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Macht die Antibabypille depressiv? Neue Studie lässt aufhorchen

So stark steigt das Risiko für Depressionen durch die Einnahme der Antibabypille

Einst ist die Antibabypille als Symbol der Emanzipation gefeiert worden, heute kehren immer mehr Frauen der hormonellen Verhütung den Rücken. Eine neue Studie bekräftigt nun einen Grund zur Skepsis.
04.07.2023, 13:1804.07.2023, 16:30
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Löst die Antibabypille Depressionen aus?

Mit dieser Frage beschäftigt sich die Wissenschaft schon lange. Einige klinische Studien deuteten auf einen Zusammenhang hin, doch die Studienlage war bislang unzureichend.

Eine der grössten und umfassendsten Studien mit einer Viertelmillion untersuchten Frauen lässt nun aufhorchen: Bei Jugendlichen weist die Untersuchung bei Einnahme der Antibabypille ein Depressions-Risiko von bis zu 130 Prozent nach.

Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie:

Jugendliche am stärksten betroffen

Forscher der Universität Cambridge im Vereinigten Königreich untersuchten Daten aus der UK Biobank (gross angelegte biomedizinische Datenbank mit detaillierten gesundheitlichen Informationen) von mehr als 264'000 Frauen im Alter von 37 bis 71 Jahren. 80 Prozent dieser Frauen haben mindestens einmal in ihrem Leben die Antibabypille eingenommen.

Mittels Fragebögen, Interviews, körperlicher Gesundheitsmessungen und biologischer Proben fand das Forschungsteam heraus, dass besonders bei jungen Frauen ein erhöhtes Depressions-Risiko bei Einnahme der Antibabypille besteht.

Konkret: Bei Frauen, die bereits in jungen Jahren mit der Einnahme der Antibabypille begonnen haben, ergab die Untersuchung eine um 130 Prozent erhöhte Inzidenz depressiver Symptome, während der Anstieg bei erwachsenen Frauen mit 92 Prozent geringer ausfiel.

Der Arzt Ryan Sultan, der nicht an der Studie beteiligt war, erklärt gegenüber Medical News Today:

«Es ist plausibel, dass hormonelle Verhütungsmittel die psychische Gesundheit beeinflussen könnten, da diese Medikamente den Hormonspiegel verändern, was die Stimmung und die emotionale Regulierung beeinflussen kann.»

(Keine) Besserung nach Absetzen

Die Studie untersuchte auch, ob depressive Verstimmungen nach Absetzen der Pille bestehen bleiben. Das Resultat: Bei jungen Anwenderinnen blieb ein erhöhtes Risiko bestehen, bei erwachsenen Konsumentinnen konnte zwei Jahre nach dem Absetzen kein erhöhtes Risiko mehr festgestellt werden.

Antibabypille
Wer mit der Antibabypille verhütet, muss täglich und möglichst zur gleichen Zeit die Pille nehmen.Bild: Shutterstock

Gute Verträglichkeit

Trotz dieser Erkenntnisse vertrage die Mehrheit der Frauen die hormonellen Verhütungsmittel gut. Dennoch sagt die Studienleiterin Therese Johansson: «Obwohl die Empfängnisverhütung viele Vorteile für Frauen hat, sollten sowohl Ärzte als auch Patienten über die in dieser und früherer Forschung identifizierten Nebenwirkungen informiert werden.»

(cst)

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Hoden wärmen als Verhütungsmittel – so funktioniert's
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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ribosom
04.07.2023 17:16registriert März 2019
Ich würde sehr sehr gerne die Pille absetzen. Seit ich 20 bin, "muss" ich sie durchgehend einnehmen. Wenn ich es nicht tu, dann sagt die Endometriose alle 3 Wochen Hallo (nein, meine kann man nicht operieren, da zu viele kleine Herde da sind).
Der Preis für ein endometriosefreies Leben, d.h. ohne Unterleibsschmerzen ist hoch: keine Libido, dauermüde, Migräne, depressive Verstimmungen, nebst des erhöhten Risikos von Thrombosen und weitere Nebenwirkungen.
Die Pille ist Gift, dennoch bin ich froh um sie. Habe Angst vor den wahnsinnigen Schmerzen.
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waschbär
04.07.2023 20:02registriert Juli 2018
Habe erst nach dem Absetzen gemerkt, wie sehr mich das Zeig beeinflusst hatte… es war wie ein Aufwachen aus einer Narkose. Nie, nie wieder werde ich das Zeug anfassen!
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Zoe_
04.07.2023 14:12registriert November 2019
1% Chance + 130% erhöhte Chance = 2.3% Chance.

Deckt sich mit der Studie von Harvard (2019) die angibt, dass 2.2 Frauen von 100 Frauen ,welche eine Pille nehmen, Depressionen entwickeln.
Es sind übrigens 1.7 Frauen von 100 - welche nicht verhüten - und Depressionen entwickeln.
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