Anfang Januar hatte Netflix Schlagzeilen gemacht, weil ein Gericht in Rio de Janeiro, Brasilien, den Streaming-Dienst dazu angewiesen hatte, einen Film zu entfernen. Nach Veröffentlichung der Jesus-Parodie «A Primeira Tentação de Cristo» (Die erste Versuchung Christi) hatte es in Brasilien heftige Proteste gegeben. Doch nur einen Tag später hob der Oberste Gerichtshof den Entscheid wieder auf, nachdem Netflix interveniert hatte.
Nun hat der Streaming-Dienst erstmals kommuniziert, dass es immer wieder Fälle gebe, in denen Staaten verlangen, dass gewisse Filme oder Serien entfernt werden. Insgesamt musste der Streaming-Dienst bisher in neun Fällen dieser Aufforderung nachkommen. Das berichtet Netflix in einem im Februar veröffentlichten Report.
Laut «The Verge» hat Netflix bisher sechs Filme, eine Serienepisode und zwei ganze Serien permanent von seiner Plattform entfernen müssen. Unter den genannten Ländern befindet sich auch Deutschland.
Neuseeland verlangte, dass Netflix den Dokumentarfilm «The Bridge» von der Seite entfernt. Im Film geht es um die Golden Gate Bridge und die damit in Zusammenhang stehenden Suiziden. In Neuseeland gibt es strenge Gesetze bezüglich Suiziddarstellungen in medialen Erzeugnissen.
Vietnam forderte Netflix auf, «Full Metal Jacket» von der Seite zu entfernen. Den Grund nannte Netflix nicht. Vermutlich hängt es mit der Darstellung des Vietnamkrieges, respektive der vietnamesischen Angehörigen zusammen.
Der deutsche Jugendschutz wollte, dass der Horrorfilm «Night of the Living Dead» von der Seite entfernt wird. Der Film stand in Deutschland jahrelang auf dem Index. Noch heute darf eine Schnittfassung des Zombiefilms nicht gezeigt werden. Welche Version auf Netflix verfügbar war, ist unklar.
2018 musste Netflix auf Druck von Singapur gleich drei Titel aus dem Programm nehmen:
In allen drei Titeln wird Drogenmissbrauch glorifiziert. In Singapur gibt es aber sehr strenge Anti-Drogengesetze, weshalb die Filme entfernt werden mussten.
Im vergangenen Jahr entfernte Netflix auf Druck des Wüstenstaats eine Episode der Politik-Satireserie «Patriot Act with Hasan Minhaj». In der Folge kritisiert der Comedian Hasan Minhaj Saudi-Arabien und dessen Thronfolger. Unter anderem kommt auch der Fall Khashoggi zur Sprache.
Auch Singapur wollte 2019 wieder zwei Filme aus dem Programm von Netflix entfernt haben. Zum einen ging es um Martin Scorseses Film «Die letzte Versuchung Christi» aus dem Jahr 1988. Das religiöse Drama sorgte damals weltweit für Schlagzeilen, weil es in den Augen von Katholiken als blasphemisch galt. In Singapur ist der Film bis heute verboten.
Ebenfalls 2019 verlangte Singapur die Entfernung des brasiliansichen Films «The Last Hangover». Weshalb ist unklar. Es dürfte aber auch damit zusammenhängen, dass es sich beim Film um eine Religionssatire handelt.
Netflix betonte, dass man bisher keine weiteren Titel als die genannten neun entfernt habe. Dies, obwohl es jedes Jahr einige Versuche von Behörden gäbe, Netflix dazu zu bringen, Titel aus dem Programm zu streichen. In China, wo so viele westliche Filme auf dem Index stehen, wie kaum in einem anderen Land, ist Netflix nicht verfügbar.
Der Streaming-Dienst hat angekündigt, dass man in Zukunft alle Anfragen von Behörden zur Entfernung von Titeln in einer jährlichen Liste öffentlich machen wolle. Erstmals publiziert werden soll die Liste im nächsten Jahr. (pls)
Es würde mich aber auch interessieren, welche Inhalte NF in gewissen Ländern gar nicht erst ins Programm nimmt, um Probleme zu vermeiden (Beispiel: LGBT-Filme in Ländern, wo Homosexualität unter Strafe steht).
Night of the Living Dead ist schlicht ein Genre-Klassiker.