Ohne seine geliebte Michele hätte Rob Reiner «Harry und Sally» kein Happy End geschenkt
Der Mann jammerte. Der Mann litt. Der Mann klagte seine beste Freundin voll mit seinem Leid. Er war zehn Jahre lang verheiratet gewesen. Seit der Trennung und der darauf folgenden Scheidung waren weitere zehn Jahre vergangen. Der Mann war seit zehn Jahren Single.
Jeder seiner Beziehungsversuche habe in einer Katastrophe geendet, sagte er, vom Dating-Game habe er keine Ahnung mehr, und dass Männer und Frauen Freunde sein können, sei auch nicht möglich. Letzteres wurde natürlich schon allein durch die Existenz seiner besten Freundin widerlegt, aber egal, es war ein guter Spruch, der sich in einem Drehbuch prima verwenden liess. Denn der Mann und seine beste Freundin beschlossen, dass aus seinem Leiden am Single-Dasein ein Film werden müsse.
Der Mann war Rob Reiner. Seine beste Freundin Nora Ephron. Sie wollten eine Beziehungskomödie machen. Nora Ephron hatte ein paar Jahre zuvor bereits mit dem Drehbuch zu «Silkwood» (Meryl Streep ist radioaktiv verseucht und wird ermordet) eine Oscar-Nomination erhalten. Das Drehbuch zur geplanten Komödie würde ihr ihre zweite einbringen.
Rob Reiner war als Sohn des Komikers Carl Reiner in Hollywood eingestiegen, hatte viel gespielt, vor allem in Sitcoms, und war mit dem Mockumentary «This Is Spinal Tap» und der Stephen-King-Verfilmung «Stand By Me» berühmt geworden.
Im Drehbuch, das sie gemeinsam schrieben, verwandelte sich Rob Reiner in Harry Burns, geschieden, Single und unglücklich über sein chaotisches Dating-Leben. «Ich dachte: Das ist ein Thema, das ich noch nie erforscht habe! Natürlich haben es restlos alle anderen erforscht», erzählte er 1989 der New York Times. Nora Ephron verwandelte sich fürs Drehbuch in Harrys Freundin Sally Albright und erfand den berühmtesten falschen Orgasmus der Filmgeschichte – in einem Restaurant. Die Dame, die Sallys Gestöhne im Film mit einem «I'll have what she's having» quittiert, ist übrigens Rob Reiners Mutter.
Und da waren sie nun. Am Ende, das war klar, sollten alle unglücklich bleiben. Harry und Sally würden auseinandergehen und sich nicht kriegen. Rob Reiner wollte zwar einen komischen, aber auch einen realistischen Film drehen.
Und dann wurde «When Harry Met Sally» zur romantischen Komödie schlechthin. Zum Synonym gar. Denn Rob traf Michele.
Es war kurz vor Drehstart und Rob jammerte seinen Kameramann Barry Sonnenfeld mit seinem «frauenlosen Schicksal» voll. Barry hörte geduldig zu, schliesslich sagte er: «Ich kenne dieses Mädchen, sie heisst Michele. Du wirst sie heiraten.» «Du spinnst», sagte Rob. Er war Anfang 40. Das «Mädchen» Anfang 30 und Fotografin.
Sie drehten in Los Angeles, in Chicago, schliesslich in New York, und eines Tages, es war im Oktober, kam Michele an der Seite von Barrys Verlobter zu Besuch. «Es war eine Szene auf einer Treppe vor einem Brownstone. Billy (Crystal) und Meg (Ryan) hatten Streit. Und ich drehe mich um und sehe dieses Mädchen und wooohooo! Ich war sofort von ihr angezogen. Und Barry sagt: ‹Das ist Michele.› Ich sage: ‹Das ist Michele?›»
Rob und Michele verliebten sich so schnell und so heftig ineinander, dass alles anders wurde. Sein Leben und das Finale von “Harry und Sally”. Jetzt wollte er das Glück, das er mit Michele erlebte, auch für seine Filmfiguren, endlich hatte er begriffen, wie Liebe geht! Nora erfüllte ihm den Wunsch noch so gerne, sie fand das Happy End passend. 1989 kam der Film in die Kinos. Rob und Michele heirateten.
Bis zu ihrem grausamen Tod am 14. Dezember 2025 sind sie zusammen, gelten als eines der beständigsten Paare von Hollywood. Michele produziert mehrere von Robs Filmen, gemeinsam engagieren sie sich politisch, kämpfen für gleichgeschlechtliche Ehe, Bildung und gegen Trump. 2006 überlegt sich Rob, als demokratischer Kandidat gegen Arnold Schwarzenegger ins Rennen um das Amt des Gouverneurs von Kalifornien zu gehen.
Die beiden haben drei eigene Kinder, die Söhne Jake und Nick und Tochter Romy, und Adoptivtochter Tracy. Nicks Drogensucht, seine zeitweilige Obdachlosigkeit und seine gut 18 Aufenthalte in Entzugskliniken thematisieren die Reiners 2016 im Film «Being Charlie». Die amerikanische Boulevardpresse stellte Nick sofort unter Mordverdacht. Inzwischen – so meldet die New York Times – ist er in Untersuchungshaft, die Kaution beträgt vier Millionen Dollar.
(In einer früheren Fassung hiess es, die Polizei habe sich noch nicht zu Nick Reiner geäussert.)
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