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Frankreich hat seinen eigenen «Banksy» – aber nicht mit Graffiti

Ein Werk von Künstler «Ememem» in Lyon.
Mosaiksteinchen flicken ein Loch auf der Strasse in Lyon.Bild: instagram/ememem.flacking

Frankreich hat seinen eigenen «Banksy» – aber nicht mit Graffiti

22.09.2024, 17:0022.09.2024, 17:11
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Kleine Mosaiksteinchen zieren Strassen, Treppen und Hausecken von mittlerweile mehreren Städten der Welt. Wo vorher Schlaglöcher, Risse oder Abbruchkanten waren, fügt sich danach nahtlos ein kleines Keramikkunstwerk ins Ortsbild. Das ist das Handwerk des französischen Strassenkünstlers Ememem, der ein ähnlich sagenumwobenes Phantom ist wie der weltbekannte Sprayer Banksy.

Ein Werk von Künstler «Ememem» in Paris.
Ememem wird auch als «Asphaltflicker» bezeichnet.Bild: instagram/ememem.flacking

«Ememem» ist nämlich nur ein Pseudonym. Eine Unterschrift, die der Künstler auf seinen kleinen Flicken hinterlässt. In einem Interview mit Ynet erklärte er einst, der Name leite sich vom Geräusch ab, das sein Mofa mache, wenn er sich auf den Weg macht, sein Werk zu verrichten.

Dass «der Chirurg der Trottoirs», wie er in Frankreich auch genannt wird, überhaupt Interviews gibt, zeigt, dass er doch nicht ganz so anonym ist wie etwa Banksy. So ist etwa bekannt, dass Ememem in Lyon lebt und ein Mann ist. Dies ist auch auf den Bildern zu erkennen, die er auf seinem Instagram-Profil postet.

Seine Identität hat Ememem bisher dennoch nicht ganz preisgegeben. Und – was auch zur mysteriösen Aura beiträgt, die ihn umgibt – er arbeitet nur nachts. Der «Süddeutschen Zeitung» erzählte Ememem, er habe sein erstes Werk bereits 2011 erschaffen. Damals sei er direkt von der Polizei erwischt worden. Heute kenne man ihn – zumindest in seiner Heimat Lyon. Die Polizei winke ihm aus dem Streifenwagen zu und Passantinnen und Passanten, die ihn spätnachts bei der Arbeit in flagranti erwischen, wollten ihn umarmen, so der Künstler.

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Bunte Narben, wo Pfützen waren

Ememem nennt seine Kunstform oder Technik «Flacking». Das kommt vom französischen Wort «flaque», zu Deutsch «Pfütze». Wo ein hässliches Loch im Asphalt klafft, wo eine Spalte in einer Hausfassade aufreisst oder wo ein Stück Treppe abbricht, findet Ememem seine «Leinwand» und füllt die Stelle mit Mosaik, einem bunten Pflaster quasi. Für ihn seien die Werke Poesie – Gedichte, die jeder lesen könne.

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In Frankreich, vor allem in Lyon, befinden sich die meisten der Mosaikpflaster. Über die Jahre hinweg sind aber auch Werke im norwegischen Stavanger, in Kroatiens Hauptstadt Zagreb, in Aberdeen in Schottland und sogar in Pointe-à-Pitre in Guadeloupe in der Karibik aufgetaucht.

Hier findest du mehr Bilder:

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Streetart-Künstler «Ememem» verwandelt Löcher in Kunst
Ememem ist ein französischer Streetart-Künstler aus Lyon. Seine Identität ist nicht bekannt.
quelle: instagram / ememem.flacking
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Banksy in London
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Banksy in London
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quelle: screenshot instagram/@banksy
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Neues Banksy-Graffiti entdeckt – wenige Stunden später wird es «zerstört»
Video: watson
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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ahura
22.09.2024 17:24registriert Februar 2024
Das ist doch mal eine richtig geile Aktion ❤️

Die Resultate sehen super aus!
660
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Garp
22.09.2024 17:51registriert August 2018
Grossartige Idee! Gefallen mir supergut, die Mosaike. Hoffe er hat Mäzene, Mosaiksteinchen sind gar nicht so billig.
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Lordkanzler-von-Kensington
22.09.2024 18:39registriert September 2020
Super Idee & Kunst. Richtig schön.
Das dürfte gerne Nachahmer*innen finden. Kleine bunte Inseln im Grau.
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