International
Wirtschaft

Nissan hat nur noch 12 bis 14 Monate Zeit zum Überleben

Nissan am Abgrund: «Wir haben nur zwölf Monate zum Überleben»

Nur noch zwölf bis 14 Monate sollen dem japanischen Autobauer bleiben, um seine schwerste Krise zu meistern. Wie konnte es dazu kommen?
30.11.2024, 13:26
Markus Abrahamczyk / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Auto-Krise in Japan: Nach katastrophalen Quartalszahlen und dem Rückzug des Partners Renault sucht der Autobauer Nissan verzweifelt nach Rettung. Ein hochrangiger Manager bringt es auf den Punkt: «Wir haben 12 oder 14 Monate, um zu überleben.»

Nissan Chief Executive Makoto Uchida, left, and Honda Chief Executive Toshihiro Mibe shake hands during a joint news conference in Tokyo, Thursday, Aug. 1, 2024. Japanese automakers Nissan and Honda s ...
Honda könnte bei Nissan einsteigen.Bild: keystone

Auto-Riese auf Partnersuche

Eines ist klar: Ohne einen starken Partner hat Nissan keine Chance. Konzernchef Makoto Uchida sucht dringend nach einem Retter, der das Unternehmen stabilisiert. Im Gespräch sind Fonds, Banken, Versicherer – und sogar der Konkurrent Honda. Doch ein Einstieg von Honda könnte die ohnehin fragile Allianz mit Renault endgültig gefährden. Renault selbst bleibt bislang stumm.

Frischen Wind brachte vor Kurzem der Einstieg von Effissimo Capital Management, einem berüchtigten Fonds aus Singapur. Effissimo ist bekannt dafür, Unternehmen wie Toshiba durch rigorose Restrukturierungen wieder auf Kurs zu bringen. Die Börse reagierte positiv, doch der Einstieg könnte auch harte Einschnitte bedeuten.

Schwere Altlasten

Nissan kämpft mit vielen Baustellen: Die Modellpalette ist veraltet, der Absatz in China ist um 14 Prozent eingebrochen und auf dem wichtigen US-Markt fehlen konkurrenzfähige Hybridmodelle. Während die Rivalen Toyota und Honda ihre wichtigen Modelle in Nordamerika konsequent modernisiert haben, gab es bei Nissan die letzte grössere Überarbeitung bereits im Jahr 2021. «Das ist eindeutig eine Fehleinschätzung des Managements», sagt Analyst James Hong von Macquarie Securities Korea.

epa11514869 Makoto Uchida, President and Chief Executive Officer (CEO) of Nissan Motor Co., Ltd., speaks during a joint new conference with and Toshihiro Mibe(unseen), President and Chief Executive Of ...
Makoto Uchida: Der Nissan-Konzernchef plant 27 elektrifizierte Modelle bis 2030 – für Kritiker kommt diese Initiative zu spät.Bild: keystone

Ausserdem fehlen Milliardeninvestitionen, um Uchidas ambitionierten Plan von 27 elektrifizierten Modellen bis 2030 zu realisieren. Das lässt Zweifel wachsen: Der Japan-Experte Amir Anvarzadeh von Asymmetric Advisors gibt Nissan wenig Chancen. Sein Fazit: «Ohne ein Wunder ist der Konzern nicht zu retten.»

Bereits Anfang November hatte Nissan angekündigt, angesichts sinkender Absatzzahlen in China und den USA 9'000 Stellen zu streichen und 20 Prozent seiner weltweiten Produktionskapazitäten abzubauen. Zudem hat der Konzern seine Gewinnprognose für dieses Jahr um 70 Prozent nach unten korrigiert. Doch der Druck wächst: Mögliche US-Zölle gefährden die Zukunft zusätzlich.

In den nächsten zwölf Monaten entscheidet sich das Schicksal von Nissan. Ohne einen starken Partner droht das Aus. Ob Honda, ein Investor oder ein Wunder: Die Zeit drängt.

Verwendete Quellen:

  • japantimes.co.jp: Nissan enters new era of turmoil as Effissimo takes stake (Englisch)
  • reuters.com: Nissan shares jump 21% after activist Effissimo takes stake (Englisch)
  • motorauthority.com: Insider says Nissan has "12-14 months to survive" (Englisch)
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So ist Autofahren wirklich – ehrliche Grafiken
1 / 14
So ist Autofahren wirklich – ehrliche Grafiken
quelle: watson
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Virales TikTok-Video zeigt, wo die selbstfahrenden Autos (noch) an ihre Grenzen stossen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
47 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Kant
30.11.2024 14:23registriert Oktober 2018
Japan hat generell ein Problem mit Software, denn jahrzehntelang hiess es, Hardware sei wichtiger als Software, aber jetzt, da die Software immer wichtiger wird, haben sie das Problem, Software-Architekturen und -Entwicklungsprozesse auf den modernen Stand zu bringen. Zusammen mit den traditionellen hierarchischen Gesellschaftstruktur Japans wird das nicht einfach werden. Das Problem hat natürlich nicht nur Nissan, sondern auch andere grosse Firmen wie Toyota, Nikon und andere. Gleichzeitig kommt es zum clash mit der Demografie. Die Zukunft Japans wird interessant zu verfolgen sein.
7614
Melden
Zum Kommentar
avatar
KeinFussbreitDemFaschismus
30.11.2024 13:43registriert November 2024
Wir stehen vor einer Konsolidierung in der Autobranche mit Pleiten und Fusionen. Womöglich macht Nissan den Anfang, folgen könnte VW die haben neben den Absatzproblemen jetzt noch ein Steuerhinterziehungsverfahren in Indien am Hals, das wohl zu einer Milliarden Busse führen wird.
6415
Melden
Zum Kommentar
avatar
hans_freerider
30.11.2024 21:28registriert November 2015
Wann hört man endlich auf mit dem Märchen die Elektrifizierung sei schuld da niemand elektrisch kaufen wolle. Es wird alles aktuell viel weniger gekauft auch verbrenner und weil die Chinesen halt konsequent auf EV gesetzt haben die sie nun aber leider selber produzieren schwimmen allen die Felle davon weil der Absatzmarkt China fehlt.
467
Melden
Zum Kommentar
47
Arbeitslosenquote steigt im November in der Schweiz leicht

Die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz und die entsprechende Quote sind im November vor allem saisonal bedingt leicht gestiegen. Um diese Effekte bereinigt, blieb die Rate aber unverändert.

Zur Story