Fans sind vermutlich schon ganz aus dem Häuschen, denn Taylor Swifts neues Album «Life of a Showgirl» kommt im Oktober heraus. Üblicherweise wird heutzutage Musik über Streamingdienste gehört. Durch das Wiederentdecken von Schallplatten gibt es auch einige, die wieder Vinyl nutzen. Und auch die CD ist noch nicht ganz verschwunden. Nun kommt ein anderer Tonträger aus der Vergangenheit zurück: die Kassette.
Die Kassette, die heute vermutlich noch höchstens im Kinderzimmer als «Drei Fragezeichen»-Hörspiel oder auf dem Flohmarkt zu finden ist, gibt es bald für rund 16 Schweizer Franken von Superstar Taylor Swift zu kaufen.
Die Kassette war einst eine der gängigsten Möglichkeiten, Musik zu hören. In den 1980er-Jahren überholte sie die Schallplatte, bevor sie schliesslich von der CD verdrängt wurde. Doch das physische Audioformat ist zu einem Relikt einer vergangenen Ära geworden und wurde durch den Komfort des Streamings ersetzt – bis jetzt.
Im Jahr 2023, dem 60-jährigen Bestehen der Kassette, wurden in den USA 436'400 Stück verkauft, wie aus den neuesten verfügbaren Daten des Unterhaltungsdatenunternehmens Luminate hervorgeht. Obwohl das weit entfernt ist von den 440 Millionen verkauften Kassetten in den 1980er-Jahren, ist es ein deutlicher Anstieg gegenüber den 80'720 verkauften Kassetten im Jahr 2015, schreibt CNN.
Hierzulande ist es schwieriger, an die genauen Verkaufszahlen zu kommen. In Deutschland wurde 2024 mit rund 78 Prozent der Umsatzanteile für Musikverkäufe vor allem gestreamt. 6,4 Prozent fallen auf die Vinylalben ab. Kassettenverkäufe werden nicht als eigene Kategorie ausgewiesen, sie gehören zu «Physisch Sonstiges», mit einem Anteil von 0,4 Prozent. In der Schweiz fielen 2024 91 Prozent der Musikverkäufe auf das Streaming. Nur sechs Prozent des Gesamtumsatzes betrafen physische Tonträger. Seit 2019 ist aber ein spürbarer Anstieg von Kassettenverkäufen auf Ricardo zu verzeichnen, schreibt Blick.
Kassetten kaufen vor allem die sogenannten «Superfans», die laut einem aktuellen Bericht von Luminate 18 Prozent der Musikhörer in den USA ausmachen. Diese geben 105 Prozent mehr Geld aus als ein durchschnittlicher Fan für das Streaming, Konzertbesuche und den physischen Kauf der Musik, wie eben auch der Kassette. Obwohl die Kassette eher mit Millennials oder der Gen X verbunden wird, sind solche Superfans meistens Vertreter der Gen Z.
Der Trend zu Kassetten begann schon vor ein paar Jahren. Auch Taylor Swift brachte im Jahr 2023 Kassetten ihres Albums «1989» heraus, laut Billboard verkaufte sie 17'500 Neuaufnahmen.
Mit der Kassette können Fans wie mit anderen Sammelartikeln eine noch tiefere Verbindung zu Künstlern herstellen. Sie haben etwas in der Hand, und anders als beim Streaming kann auch nicht einfach von Song zu Song gewechselt werden. Auch der Nostalgie-Faktor könnte eine Rolle spielen. Da stört auch nicht der berüchtigte Bandsalat, der das mühsame Aufrollen mit dem Bleistift zur Folge hat. Nur einen Kassettenspieler braucht es noch.
Die Kassette versetzt einen zurück in die vermeintlich einfachere und sichere Vergangenheit oder lässt einen von so einer Zeit träumen, in der man die Mixtapes noch von Hand beschriftete und selbst eine Playlist zusammenstellte, wozu man die Musik selbst aufnehmen musste. (kek)