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Frauen werden auf der Wiesn belästigt – Münchnerin wütet gegen Vorurteil

epa12393171 People sit in the Hacker-Pschorr Brewery tent during the opening day of the 190th edition of the traditional Oktoberfest beer and amusement festival in Munich, Germany, 20 September 2025.  ...
Seit dem 20. September und noch bis zum 5. Oktober ist in München die Wiesn.Bild: keystone

Frauen werden auf der Wiesn belästigt – Münchnerin wütet gegen Vorurteil

Auf dem Oktoberfest haben bereits mehrere Frauen sexuelle Belästigungen öffentlich gemacht – zum Teil auch mit viralen Videos. Nun schimpft eine Münchnerin gegen das «Männerproblem» – und widerspricht einem Vorurteil.
30.09.2025, 17:1930.09.2025, 17:19
Dariusch Rimkus / watson.de

Die Wiesn – ein Ort, an dem Bier in Massen fliesst, Brezn grösser als dein Kopf sind und die Stimmung zwischen Blasmusik und Bierzelt-Hits brodelt. Jedes Jahr zieht das Oktoberfest Millionen Menschen aus aller Welt an, die gemeinsam feiern, tanzen und häufig auch viel zu viel trinken. Dirndl und Lederhosen sind Pflicht, das Wetter ist Nebensache, und spätestens nach der dritten Mass wird aus lauter Fremden eine feucht-fröhliche Gemeinschaft.

Doch wo so viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, gibt es auch Schattenseiten – nicht zwangsläufig, sondern weil sich meist Männer willentlich danebenbenehmen: Immer wieder wird das Oktoberfest von Vorfällen sexueller Belästigung überschattet.

Frauen berichten von unangenehmen Situationen, die von anzüglichen Sprüchen über Grabschen bis hin zu noch schlimmerem Verhalten reichen. Eine Wiesn-Besucherin hat vor diesem Hintergrund nun gegen ein weitverbreitetes Vorurteil in Deutschland geschimpft.

Oktoberfest: Wiesn-Besucherin sieht vor allem «Männerproblem»

Auf Social Media gehen auch in diesem Jahr mal wieder viele Videos von der Wiesn viral, sowohl kuriose Vorfälle als auch Reaction-Videos darauf. Auch die Sängerin Linda Antonia hat sich auf Tiktok zu einem aktuellen Thema geäussert: den alltäglichen sexuellen Belästigungen durch misogyne Männer.

Linda Antonia kommt selbst aus München, erklärt sie in einem aktuellen Video, und sei ihr «ganzes Leben lang jedes Jahr mindestens ein Mal auf der Wiesn». Sie stören zum einen natürlich die respektlosen Ekel-Aktionen an sich: «Sexuelle Belästigungen wird da so grossgeschrieben.»

Vor allem will sie sich jedoch gegen das rechte Vorurteil aussprechen, dass in Deutschland sexuelle Belästigung an Frauen vor allem ein «Ausländerproblem» sei.

Die Sängerin kritisiert eine Doppelmoral. «Die Typen, die da Frauen angrabschen, eklig anlabern, ihnen hinterherlaufen», seien gleichzeitig diejenigen, die sagen: «Die bösen Ausländer. Wir müssen unsere Frauen schützen.»

Das sei «Bullshit». Sie stellt klar:

«Wir müssen Frauen schützen, genau vor solchen Typen, die auf der Wiesn rumlaufen. Und das sind grösstenteils Deutsche.»

Meist seien es Männer mit «viel zu hohem Alkoholpegel», doch bei einigen sei noch nicht mal das notwendig, um sich so zu verhalten. «Ekelerregend, einfach nur ekelerregend», findet Linda Antonia und zieht das Fazit: Es gebe ein allgemeines «Männerproblem», kein «Ausländerproblem».

Wiesn: Tiktok-Userin teilt schockierendes Erlebnis

Tatsächlich wurden auch vom diesjährigen Oktoberfest wieder einige sexuelle Belästigungen und sogar Vergewaltigungen dokumentiert. Ein Video einer Influencerin, der ein betrunkener Mann vor laufender Kamera ungefragt nah kam und ihr unvermittelt «Ich will dir ins Gesicht spritzen» sagte, ging viral.

Laut Polizei wurde ein 49-Jähriger wegen Vergewaltigung angezeigt, weil er einer 21-Jährigen mehrmals gegen ihren Willen in den Intimbereich fasste. Eine weitere 21-Jährige wurde gegen ihren Willen in ein Gebüsch gezerrt und von einem etwa Gleichaltrigen vergewaltigt.

Unter dem Video Linda Antonias findet sich deutlicher Zuspruch – auch von Männern. So schreibt einer: «Es sind längst nicht alle Männer, aber ich als Mann schäme mich, für die viel zu grosse Anzahl an Männern, die so sind.»

Eine Userin teilt in den Kommentaren eine ebenfalls schockierende Erfahrung. Sie habe von einem ehemaligen Klassenkameraden einen Snap bekommen, auf dem der sein Outfit für die Wiesn zeigt und darunter schreibt: «It’s Grabsch-Season again.»

Auch Linda Antonia kann es anscheinend kaum glauben und kommentiert wiederum mit: «OMG. Direkt Jail [Gefängnis].»

(mit Material der dpa)

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Alle Jahre wieder: Der Ansturm auf die Wiesn fürs Oktoberfest
Video: watson
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144 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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stronghelga
30.09.2025 18:00registriert März 2021
Die selbsternannten „Beschützer unserer Frauen“ auf der Wiesn sind genau jene, die Frauen angrapschen, anpöbeln und bedrängen. Heuchlerischer geht’s kaum: Nach aussen den starken Ritter gegen „die bösen Ausländer“ markieren, während sie selbst die Grenze zwischen Flirt und Übergriff nicht verstehen und schon beim ersten Mass Bier ihrer stumpfsinnigen Triebhaftigkeit nachgeben müssen. Wer Frauen wirklich schützen will, reflektiert das eigene Verhalten und hört insbesondere damit auf, sein zutiefst gestörtes Vehätnis zum weiblichen Geschlecht als Heimatliebe zu verkaufen.
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Ril
30.09.2025 19:56registriert Mai 2015
Es sind nicht alle Männer, längst nicht. Das steht nicht zur debatte. Aber: fast alle Frauen. Fast jede wurde schon Opfer von sexueller Gewalt von Belästigung bis zur Vergewaltigung. Viele erleben diese im Jugendalter, ich selber von ça 13 bis 21. Dann ging es zum Glück zurück. Dabei spielt es keine Rolle, woher die Täter kommen oder wie sie aussehen. Praktisch alle sind männlich und von 16 bis 80 Jahre alt.
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Herbsli69
30.09.2025 21:15registriert März 2018
Das Thema "Ausländer" wird nicht nur in diesem Zusammenhang missbraucht, um von den tatsächlichen Missständen abzulenken. Das ist seit Jahrzehnten Kalkül von konservativen, rechten und rechtsextremen Parteien und Politikern. Somit werden Bestrebungen, reale Probleme zu lösen, be- und verhindert. Und ich sage damit nicht, dass Migration und Zuwanderung keinerlei Probleme mit sich bringt. Aber Ausgrenzung und "Remigration" sind nicht die Lösung, sondern Integration.
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