Kleine Mosaiksteinchen zieren Strassen, Treppen und Hausecken von mittlerweile mehreren Städten der Welt. Wo vorher Schlaglöcher, Risse oder Abbruchkanten waren, fügt sich danach nahtlos ein kleines Keramikkunstwerk ins Ortsbild. Das ist das Handwerk des französischen Strassenkünstlers Ememem, der ein ähnlich sagenumwobenes Phantom ist wie der weltbekannte Sprayer Banksy.
«Ememem» ist nämlich nur ein Pseudonym. Eine Unterschrift, die der Künstler auf seinen kleinen Flicken hinterlässt. In einem Interview mit Ynet erklärte er einst, der Name leite sich vom Geräusch ab, das sein Mofa mache, wenn er sich auf den Weg macht, sein Werk zu verrichten.
Dass «der Chirurg der Trottoirs», wie er in Frankreich auch genannt wird, überhaupt Interviews gibt, zeigt, dass er doch nicht ganz so anonym ist wie etwa Banksy. So ist etwa bekannt, dass Ememem in Lyon lebt und ein Mann ist. Dies ist auch auf den Bildern zu erkennen, die er auf seinem Instagram-Profil postet.
Seine Identität hat Ememem bisher dennoch nicht ganz preisgegeben. Und – was auch zur mysteriösen Aura beiträgt, die ihn umgibt – er arbeitet nur nachts. Der «Süddeutschen Zeitung» erzählte Ememem, er habe sein erstes Werk bereits 2011 erschaffen. Damals sei er direkt von der Polizei erwischt worden. Heute kenne man ihn – zumindest in seiner Heimat Lyon. Die Polizei winke ihm aus dem Streifenwagen zu und Passantinnen und Passanten, die ihn spätnachts bei der Arbeit in flagranti erwischen, wollten ihn umarmen, so der Künstler.
Ememem nennt seine Kunstform oder Technik «Flacking». Das kommt vom französischen Wort «flaque», zu Deutsch «Pfütze». Wo ein hässliches Loch im Asphalt klafft, wo eine Spalte in einer Hausfassade aufreisst oder wo ein Stück Treppe abbricht, findet Ememem seine «Leinwand» und füllt die Stelle mit Mosaik, einem bunten Pflaster quasi. Für ihn seien die Werke Poesie – Gedichte, die jeder lesen könne.
In Frankreich, vor allem in Lyon, befinden sich die meisten der Mosaikpflaster. Über die Jahre hinweg sind aber auch Werke im norwegischen Stavanger, in Kroatiens Hauptstadt Zagreb, in Aberdeen in Schottland und sogar in Pointe-à-Pitre in Guadeloupe in der Karibik aufgetaucht.
Die Resultate sehen super aus!
Das dürfte gerne Nachahmer*innen finden. Kleine bunte Inseln im Grau.