So lange hat David Beckham auf seinen kleinen Adelstitel gewartet. So lange! Fast so lange wie King Charles auf seinen grossen. Doch jetzt ist es endlich soweit: Im Jahr seines 50. Geburtstags wird Beckham von Charles zum Ritter geschlagen und wird sich künftiglich Sir nennen dürfen. Sir David Beckham. Seine Frau heisst dann Lady Victoria Beckham. Das Posh Spice von einst ist jetzt noch posher.
Und David muss endlich nicht mehr täubelen. Er kann etwas von seiner Bucket List abhäkeln, er hat damit nicht nur irgendein Goal geschossen, sondern ein Life Goal, er ist jetzt ein besseres Mitglied der britischen Gesellschaft als vorher, ein besonderes, auch wenn so ein Sir und seine Lady nur als «mindere Adelstitel» gelten. Aber immerhin als Adelstitel.
Das ist auch im Verhältnis zur angeheirateten amerikanischen Verwandtschaft wichtig. Es sei ja aktuell zerrüttet, heisst es. Weil die Braut nicht Beckham trug. Also weil die amerikanische Milliardärstochter Nicola neureich Peltz bei ihrer Hochzeit mit Brooklyn nichteinmalhalbsoreich Beckham kein Kleid der Modeschöpferin Victoria Beckham, sondern von Valentino trug. Worauf Hochzeitssänger Marc Anthony (Vater der Zwillinge von Jennifer Lopez) vor allen Leuten nicht etwa Nicola, sondern Victoria als «Die schönste Frau im Raum heute Abend» bezeichnet haben soll. Was ja vielleicht auch stimmte, aber nicht den üblichen Hochzeitsregeln entsprach. Wenn es denn wahr ist.
Was soll man da noch sagen?!?! Quel affront! Das war vor drei Jahren. Doch es soll sich ein Rattenschwanz der Missgünstigkeiten daraus ergeben haben, die darin gipfelten, dass die Beckham-Peltzes heuer nicht zum 50. von Papa-Patriarch David erschienen.
Jedenfalls war dies die Kausalkette aus der üblichen medialen Jauchegrube der Gemeinheiten und Unterstellungen. Victoria, die gewiss enorm viel anderes zu tun hat, wurde zu einer Cruella De Vil der Schwiegermütter stilisiert. Nicola solle ihretwegen bitterlich geweint haben, sagten «Insider», aber die Sache mit dem Kleid, muss man auch mal sagen, war schon eine unnötige, spätpubertäre Reiche-Bratzen-Provokation.
Oder etwa nicht? Zeugt das nicht von kompletter Anstands-Ignoranz? Von einem Gehabe, das so fern von jedem Adelstitel liegen kann, wie es nur geht? Von einer ganz und gar amerikanisch-ordinären Beleidigung? Können die in den Divided States of Trump überhaupt Sirs und Ladies werden? Na?
Nein. Können sie nicht. Nur ehrenhalber. Steven Spielberg, Bill Gates oder Ronald Reagan sind beispielsweise zu honorary knights oder Ehrenrittern gekürt worden. Und Angelina Jolie ist eine Ehrenritterin, also eine «honorary dame». Aber sie dürfen sich nicht Sir und Lady nennen, da hört der grosszügige Spass auf.
Zweimal im Jahr wird in England die Liste mit allen Menschen veröffentlicht, die wohlklingende Titel erhalten werden, einmal Ende Dezember und im Fall von Beckham am 14. Juni, da sind dann neben ihm alle drauf, die ebenfalls einen Ritterschlag oder bloss einen von vielen möglichen Orden (den OBE, den Order of the British Empire, hat er seit 2003) erhalten. Der royale Schwertschlag auf die Schulter folgt später, gewiss müssen alle Beteiligten dafür viel üben.
Dass Beckham so lange auf den Rittertitel warten musste, vergällte ihm früher Jahr für Jahr die Lebensfreude und er wurde ausfällig. Ein Hacker sorgte 2017 für die Publikation entsprechender Mails, Beckham nannte da die Ritterjury «a bunch of cunts», einen Haufen Fotzen und fragte sich, wofür eine bestimmte Sängerin ihren OBE erhalte: «Dafür, dass sie beim Rugby singt, die Truppen besucht und kokst. Ein verdammter Witz!» Er war über die Veröffentlichung not amused, die Zitate seien veraltet und privat und aus dem Zusammengang gerissen, sagte er.
Es folgten noch ein paar weitere Dellen in Sachen ritterliches Verhalten: Er war in einen Steuerstreit verwickelt und er liess sich von Qatar für ein paar Millionen als Botschafter für die Fussball-WM 2022 anheuern.
Doch dann erkannte er seine Chance und packte sie: Die Queen war tot, damit konnte er arbeiten. Im Gegensatz zu anderen Promis, die sich vordrängelten, stand David 12 Stunden lang Schlange, um der toten Monarchin die letzte Ehre zu erweisen. Er liess sich von Charles als Botschafter für eine königliche Wohltätigkeits-Organisation einsetzen. Er verbrüderte sich mit Charles über der gemeinsamen Liebe zu Gartenarbeit. Er freundete sich auch mit William an. Er und Victoria nahmen dekorativ an Staatsbanketten teil.
Er setzte sich und seine Familie zudem auf Netflix nachhaltig positiv in Szene, und am WEF 2025 in Davos erhielt er den Crystal Award für seine humanitären Bemühungen. Im Mai setzte ihn das «Time Magazine» auf die Titelseite seiner Philantropen-Sonderausgabe. David Beckham ist also ein zertifizierter Wohltäter und Superbrite.
Und die Moral von der Geschicht? Erscheint der Weg auch manchmal schitter, mit 50 wirst du endlich Ritter.