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Gender

Rechtschreibrat: Genderstern noch in der Erprobungsphase

Lehrer*in und Student_innen: Das muntere Gendern geht ohne Regeln weiter

Bürger*innen und Student_innen oder gar Lehr_er_innen – die Debatte um geschlechtergerechtes Schreiben erhitzt viele Gemüter. Jetzt hat sich der Rat für deutsche Rechtschreibung dazu geäussert.
16.11.2018, 16:4216.11.2018, 17:19
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Auch wenn der Genderstern zunehmend verwendet wird – in das Regelwerk der deutschen Sprache wird er vorerst nicht einziehen. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat sich bei seiner Tagung am Freitag in Passau einstimmig dafür ausgesprochen, den Sprachgebrauch zunächst weiter zu beobachten.

«Die Erprobungsphase verschiedener Bezeichnungen des dritten Geschlechts verläuft in den Ländern des deutschen Sprachraums unterschiedlich schnell und intensiv», sagte Vorsitzender Josef Lange. Sie soll nicht durch vorzeitige Empfehlungen und Festlegungen des Rats beeinflusst werden, wie das Gremium befand.

Genderstern
Der Rat für deutsche Rechtschreibung beobachtet erst einmal.

Der gesellschaftliche Diskurs zur Gendersprache verlaufe sehr kontrovers. Durch Verfassungsgerichtsentscheidungen in Deutschland und Österreich sei die Diskussion beschleunigt worden, sagte Lange.

Das Recht der Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, angemessen sprachlich bezeichnet zu werden, sei «ein Anliegen, das sich auch in der geschriebenen Sprache abbilden soll», heisst es im Ergebnispapier des Rates.

Der Rat sei sich bewusst, dass geschriebene Sprache mit Blick auf die Darstellung von Lebenswirklichkeiten sehr unterschiedlich wahrgenommen werde. Die Schreibweisen, mit denen unterschiedliche Geschlechter dargestellt werden, müssten zur Kenntnis genommen und geprüft werden. «Sie können aber nicht jeweils für sich Allgemeingültigkeit und Verbindlichkeit für die geschriebene Sprache beanspruchen», stellte das Gremium klar.

Verständlich und vorlesbar

In der geschriebenen Sprache gibt es dem Rat zufolge derzeit sowohl grammatische als auch orthographische Ausdrucksmittel für geschlechtergerechtes Schreiben. Orthographisch sind das etwa das Sternchen (Asterisk) und der Tiefstrich (Gendergap).

Möglich ist auch der Zusatz «divers» (m, w, d). Ausdrücklich verwiesen die Rechtschreibexperten auch auf das generische Maskulinum. Dieses verwendet das grammatische männliche Geschlecht unabhängig vom biologischen Geschlecht (Beispiel: «Wann kommt der Handwerker?»).

Bereits bei seiner Sitzung im Juni in Wien war der Rat übereingekommen, dass Gendersprache verständlich und lesbar, vorlesbar, grammatisch korrekt, eindeutig und rechtssicher sowie übertragbar – im Hinblick auf deutschsprachige Länder wie die Schweiz mit mehreren Amts- und Minderheitensprachen – sein soll.

Der Rat will weiterhin den Schreibgebrauch in verschiedenen Medien und Gruppen analysieren. (sda/dpa)

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65 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pointer
16.11.2018 18:06registriert August 2015
Ob Stern, Unterstrich oder Binnen-I – ich finde sie schrecklich, da sie die Sprache verschandeln.
Dann lieber einfach das generische Maskulinum oder eine neutrale Formulierung.
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Lörrlee
16.11.2018 17:07registriert November 2015
Gute Entscheidung. Als Geschichts-/Sprachwissenschaftler kann ich diesen Entscheid nur gutheissen.
Nicht weil das Gendern seit Jahren ad absurdum geführt wird (man denke nur an das Beispiel Papierkörbin), sondern insbesondere weil es sich seit je her durchgesetzt hat, dass die Verschriftlichung der Mündlichkeit vorherging.
Schon in der Antike gab es das geschriebene Latein, welches aber nur die "korrekte" Schrift darstellte. Wirklich gesprochen wurden diverse Variationen von Vulgärlatein, welche (grob gesagt) in die heutigen romanischen Sprachen mündeten.
Sprache kann nicht erzwungen werden.
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Against all odds
16.11.2018 18:13registriert März 2014
Da werden sich Personen mit einer Lese- und Schreibschwäche sicherlich wahnsinnig freuen. Und auch die Schüler, welche bis zur 3. Klasse nach Gehör schreiben dürfen und nachher die Rechtschreibung in den Griff bekommen sollen. Ich bin sicher, dass sich die Menschen in Zukunft, dank solcher "Sprachformen", prächtig verstehen werden...
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