Der US-Amerikaner Joseph Dituri (55) hat ein Leben, das einsamer kaum sein könnte. Am 1. März verliess der Professor seine Heimat und tauchte ins Meer ab. Sein Ziel: die «Jules’ Undersea Lodge», eine extra für Taucher ausgestattete Hütte. Diese liegt 22 Meter unter der Wasseroberfläche, am Boden einer Lagune in Key Largo, Florida. Einen Druckausgleich gibt es in der Hütte im Gegensatz zu einem U-Boot nicht.
75 Tage lebt Dituri schon unter Wasser, mit dem 74. Tag stellte er am Montag einen neuen Weltrekord auf. Um diesen ging es dem Amerikaner aber nicht – das sind die Hintergründe seines neuen Lebens.
Hinter Dituris Leben unter Wasser steckt ein wissenschaftliches Projekt mit dem Namen «Project Neptune 100». Dabei will der Medizintechnik-Professor am eigenen Leib testen, wie sich das Leben unter Wasser ohne Druckausgleich auf den menschlichen Körper auswirkt. 100 Tage will Dituri in der «Jules’ Undersea Lodge» bleiben, bis am 9. Juni. In dieser Zeit werden regelmässig diverse Werte des Wissenschaftlers gemessen, wie seine Muskelmasse, seine Hirnaktivität, seinen Herzschlag oder seine Sehschärfe.
«Mein Drang nach Entdeckungen hat mich hierhergeführt», erklärt Dituri seine Motivation gegenüber BBC. Und gegenüber dem «Guardian» sagt er: «Es geht darum, die Weltmeere zu bevölkern und sie zu schützen, indem man in ihnen lebt und sie gut behandelt.» Der Weltrekord bedeutet dem US-Amerikaner nicht viel. Es sei eine Ehre, diesen nun zu haben, sagt er, aber: «Ich habe noch viel zu forschen.»
Physischen Kontakt zu anderen Menschen hat «Dr. Deep Sea», wie Dituri oft genannt wird, in seiner vorübergehenden neuen Heimat kaum. Ganz isoliert ist er dennoch nicht. Der Professor hat seinen Laptop dabei und führt damit weiterhin Vorlesungen an der University of South Florida durch.
Durch seine neue Lebensweise stieg das Interesse an seiner Person stark an. 2500 Studierenden aus aller Welt habe er in diesen Tagen von seinen Eindrücken berichten können, sagt Dituri. «Vielleicht werden sie eines Tages diese Wissenschaft aufgreifen und die Reise fortsetzen, auf der wir uns gerade befinden», so seine Hoffnung. Dazu kommen Gespräche mit weiteren Forschenden, seit dem Brechen des Weltrekords zudem immer mehr Termine mit Medien.
Trotz seines Lebens abseits der Zivilisation wird es Dituri unter Wasser nicht langweilig. Mehrere Stunden pro Tag ist der Wissenschaftler mit seiner Arbeit beschäftigt, daneben geniesst er die Momente für sich allein. Er stehe jeden Morgen um 5 Uhr auf, berichtet er. Dann folge ein Training mit Liegestützen und Übungen mit Bändern. Mittags und abends bereite er sich ein proteinreiches Mahl in seiner Mikrowelle zu, etwa Lachs oder Eier.
Dieser neue Lebensstil gefalle Dituri grundsätzlich gut. Er liebe es, unter Wasser zu leben, sagt er gegenüber dem «Guardian». Gleichwohl fällt es ihm manchmal schwer, seine Liebsten nur über Videotelefonate sehen zu können. «Ich vermisse den physischen Kontakt zu meinen Freunden und meiner Familie», sagt er. Unter anderem verpasste Dituri wegen seines Experiments den College-Abschluss seiner Tochter.
Abgesehen davon vermisse der Wissenschaftler relativ wenig von der Erdoberfläche. Grosse Ausnahme: die Sonne. «Die vermisse ich am allermeisten», sagt Dituri. «Normalerweise gehe ich um fünf Uhr ins Fitnessstudio und schaue dann den Sonnenaufgang.»
Das hat an Land halt überhaupt nicht funktioniert. Wieso sollte es unter Wasser besser werden? Für die Weltmeere wäre es sicherer, wenn der Mensch so weit wie möglich weg ist (Mond, Mars..)
Egal ob unter dem Wasser oder an Land… ich versteh‘s nicht.
Warum tut man sich das an??