Allem Internet und Social Media zum Trotz. Bücher interessieren die Menschen auch im digitalen Zeitalter noch. Dies unterlegt auch eine (zwar etwas ältere) Auswertung des Bundesamt für Statistik aus dem Jahr 2019. Dort heisst es:
Nicht immer einfach ist es allerdings, ein wirklich gutes Buch in die Hände zu kriegen. Eine Auflistung von Expertinnen und Experten kann hier aber Abhilfe verschaffen. Die «New York Times» hat vor Kurzem eine umfassende Auswahl zusammengestellt, die Zeitung kürte die 100 besten Bücher aus dem 21. Jahrhundert. Wir stellen die Top 10 vor.
«Gilead» ist Robinsons zweiter Roman und erschien 2004. 2005 gewann die US-Amerikanerin dafür den Pulitzer Preis für Belletristik.
Das Buch ist eine fiktionale Autobiografie des Pastors John Ames, der auf dem Sterbebett liegt. Vor seinem Tod möchte er seine Lebenserinnerung für seinen siebenjährigen Sohn niederschreiben. Er schreibt von der Einsicht, mit der man das eigene Leben auf einen Schlag begreift, dem Trost, den man in einer Berührung finden kann und dem Ort, an dem er sein Ende findet: Die fiktionale Kleinstadt Gilead in Iowa.
Die «New York Times» schreibt dazu: «Wenn dieses Buch eine Feier der ruhigen Anständigkeit des Kleinstadtlebens in den 1950er Jahren ist, so ist es gleichzeitig eine schonungslose Kritik daran, wie der moralische Eifer und die religiöse Vision der Abolitionistenbewegung ein Jahrhundert später in Selbstgefälligkeit umkippt.»
«Alles, was wir geben mussten» ist ein Roman des britischen Autors Kazuo Ishiguro aus dem Jahr 2005. Das Buch wurde für mehrere Buchpreise nominiert und zählt zu einem der bedeutesten britischen Romanen aller Zeiten. Unter anderem wegen diesem Buch erhielt Ishiguro 2017 den Nobelpreis für Literatur.
Der Roman handelt von drei jungen Menschen – Kathy, Ruth und Tommy – die in einem auf den ersten Blick ganz gewöhnlichen Internat namens Hailsham aufwachsen. Doch mit der Zeit merken die drei, dass für sie eine besondere Zukunft ausersehen ist. Mit einer wunderschönen Sprache begleitet Ishiguro das Heranwachsen der drei Hauptpersonen.
Die «New York Times» schreibt dazu: «Wie in so vielen der besten dystopischen Romane entsteht die Kraft von 'Alles, was wir geben mussten', zu berühren und zu verstören, aus dem Fortbestehen menschlicher Wärme in einem kalten Universum - und aus der Fähigkeit, uns selbst durch den unheimlichen Spiegel zu sehen.»
«Austerlitz» war der letzte Roman des deutschen Schriftstellers W.G. Sebald, bevor dieser bei einem Autounfall im Jahr 2001 verstarb. Das Buch wurde mit mehreren Literatur-Preisen ausgezeichnet.
Es beschreibt den Lebensweg des fiktiven jüdischen Wissenschaftlers Jacques Austerlitz, der nach seiner akademischen Laufbahn seine Herkunft entdeckt und danach beginnt, sich mit seinem vorbestimmten Schicksal auseinanderzusetzen.
Die «New York Times» schreibt dazu: «Wie der namensgebende Pariser Bahnhof seines Protagonisten ist das Buch ein Wunderwerk eleganter Konstruktion, das von Erinnerung und Bewegung durchdrungen ist.»
«Underground Railroad» von Colson Whitehead ist ein Roman aus dem Jahr 2016 und handelt von einem der dunkelsten Kapitel der Geschichte Amerikas. Whitehead gewann mit Underground Railroad 2017 den Pulitzer Preis.
Hauptprotagonistin ist Cora, eine von unzähligen Sklavinnen und Sklaven auf einer Baumwollplantage in Georgia. Als sie von einem geheimen Fluchtnetzwerk erfährt, dem Underground Railroad, entschliesst sie zu fliehen – der Beginn einer atemraubenden Reise.
Die «New York Times» schreibt dazu: «Underground Railroad ist so wahrheitsgetreu, wie es nur wenige Abhandlungen über die Sklaverei sind, egal ob Belletristik oder Sachbuch. Whiteheads Darstellungen der menschlichen Motivation, Interaktion und emotionalen Bandbreite überraschen in ihrer Komplexität. Hier ist die Brutalität knochentief und die Verletzlichkeit ozeanweit, doch in Coras Beharren auf der Flucht schimmern Mut und Hoffnung durch.»
«2666» ist der letzte, postum veröffentlichte Roman des chilenisches Schriftstellers Roberto Bolano. Das Buch wurde von Kritikern weltweit gelobt und mit mehreren Literatur-Auszeichnungen geehrt.
Der Bestseller ist eine Reise ins finstere Herz der Gegenwart, ein schwindelerregender Roman, der bereits im ersten Satz mit einem Zitat von Baudelaire den Takt vorgibt: «Eine Oase des Grauens in einer Wüste der Langeweile.» Das Buch ist unterteilt in fünf lose zusammenhängenden Abschnitte und folgt unterschiedlichen Figuren, die alle mit der fiktive Stadt Santa Teresa verbunden sind.
Die «New York Times» schreibt dazu: «Der Roman ist tiefgründig, geheimnisvoll, wimmelnd und schwindelerregend: Bei der Lektüre fühlt man sich nicht nur wie ein Tornadobeobachter, sondern wird auch selbst in den Strudel hineingezogen und vermutet schließlich, dass man selber der Tornado sein könnte.»
«Die Korrekturen» ist der dritte Roman des US-amerikanischen Autors Jonathan Franzen. Der Roman verhalf Franzen zum internationalem Durchbruch und wurde für den Pulitzer Preis nominiert.
Er ist in sieben Kapitel aufgeteilt und porträtiert den Zerfall der Familie Lambert in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der fiktiven Stadt St. Jude im Mittleren Westen der USA. Das Buch ist eine satirische Betrachtung von gesellschaftlichen Themen wie mentale Gesundheit und Selbstoptimierung.
Die «New York Times» schreibt dazu: «Der Roman springt geschickt von einer Figur zur anderen, und die Sympathien des Lesers springen mit. In einem Roman, der so aufmerksam auf menschliche Schwächen reagiert wie dieser, ist es Franzens bleibender Verdienst, dass seine echte Zuneigung für alle Figuren spürbar zu Tage kommt.»
«Die bekannte Welt» ist ein Roman des US-amerikanischen Schriftstellers Edward P. Jones aus dem Jahr 2003. Jones arbeitete über 10 Jahren an dem Buch und gewann dafür 2004 den Pulitzer Preis.
Das Buch handelt von Henry Townsend, ein ehemaliger Schuhmacher und Sklave, der selbst Sklavenhalter und Besitzer einer Farm geworden ist. Jones' Roman durchleuchtet die Institution der Sklaverei mit einer eindringlichen Intensität.
Die «New York Times» schreibt dazu: «Als Henry Besitzer einer Plantage mit eigenen Sklaven wird, verschiebt sich der moralische Sand unter den Füßen des Lesers. Kummer häuft sich auf Kummer. Aber es ist auch eine leuchtende Menschlichkeit am Werk. Momente des Humors und des unwahrscheinlichen guten Willens sprudeln organisch hervor.»
«Wölfe» von Hilary Mantel ist ein historischer Roman, der mit etlichen Preisen ausgezeichnet wurde und der erste Band einer Trilogie ist. Der Titel leitet sich von Wolfhall ab, dem Familiensitz der Seymours, den Protagonisten des Buches.
Zentraler Handlungsstrang des Romans ist der Aufstieg Thomas Cromwells am Hofe Heinrichs VIII. Cromwell (1540 in England gestorben) war ein englischer Staatsmann und gilt als Konstrukteur der Henry'schen Reformation in England.
Die «New York Times» schreibt dazu: «In ‹Wölfe› nahm Mantel eine starke historische Persönlichkeit, Thomas Cromwell, und sah den lebendigen, unnachgiebigen, mit blinden Flecken versehenen, von Erinnerungen geplagten, großartig lebendigen Menschen, der er gewesen sein muss.»
«Die Wärme anderer Sonnen» ist ein Sachbuch der amerikanischen Journalistin und Autorin Isabel Wilkerson. Die Pulitzerpreisträgerin arbeitete über 15 Jahre an dem Buch.
Das akribisch recherchierte Werk setzt sich mit der grossen Migration Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner auseinander, die zwischen 1915 und 1970 von den Südstaaten in den Norden und Westen der USA wanderten.
Die «New York Times» schreibt dazu: «Wilkerson verbindet die Geschichten einzelner Männer und Frauen mit einem meisterhaften Gespür für das große Ganze und viel literarischer Finesse. Es drückt auf den Leser wie eine Lokomotive.»
«Meine geniale Freundin» ist der erste Band der im deutschsprachigen Raum als Neapolitanische Saga bekannt gewordenen Romanreihe. Elena Ferrante ist allerdings nicht der richtige Name der Autorin, sie beharrt auch mit ihrem Welterfolg weiterhin auf ihre Anonymität. Die Entscheidung, nicht unter ihrem richtigen Namen zu veröffentlichen, traf sie noch vor Erscheinen ihres ersten Romans 1992. Die «Washington Post» schrieb einst: «Elena Ferrante ist für Neapel, was Charles Dickens für London gewesen ist.»
Das Buch handelt von der innigen Freundschaft zweier aus ärmlich Verhältnissen stammenden Freundinnen aus Neapel, von der Kindheit bis zur frühen Jugend. Beide Freundinnen sind überaus begabt, aber in ihrem Charakter grundverschieden.
Die «New York Times» schreibt dazu: «Meine geniale Freundin ist eines der besten Beispiele für die so genannte Autofiktion, eine Kategorie, die die Literatur des 21. Jahrhunderts dominiert. Die Lektüre dieses kompromisslosen, unvergesslichen Romans ist wie eine Fahrt mit dem Fahrrad auf Schotter: Er ist düster, rutschig und nervenaufreibend zugleich.»