Gestern Abend war es wieder so weit: Die aufregendste Cocktail-Party für Liebhaber und Liebhaberinnen der Haute Couture ging wieder über die Bühne: die Met-Gala.
Dabei heisst die Met-Gala eigentlich «Costume Institute Gala» und hat im Kern vor allem einen Zweck. Sie ist der Spendenanlass für den Erhalt der umfangreichsten Kostümsammlung der Welt: dem «Metropolitan Museum of Art's Costume Institute» in New York.
Wie jedes Jahr fand auch heuer die Gala am ersten Montag im Mai statt. Hintergrund der Veranstaltung ist die Vernissage der Frühjahrsausstellung des «Metropolitan Museum of Art's Costume Institute».
Die Met-Gala ist ein Kultur-Phänomen: Weltweit berichten von Modezeitschriften bis hin zu den renommiertesten Zeitungen fast alle über den Anlass. In den sozialen Medien werden die User überschwemmt mit Bildern der verrücktesten und schönsten Outfits des Abends oder den gängigsten Tricks, um Frisuren oder Make-up der geladenen Stars und Sternchen möglichst kostengünstig nachzuahmen.
Die Geschichte dazu:
1948 ging die Met-Gala zum ersten Mal über die Bühne – zwei Jahre nach der Übernahme des «Costume Institute» durch das Metropolitan Museum of Art. Organisiert wurde ein schickes Abendessen für geladene New Yorker Mäzene, die 500 Dollar für den Anlass bezahlten. Bis 1971 fanden die Dinner nicht im Metropolitan Museum statt, sondern an verschiedenen Orten in New York.
Seitdem hat sich die Met-Gala zu einer der bekanntesten Benefizveranstaltungen überhaupt entwickelt.
1971 übernahm die US-Modedesignerin und ehemalige Chef-Redaktorin der US-Vogue, Diana Vreeland, das Veranstaltungskomitee der Gala. Um die Met davon zu überzeugen, Vreeland zu engagieren, sammelte eine Gruppe von Freunden genug Geld, um ihr Gehalt für die ersten zwei Jahren zu finanzieren – Gerüchten zufolge gehörte auch Präsidentengattin Jacqueline Kennedy Onassis zu dieser Gruppe.
1973 wurde die Met-Gala zum ersten Mal mit einer Ausstellungseröffnung verknüpft. Eine Tradition war geboren. Vreeland hatte keine Scheu, neben der New Yorker High Society auch Prominente der Populärkultur auf der Gästeliste zu berücksichtigen, was massgeblich zum medialen Erfolg der Veranstaltung beitrug.
Unter der Fuchtel von Vreeland wandelte sich das biedere Gesellschaftsereignis zu einer der bekanntesten Partys der Welt – mit dem Flair eines exklusiven Ereignisses. So wurden die Gäste bei der Met-Gala 1971 einen Aufzug hinuntergefahren und in einer Opiumhöhlen-ähnlichen Atmosphäre von Mannequins begrüsst, die Strumpfhosen über den Kopf gezogen hatten. Was damals revolutionär war.
1999 übernahm Anna Wintour den Vorsitz des Organisationskomitees. Unter der sorgfältigen Kuration der Chefredakteurin der US-amerikanischen Ausgabe der «Vogue» entwickelt sich die exklusive Gästeliste für die Met-Gala zu einem Promi-Power-Cocktail: Ein Glas mit berühmten Namen aus der Modebranche, füge Film, Musik, Sport, Populärkultur, Politik und Wirtschaft hinzu und mixe. Für die Unterhaltung des Abends sorgen jeweils die schillerndsten Künstler und Künstlerinnen der Zeit: Lady Gaga, Kanye West oder Rihanna.
Unter diesen Voraussetzungen hat sich im Laufe der Jahre das Schaulaufen auf dem roten Teppich der Met-Gala zu einem Happening entwickelt, das es mit den Oscars aufnehmen kann: Die Gäste treten nicht nur auf, sie bieten eine Show. Kanye West und Kim Kardashian defilieren zum Beispiel in ihren eigenen Designs über den Teppich, während Beyoncé eher zu grossen und goldigen Statements in Textil oder einem Hauch von nichts tendiert.
Während Bilder vom roten Teppich weit verbreitet werden, bleibt die Party selbst eher ein Mysterium. Dabei ist nur schon die Dekoration des Saals jeweils ein Highlight: Die Ausschmückung der Räumlichkeiten und der Tische ist stets an das Thema der Ausstellung angepasst und wurde während Wintours Amtszeit von Jahr zu Jahr opulenter.
2007 wurde beispielsweise ein über fünf Meter hoher Vogelkäfig mit lebenden Pfauen aufgestellt. Und 2004 fühlte sich Donald Trump so berauscht von der Atmosphäre, dass er Melania während des Anlasses einen Heiratsantrag machte.
Die Met-Gala ist ein Anlass, den Designer und Designerinnen nutzen, um ihre spektakulärsten Arbeiten an ihren berühmten Musen zu präsentieren
Es ist nicht vorgeschrieben, dass sich die Gäste bei ihrer Kleiderwahl am Thema der Museums-Ausstellung orientieren müssen, aber es wird empfohlen.
Das kann manchmal aber auch nach hinten losgehen. So hat sich Lady Gaga im Jahr 2015 einen Fauxpas geleistet, als sie bei der Ausstellung «China: Through the Looking Glass» ein japanisch anmutendes Kimonokleid von Balenciaga trug.
Im Jahr 2015 verhängte der Met-Ball ein Social-Media-Verbot für alle geladenen Gäste und das Personal. Seit 2016 stellt jedoch die «Vogue» ein Instagram-Studio auf der Party zur Verfügung, in dem die prominenten Gäste posieren können.
Eine Eintrittskarte zu diesem exklusiven Fest kostet mittlerweile nicht mehr 500 Dollar wie zu Anfangszeiten, sondern so viel wie ein Mittelklasse-Neuwagen – alles für einen guten Zweck, natürlich.
Ein einzelner Eintritt kostet etwa 30'000 Dollar, ein Tisch 275'000 Dollar. So kamen im Jahr 2017 bei etwa 550 Gästen knapp über 12 Millionen Dollar zusammen.
Das gesamte Geld aus dem Kartenverkauf geht an das «Costume Institute» – und ist heute die Hauptfinanzierungsquelle für die jährlichen Ausstellungen sowie Neuanschaffungen der Kostüm-Abteilung des Metropolitan Museum of Art, die etwa 33'000 Objekte umfasst sowie eine Textil-Restaurierungs- und -Konservierungs-Werkstatt beherbergt.
Natürlich zahlt nicht jeder Gast für eine Eintrittskarte. Denn häufig kaufen Brands gleich ganze Tische und laden dann Prominente ein, um an ihrem Tisch zu sitzen. Zudem lädt Wintour häufig aufstrebende Designer ein, die sich (noch) keine Eintrittskarte leisten können.
Gesponsert wird der Anlass von Instagram.
(yam)