Ihr innig Geliebten da draussen, die ihr immer so huldvoll unsere Beiträge entgegennehmt: Wir sind uns einig, oder? Es ist verdammt traurig, dass Jens Büchner, Mallorcas erfolgreichster Reality-TV-Versager, so plötzlich gestorben ist.
Ich weiss noch genau, mein Liebesleben und ich sassen beim Sonntagsfrühstück (komisch, auch von Dianas Tod erfuhr ich bei einem Sonntagsfrühstück, fällt mir gerade auf. Wie hängen Diana und der Malle-Jens zusammen? So astrologisch gesehen vielleicht?), lästerten laut, ich klickte auf watson, der Mund blieb mir offen stehen, tonlos schob ich meinem Liebesleben das Tablet rüber.
Hatten wir ihn nicht eben noch gesehen? Hatten wir ihn nicht so gut wie immer gesehen, wenn wir den Fernseher einschalteten? Hatten wir nicht mit Jens «gelebt»? Ihn mit Spott übergossen und dennoch jede schäbige Sekunde seines TV-Daseins genossen? War nicht der entzückte Ruf «Die Büchners kommen!» durch unser ansonsten nur mit hochkarätiger Hochkultur gefülltes Wohnzimmer geschallt, wenn sich «Goodbye Deutschland» mal wieder seinem Lieblingsauswanderer widmete?
Haha, rhetorische Frage, kann er natürlich nicht. Und immer weniger. Auch da sind wir uns einig, oder? Echt, mein iPhone im Flugmodus ist aufregender als diese, diese ... mir fallen echt kaum Vergleiche ein. Analysieren wir mal folgende Aussage von Bachelor Clive, sie fasst das Elendsdilemma dieser Staffel sehr schön zusammen:
Sinngemäss heisst das: «Ich find euch alle immer noch nicht interessant oder hot genug, um mich auch nur entfernt der Frage anzunähern, ob ich mich eventuell möglicherweise in eine von euch verlieben oder auch nur anständig verknallen könnte.»
Tja, Pech für ihn. UND UNS!!! Und die Ladys. ABER VOR ALLEM FÜR UNS!!! Denn es stellt sich auch die Frage: Welche Hand- beziehungsweise Spassbremse hat unser Clive eigentlich verschluckt? Wieso kann er nicht einfach mal wie alle Bachelors vor ihm seinen Kopf ausschalten und sich und eine Lady von seinem Mannsein übermannen lassen? Zumal ihm eindeutige Angebote unterbreitet werden.
Wobei: Ist «scho chli wild» auch wirklich wild? Auf einer Skala von 1 (zahm) bis 12 (wild)? Wollen wir es mit einer verrückten 5 wagen? Oder doch lieber einer vorsichtigen 3? Und was ist Mona (Lieblingswort «mega») von Beruf? «Aso ich bi Fagee»? Ist das was Ähnliches wie Zahnfee? (Ja, ist es irgendwie! Weil Fachfrau Gesundheit. Wie AUFREGEND!)
Au, au, au, architektisch also. Wahrscheinlich der Hammerhöhepunkt dieser Folge. Sonst so: Sand, Sand und noch mehr Sand. Dieses Sinnbild der zäh und gleichförmig zerrinnenden Zeit. Sand in der Wüste, auf den Körpern, in den Köpfen. Es wurde gesandboardet, immer wieder setzte sich Clive mit irgendeiner in den Sand zu deepen, braven Gesprächen, bei denen nichts knisterte, geschweige denn loderte. Einzig mit Alisha kam ein bisschen Geknutsche zustande, aber nur der Sand weiss, ob dies am Ende nicht gespielt war.
Überhaupt: Wer meint es aufrichtig mit Clive und gibt sich vor der Kamera so echt wie der Malle-Jens und wer spielt uns allen nur was vor? Es herrscht ja eine konstante kollektive Empörung unter den Ladys über eventuelle emotionale Falschspielerei.
Schön wär's, wenn da mal was brennen würde! Ich mein, die Niveaulosigkeit der Leute ist das eine. Ihre äusserste Fantasielosigkeit das andere. Wie geil und raffiniert könnte man da intrigieren! Aber man müsste halt vorher mal «Gefährliche Liebschaften» lesen und nicht einfach nichts. Ja, das gilt auch für die Macher. Die flüstern den lieben Ladys ja eh alles ein.
Die «Grüchtli» etwa, dass Mia dem Bachelor eins geblasen und Sanja mit ihm geschlafen habe? Alles sowas von gescriptet! Denn leider, leider ist nichts passiert. Weil Clive das allen Nichtbläserinnen oder Beischläferinnen gegenüber respektlos finden würde. In den «Gefährlichen Liebschaften» dagegen entscheiden sie sich immer für den Spass. Und haben trotzdem enorm viel Stil. Sicher auch architektisch.
Es ist, wie's ist. Der Malle-Jens war ein radikaler und erstaunlich eitelkeitsbefreiter Selbstverschwender vor den Kameras. Wir haben ihn dafür, na ja, irgendwie geliebt. Handbremsen-Clive und seine langweiligen Ladys dagegen ... Dabei begann alles so vielversprechend. Long, long time ago. Jetzt haben sie es komplett in den Sand gesetzt.
(((Anna Rothenfluh, komm pleaeaease endlich aus deinem Sabbatical zurück und erlöse mich #nocheinsendungundichlösmichvorlangeweileaufwieineinemsäurebad!)))