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Oscars 2025: Frauen gewinnen (fast) keine Regie-Oscars

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Die Oscars und die Frauen? Es ist zum Haarölseichen! Hoffnungslos!

Die neueste Ausgabe der Oscars hat gezeigt: Regie bleibt in Hollywood eine männliche Kernkompetenz.
03.03.2025, 05:2301.04.2025, 09:29
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Neulich unterhielt ich mich mit einem Kollegen über die gewohnt geringe Vertretung von Frauen an den Oscars. Er fragte verwirrt: «Aber Demi Moore wird doch einen gewinnen?» «Gut möglich», sagte ich, «sie wird ja auch in der Kategorie der besten Hauptdarstellerin nominiert, da gibts erfahrungsgemäss nur Frauen.» (Spoiler: Demi Moore hat gegen Mikey Madison verloren.) Ich meinte natürlich Regisseurinnen. Genau eine hat die Academy heuer für nominierenswert erachtet.

Es gab ja auch aber keinerlei Entkommen, die Französin Coralie Fargeat und ihre Muse Demi Moore schafften durch «The Substance» mit Lust und Deftigkeit und keiner einzigen langweiligen Sekunde mühelos den Sprung in die Hoch- und Popkultur.

epa11935995 French filmmaker Coralie Fargeat arrives on the red carpet during the 97th annual Academy Awards ceremony at the Dolby Theatre in the Hollywood neighborhood of Los Angeles, California, USA ...
Coralie Fargeat bei den Oscars 2025.Bild: keystone

Neben Fargeat hätte es durchaus weitere Regisseurinnen gegeben, die Naheliegendsten wären Gia Coppola mit ihrem berührenden Pamela-Anderson-Verehrungsvehikel «The Last Showgirl» oder Halina Reijn mit der Nicole-Kidman-Edel-Adaption von «Fifty Shades» aka «Babygirl» gewesen. Und wie wärs mit «Love Lies Bleeding», der wilden, comicartigen Liebesgeschichte mit Kristen Stewart im Muskelmilieu von Rose Glass? Toll wärs! Berechtigt wärs! Eine Bereicherung wärs!

Wärs gewesen. Weil eine Frau reicht. Und in Zeiten des Mega-Maga-Backlashs ist eine Frau schon viel. Schliesslich ist das Gruppenbild der Regieschaffenden auch ganz ohne Frau denkbar.

96th Oscars, Academy Awards Greta Gerwig during the live ABC telecast of the 96th Oscars¬ at the Dolby¬ Theatre at Ovation Hollywood on Sunday, March 10, 2024., Credit:Phil McCarten / Avalon PUBLICATI ...
Greta Gerwig an den Oscars 2024.Bild: www.imago-images.de

Alles ist jetzt wieder männlicher, das Weisse Haus, der Deutsche Bundestag, unser Bundesrat, die Wirtschaft. Dabei höre ich seit ungefähr 1990: «Mach dir keine Sorgen, das ist ein letztes Aufbäumen des Patriarchats, bald wird alles anders!» Es stimmte nicht. Es stimmte nirgends. Auch nicht in Hollywood. Es gab zwar den Milliardenerfolg von «Barbie», doch es gab nie einen Greta-Gerwig-Effekt. Weder vertraute Hollywood mehr Frauen grosse Budgets an, noch berücksichtigte die Academy in ihrer Branchenfeier mehr Regisseurinnen.

Besser ist es bei den Streamern. Der jüngste Beweis: Die 71-jährige Lesli Linka Glatter hat im Alleingang bei der aufwendigen Netflix-Miniserie «Zero Day» mit Robert De Niro Regie geführt. Grossartig. Doch Hollywood bleibt schwerfällig. Es ist zum Haarölseichen, wie meine Grossmutter gesagt hätte.

Und hier ein paar Zahlen zum Thema

  • Die Oscars fanden heuer zum 97. Mal statt.
  • Ganze 98 Mal (bei der ersten Verleihung 1929 gab's zwei Preise – für Komödie und Drama) wurden schon die Statuetten für die beste Regie vergeben.
  • 95 Mal ging der Regie-Oscar an Männer.
  • 3 Mal ging der Regie-Oscar an eine Frau.
  • 2010 an Kathryn Bigelow für ihren Kriegsfilm «The Hurt Locker». Er wurde auch als bester Film ausgezeichnet. 2021 an Chloé Zhao für «Nomadland», der ebenfalls zum besten Film gekürt wurde. 2022 an Jane Campion für «The Power of the Dog». Jane Campion ist die erste Regisseurin, die bereits zwei Oscars erhalten hat, 1995 gewann sie die Drehbuch-Auszeichnung für «The Piano».
  • Von 1929 bis heute wurden 10 Mal Frauen und 247 Mal Männer in der Kategorie Regie nominiert.
  • Neben den bekannten Gewinnerinnen waren das: Lina Wertmüller («Seven Beauties», 1977), Jane Campion («The Piano», 1994), Sofia Coppola («Lost in Translation», 2004), Greta Gerwig («Lady Bird», 2018), Emerald Fennell («Promising Young Woman», 2021), Justine Triet («Anatomie d'une chute», 2024), Coralie Fargeat («The Substance», 2025).
  • Von 1929 bis heute wurden 22 Mal Filme von Frauen und 589 Filme von Männern in der Kategorie Best Picture nominiert.
  • Neben den bereits Erwähnten waren das u.a. Greta Gerwig («Barbie» und «Little Women»), Celine Song («Past Lives»), Lisa Cholodenko («The Kids Are All Right»), Ava DuVernay («Selma»), Debra Granik («Winter's Bone»), Lone Scherfig («An Education»), Valerie Faris («Little Miss Sunshine») und Randa Haines («Children of a Lesser God»).
  • Neben Jane Campion und Chloé Zhao gewann Kathryn Bigelow 2010 mit «The Hurt Locker» als 3. Frau einen Oscar für den besten Film.
  • Am besten vertreten sind Frauen als Nominierte und Gewinnerinnen in den Kategorien Kostüm und Make-up & Hairstyling. Ebenfalls hervorragend vertreten sind sie in den Kategorien Schnitt (Editing) und Dokumentarfilm.
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173 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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John T. Ripper
03.03.2025 06:47registriert September 2022
Wenn das wieder das einzige ist, worüber man sich aufregt, war sonst alles ganz normal und kann mir Zusammenfassungen in Text- und Bildform sparen. Top
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just sayin
03.03.2025 07:32registriert Mai 2019
ich halte immer noch nichts von qouten.
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Der_Radiator
03.03.2025 07:13registriert März 2021
Als hätte die Welt derzeit keine anderen Probleme.
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    Auch wir bei watson erhielten diese Tage das Mail. Wie jedes Jahr, wenn das Thermometer zum ersten Mal langfristig auf über 28 Grad zu steigen droht. Bei uns kam es von Bürgi – Hockey-Bürgi. Er kennt nicht nur die Penalty-Killing-Quote aller Teams der Saskatchewan Junior Hockey League, er weiss auch, wie man am Morgen richtig lüftet. Und deshalb hiess der Betreff: «So überleben wir den Sommer im Büro ohne Streit».

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