Wegen einer lang anhaltenden Dürre haben die Verantwortlichen des Panamakanals den Zugang zum Kanal beschränkt. Darum liegen nun auf beiden Seiten der Wasserstrasse insgesamt über 200 Handels- und Transportschiffe vor Anker. Dies berichtet das «Wall Street Journal».
In what is being called the “world’s worst traffic jam,” some 200 cargo ships are waiting to pass at the Panama Canal as the area experienced its worst drought in 100 years. pic.twitter.com/SHh6wa8muF
— Massimo (@Rainmaker1973) August 20, 2023
Der 1914 fertiggestellte Panamakanal durchtrennt das namensgebende Panama zwischen Panama Stadt und Colón und verbindet den nördlich liegenden Atlantik und den südlich liegenden Pazifik.
Dabei führt er grösstenteils durch den künstlich geschaffenen Gatún-See; dieser wird von den Flüssen Chagres und Gatún gespeist. Der Panamakanal ist demnach ein Frischwasserkanal – im Gegensatz zu beispielsweise dem Suezkanal.
Ein durchquerendes Schiff legt auf seinem Weg durch die Wasserstrasse durch 12 Schleusen einen Höhenunterschied von je 26 Meter hinauf und hinab zurück. Dabei werden bei jeder Durchquerung rund 100'000 Kubikmeter Frischwasser von der jeweils ersten und letzten Schleuse ins Meer gespült.
Weil Panama zurzeit die schlimmste Dürre der letzten hundert Jahre erleidet (welche nicht zuletzt auf das Wetterphänomen El Niño zurückzuführen ist), sind die Wasserstände im Gatún-See und dem über den Chagres verbundenen Alajuela-See dramatisch tief. In direkter Konsequenz daraus hat hat nun die Kanalleitung beschlossen, die Durchfahrt auf 32 Schiffe pro Tag zu beschränken – normalerweise sind es im Schnitt 36.
Zudem wurde aufgrund des niedrigeren Wasserstandes der maximale Tiefgang für Schiffe, die den Kanal durchqueren, herabgesetzt – von 50 Fuss (15,24 m) auf 44 Fuss (13,41 m). Um dem entgegenzukommen, müssen Frachtschiffe, die den Kanal passieren möchten, Container abladen und auf kleinere Boote, die neben dem grossen Schiff mitgeschleust werden, verteilen.
Wegen der Einschränkungen stehen nun eben gut 200 Schiffe vor den Schleusen des Kanals und warten auf einen freien Zeitpunkt, um durchqueren zu können. Dabei triagieren die Betreiber nach Dringlichkeit der Ladung: Containerschiffe, deren Fahrten bis zu einem Jahr im Voraus geplant und verbucht werden, dürfen zuerst durch. Massengutfrachter, die etwa Kohle, Getreide oder Metall transportieren, haben derweil die längste Wartezeit, da diese Schiffe oft kurzfristig für die Transporte gebucht werden.
Alternativ kann man bei den Kanalbetreibern bei einer Auktion «Premium-Slots» ersteigern, um schneller durchzukommen: Ein Sprecher des Speditionsunternehmens Maersk sagte gegenüber dem WSJ, man habe pro Schiff 900'000 US-Dollar extra bezahlen müssen, um den Kanal passieren zu dürfen.
Wer den hohen Preis nicht bezahlen will (die Durchfahrt alleine kostet beispielsweise für einen Öltanker 300'000 USD), wartet und nimmt so hohe Opportunitätskosten in Kauf. Eine andere, nicht zwingend günstigere Option, ist das Fahren einer anderen Route.
Ricaurte Vásquez Morales ist der Verwalter des Panamakanals. Laut ihm könnten die Einschränkungen bis Ende Jahr andauern. Er schätzt zudem, dass, sollte auch nächstes Jahr so wenig Regen fallen, dem Kanal etwa 200 Millionen US-Dollar an Einnahmen fehlen werden, weil die Kundschaft (also die Spediteure) lieber alternative Routen nutzen würden.
Dürren wie kommen seit einiger Zeit häufiger vor, als in den Anfangsjahren des Kanals, so Vásquez Morales. Das sei nicht nur für den Kanal ein Problem, sondern auch für die Bevölkerung, denn der Gatún-See versorgt die Städte Colón und Panama Stadt mit Trinkwasser.
Die Kanalleitung hat darum ein Budget von rund 2 Milliarden US-Dollar beschlossen, um über die nächsten zehn Jahre vier weitere Flüsse in den Kanal zu leiten, um einen genug hohen Wasserstand langfristig garantieren zu können. Beauftragt mit dem Bau wurde dazu übrigens das U.S. Army Corps of Engineers – das auch schon Anfangs des letzten Jahrhunderts den Kanal gebaut hatte.
(cpf)
Wtf läuft da schief... Leute, da hilft nur WENIGER KONSUM, weniger Wachstum, lokaler produzieren... Diese globalisierte Warentransporte richten so unglaublich viel Schäden an! Unglaublich!