre. Laut Umfrage der Universität Michigan ist ihre Stimmung viel schlechter als vor Corona, und sogar ähnlich schlecht wie während der Pandemie. Trumps Popularität ist laut dem «Economist» tiefer, als sie es in seiner ersten Amtszeit je war – und nirgends tiefer als beim wichtigsten Thema: Preise und Inflation.
Es dürfte für die Konsumenten noch schlimmer kommen, aber nicht ganz so übel wie befürchtet.
Trump hat Zölle von durchschnittlich 18 Prozent vorgeschrieben. Diese Zölle haben die Firmenchefs bisher nicht voll an die Kunden weitergegeben: Erst 20 Prozent davon, laut einer Studie mit Daten von fünf grossen Detaillisten. Viele Chefs hatten wohl noch Waren an Lager. Auf bessere Zoll-Zeiten gehofft. Oder gefürchtet, wie Walmart von Trump öffentlich attackiert zu werden, wenn sie die Preise erhöhen. Tump hatte vom Detailhändler gefordert: «Schluckt die Zölle selber!»
Viele Chefs dürften die Zölle jedoch umgangen haben, schreibt die «Financial Times». Trumps Zölle sind kafkaesk. Für jedes Produkt braucht es Ursprungsort und Produktcode. Für alle Bestandteile. Für ihre Lieferanten. Für deren Lieferanten. Ein Wahnsinn. Aber mit System: eines, das «Tarifgestaltung» erlaubt. Laut einem Berater sind das «Feinheiten, die ausgenutzt werden», «geringfügige Änderungen an Produkt, Versandart oder Zusammensetzung». So liessen sich «Klassifizierungen mit niedrigeren Zöllen finden».
Trotz «Tarifgestaltung» werden die Chefs nächstes Jahr mehr tun, was sie in Trumps erster Amtszeit taten: Zölle weitergeben. Das renommierte Peterson Institute sagt für 2026: «Die Inflation kommt» und zwar in der Höhe von über 4 Prozent. Insbesondere würden wichtige Produkte teurer, wie Fleisch, Kaffee, Gemüse oder Spielsachen.
Probleme vieler Amerikaner werden verschleiert
Eine Rezession wird es jedoch nicht geben. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) steigt laut dem Peterson-Institute langsamer, steigt aber weiter. Fraglich ist, ob diese Zunahme wirklich einen steigenden Wohlstand der Gesamtbevölkerung widerspiegelt. Wie die «New York Times» schreibt:
Alles wird überdeckt vom Boom der Künstlichen Intelligenz (KI), welcher die US-Wirtschaft mit sich reisst. Laut der Schweizer Bank J. Safra Sarasin sind die Investitionen in KI und in verwandte Technologien im ersten Halbjahr um rund 30 Prozent gestiegen. Damit habe der KI-Boom zum gesamten BIP-Wachstum drei Viertel beigetragen.
Der KI-Boom treibt auch die Börse von Rekord zu Rekord. Laut Sarasin hat der Boom die globalen Börsen innerhalb eines halben Jahres so stark angehoben, wie es zuvor in 30 Jahren nur zweimal vorgekommen ist: in den Börsen-Comebacks nach der Finanzkrise von 2008 und nach dem Corona-Absturz von 2020.
Und via Börse stützt KI auch den Konsum – jedoch fast nur jenen der Reichen. Aktien sind ungleich verteilt in den USA, fast 90 Prozent im Besitz der reichsten 10 Prozent. Laut Moody‘s Analytics haben diese über den Sommer 2025 so viel Geld ausgegeben, dass vom gesamten Konsum ganze 49,2 Prozent von ihnen kamen. Die «New York Times» schrieb:
Wachstum, Börse, Konsum: Die US-Welt wird zusammengehalten vom KI-Boom, auch wenn mittendrin Trump tobt. Die Frage ist, wie lange der KI-Boom solche Kraft entfalten kann? Analysten fragen die grossen Techkonzerne: «Befinden wir uns in einer Börsenblase?»
Auch wenn es tatsächlich eine Blase ist, kann sie noch viel grösser werden. Blasen sind von Psychologie getrieben. Der Angst, eine Chance auf Reichtum zu verpassen, während der Nachbar in eine Villa zieht. Deshalb können die Kurse weiter steigen, wenn sie die Vernunft längst zurückgelassen haben. Und deshalb studieren Trader heute noch das abschreckende Beispiel von Isaac Newton aus dem 18. Jahrhundert.
Newton hatte früh in die damalige Südseeblase investiert, verkauft und gespottet: «Ich kann die Bewegung von Himmelskörpern berechnen, aber nicht den Wahnsinn der Menschen.» Doch die Kurse gingen höher, höher und höher. Er wurde schwach. Crash. Newton verlor ein Vermögen und wollte nie mehr von der Südsee hören.
Der KI-Boom könnte jedoch anders enden. Die Datenzentren verschlingen Unmengen an Energie und erhöhen so den gesamten US-Strombedarf massiv, wie die Raiffeisenbank schreibt. Im Bundesstaat Virginia machen sie sogar 40 Prozent der Nachfrage aus. Insgesamt kann laut Raiffeisen das Angebot nicht Schritt halten. Im Stromhandel werden deshalb die Preise für künftige Lieferungen «immer weiter in die Höhe getrieben».
Der Strom ist die Schwachstelle der amerikanischen KI. Nobelpreisträger Paul Krugman warnt:
Der US-Ökonom Dean Baker sagt bei der Denkfabrik Cepr, China habe hier einen Vorteil. Seine KI-Programme würden ähnlich viel leisten, aber ein Vielfaches weniger Strom verbrauchen. Zudem sei Strom günstig und reichlich vorhanden.
Chinas Vorsprung hat einen einzigen Grund: Das Land fördert erneuerbare Energien massiv und hat so global die Preise von Solarzellen und Windrädern in die Tiefe gedrückt. Trump hingegen schimpft:
Sie seien schuld an den dort steigenden Energiepreisen. «Stoppt die Windkraftanlagen!» Nur: New Jersey hat keine einzige Windkraftanlage.
Trump hat angekündigt, er werde keine Bewilligungen erteilen für Solar- oder Windkraftwerke. Tatsächlich hat er einige Grossprojekte bereits gestoppt. Dass er damit den USA schadet, ist offensichtlich. 2025 trugen Solar, Wind und Batterien den Grossteil der neuen Stromkapazitäten bei. Aber vielleicht ist es, wie Krugman schreibt:
(aargauerzeitung.ch)
