Die Coronapandemie macht der globalen Wirtschaft bereits seit über einem Jahr zu schaffen. Nun grassiert das Virus gerade wieder in Asien, besonders auch in China. Wie der Erreger einen Hafen in Yantian bei Shenzhen lahmlegt und warum der Stau dort auch die Schweiz betrifft, erfährst du hier:
Der Hafen in Yantian gehört zu den grössten Verladestationen von Containerschiffen der Welt. Auf 373 Hektaren und 16 Stegen könnten gleichzeitig Schiffe be- und entladen werden. «Könnten» deshalb, weil das Coronavirus eine Komplettauslastung verhindert.
Ein Ausbruch unter den Arbeitern Ende Mai hat zur Schliessung des Hafens von einer Woche geführt. Seitdem wird die Kapazität zwar wieder hochgefahren, doch ein grosser Rückstau war unumgänglich. Chinas Ausweichhäfen laufen ebenfalls am Limit ihrer Kapazitäten.
Normalerweise befinden sich die Schiffe im Median nur etwa einen Tag im Hafen. Der Rückstau hat dazu geführt, dass die Hälfte der Schiffe über zwei Tage im Hafen ankern muss, bevor sie wieder auslaufen können.
Zurzeit (Dienstag, 11 Uhr) befinden sich 46 Schiffe im Hafen, 29 weitere sollen heute noch ankommen. Mittlerweile übertrifft der Rückstau sogar jenen im Sueskanal, als dieser von der «Ever Given» blockiert wurde. Die weltweite Wirtschaft hat immer noch mit den Folgen dieses Staus zu kämpfen und nun droht die zusätzliche Belastung durch den Stau in Yantian, die Lieferketten verschiedener Güter nochmals zu verlängern.
Im Vergleich zu letzter Woche sei in den letzten Tagen bereits eine Entspannung der Lage spürbar, wie verschiedene Reedereien kommunizieren. Trotzdem haben sich durch die Verzögerung in Yantian weitere Staus in umliegenden Häfen gebildet. Die Nachwehen des Staus werden in den nächsten Wochen spürbar werden, meinen Ökonominnen und Ökonomen.
Wie der Stau der «Ever Given» im Sueskanal zu Lieferengpässen geführt hat, wird dies auch beim Stau in Yantian der Fall sein. «Je länger die Krise dauert, desto stärker werden die Auswirkungen in der Schweizer Produktion spürbar sein», so Handelsökonom Reto Föllmi zum SRF.
Sollte sich die Situation weiterhin durch Staus und Ausfälle verschärfen, könnte in der Schweiz sogar das Weihnachtsgeschäft betroffen sein. Konsumierende müssen hier mit längeren Lieferzeiten rechnen als in vorherigen Jahren. (leo)
Weniger Konsum wäre auch eine Option...