Ach Leute, neben den vielen grossen traurigen Dingen, die auf der Welt geschehen, gibt es auch noch so viele kleine traurige Dinge, und man fragt sich bang, wo das Glück denn überhaupt noch ein Zuhause haben soll. Bis jetzt dachten wir doch, das Glück wohnt in diesem süssen schiefen britischen Häuschen, das eigentlich Kate Winslet gehört, aber vorübergehend von Cameron Diaz bewohnt wird, die sich dort in Jude Law verliebt. Ihr wisst schon, «The Holiday», einer der meistgesehenen Weihnachtsfilme neben dem Dreierlei von der Sissi und dem Film von dem armen Mädchen, das auch noch einen Schuh verliert, aber am Ende aus lauter sozialer Gerechtigkeit den Prinzen kriegt.
Doch jetzt hat der fiese Desillusionierungs-Künstler Jude Law erzählt, dass es dieses Happy-Häuschen gar nicht gibt! Dass die Badewanne von Kate und Cameron nur in einem Filmstudio gestanden hat! Damit konnte ja kein Mensch rechnen!!! Einzig in der Weihnachts-TV-Werbung ist die Welt noch reinen und guten Gemüts und feiert glückselig glöckelnde und Glühwein gügelnde Harmonie.
Auch Lady-Flüsterer und Bachelor Dennis wird – passend zur Jahreszeit – nicht müde, zu betonen, dass er extrem harmoniesüchtig sei. Da muss man nun einfach mal sagen: falsche Sendung, Dennis. Hier herrscht Wettbewerb. Hier leben Konkurrentinnen. Hier bestäuben sich Zwietracht und Verleumdung im Sekundentakt.
Letzte Woche verurteilte der Harmoniebedürftige ein paar Ladys zu einer therapeutischen Gruselhüttennacht. Sie sollten da dringend wieder ihre Gruppenmitte finden, was sie auch taten, doch dann entfernte sich die Mitte rasend schnell wieder aus der Gruppe.
Dennis ist an einem Wendepunkt, der bereits in zwei Wochen im Finale zu einem Endpunkt werden wird. «Ich han emotional es nois Läbe erreicht, es isch schwirig zum beschriebe.» Was heisst das jetzt? Alles und nichts!
Die Wienerin Iris entlässt er mit den Worten: «Iris, du bisch bildet und sexy» und irgendwas von ungenutzter Chance. Die Münchnerin Liliana versprüht für ihn «ganz vil sexuelli Energie, aber wenig emotionali», deshalb muss auch sie gehen. Und Jacky, mit der er letzte Woche noch eine Orgie der Seelenverwandtschaft im Stil von «Ich bi so en Tollpatsch!» – «Näi ich!» – «Näi ich!» feierte, muss gehen, weil er die Küsse von Amina toller fand als die Küsse von Jacky. Er sagt das so brutal direkt.
«Ich glaub, en guete Kuss seit viel us, wie au der Sex sii chönnt. Und ich glaub, i däm Fall hätt d'Amina au im Bett viel Potenzial.»
Immer fehlt irgendwas oder etwas ist zu viel, und wenn beides zusammen da ist, ist es auch nicht gut. Es ist wie in der Küche eines sehr, sehr schlechten Kochs.
Iris kommentiert ihren Rausschmiss übrigens mit: «Ich bin mit seiner Entscheidung okay, er braucht eine Frau, die weniger ist.»
Eine Frau, die behauptet, mehr zu sein, als sie bisher war, ist Michi, Queen of the Underboob, wie man die mit Absicht zu knappe BH-Mode aktuell so nennt. Sie will Dennis nächste Woche ein für alle Mal beweisen, dass sie ganz und gar aus «Wife Material», aus Gattinnenstoff, gemacht ist. Bis jetzt propagierte sie ja stets, dass weniger mehr und nichts am besten ist. Jedenfalls im textilen Bereich. «Ey, die sind bereit, alles zu geben», meint sie – nicht etwa mit Blick auf ihre Gegnerinnen, sondern auf ihre Brüste.
Ach ja, die graziöse Churerin Sidney muss auch gehen. Sie sei zu «liislig», sagt Dennis, der selbst auch nicht laut ist. Blöd, dass Kate, die zukünftige Königin von England, ihre Weihnachtsbotschaft erst jetzt und nicht schon zur Zeit der «Bachelor»-Dreharbeiten geschrieben hat. Da steht nämlich: «Wir alle haben etwas, das wir einander anbieten können. Freundliche Worte oder ein offenes Ohr, einen Arm um eine erschöpfte Schulter oder schweigende Nähe zu jemandem.» SCHWEIGENDE NÄHE!!!
Laut ist auf jeden Fall Laura, die immer noch dabei ist, obwohl sie die Hohepriesterin der Disharmonie ist, denn wo Laura ist, herrscht Selbstgefälligkeit («I'm pretty as fuck!») und Chaos. Lauras Selbsteinschätzung ist wirklich mirakulös, aber der weichherzige Dennis glaubt ihr, dass sie sich vor allem von «Vönoos» (Venance, die Redaktion) gemobbt fühlt, und lässt sie weiter, was Liliana so kommentiert: «Ich hab's tatsächlich erwartet, Opfer kommen immer weiter im Leben.» Das ist ganz schön böse von Liliana, die übrigens im Stripclub ihrer Eltern aufgewachsen ist, und es ist sehr schade, dass sie raus ist und nicht noch mehr solcher Sätze sagen kann.
Venance und Michèle und Michi und Mabel und Amina und Laura fliegen jetzt mit Dennis nach Bangkok und werden sich dort wie verrückt die Zungen in die Hälse stecken, wie in der Vorschau zu sehen war, es wird ein Fest der Eifersucht und die Harmonie kann sich in einen leeren Stripclub verziehen und bitterlich weinen.
Ach Leute, neulich habe ich im «Spiegel» ein Interview mit einer lebensberatenden Bestseller-Autorin gelesen, die sagte, dass wir in Zeiten wie diesen nur mit einer stabilen Verdrängungsleistung nicht durchdrehen. Und dass es vielleicht ganz richtig sei, sich mal mit ein, zwei Stunden «Bachelor», mit archaischem Trieb-Treiben auf einer exotischen Insel also, mit einem Tun, das beinahe ans biblische Paradies erinnert, vom Irrsinn der Welt abzulenken. Nein, das sagte sie nicht, meinte sie aber bestimmt. So zwischen den Zeilen gelesen. Also, seid gut zueinander und zeigt einander, was Laura für sich selbst in Anspruch nimmt: «Ich ha zum Bischpil es Härz us Gold.»