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Nicht nur Angst vor Abou-Chaker: Darum flüchtete Bushido nach Dubai

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Angst vor Abou-Chaker, aber nicht nur: Das steckt hinter Bushidos Flucht nach Dubai

Bushido ist mit seiner Familie nach Dubai gezogen. Es heisst, er habe immer noch Angst vor Arafat Abou-Chaker. Aber ist das der einzige Grund?
24.08.2022, 07:3824.08.2022, 08:40
Antje Hildebrandt / t-online
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Flucht vor Clan-Boss Abu-Chaker – Bushido wandert nach Dubai aus

Video: watson/Fabian Welsch
Ein Artikel von
t-online

Eigentlich sollte der Prozess gegen Bushidos Ex-Manager Arafat Abou-Chaker Ende Oktober zu Ende gehen. Doch wie das Landgericht Berlin am Montag auf Anfrage von t-online mitteilte, ist mit einem Urteil nicht vor Ende 2023 zu rechnen. Zehn weitere Verhandlungstermine wurden anberaumt. Und mindestens bei einem werde Bushido auch selbst noch als Zeuge vernommen, sagte eine Sprecherin.

epa08761539 (FILE) - German rapper Bushido looks on at the Federal Administrative Court in Leipzig, Germany, 30 October 2019 (reissued 21 October 2020). According to media reports, the public prosecut ...
Bushido ist mit seiner Familie nach Dubai gezogen.Bild: keystone

Dabei, das hat ein persönlicher Vertrauter aus dem Umfeld von Bushido gegenüber t-online bestätigt, haben der Rapper und seine Frau samt der gemeinsamen acht Kinder Deutschland verlassen. Auf Instagram hatte Anna-Maria Ferchichi, Bushidos Frau, am Wochenende Fotos gepostet, die die Familie auf einem Langstreckenflug zeigen. Die «Bild» hatte berichtet, die Familie sei auf dem Weg nach Dubai, wo am 28. August das neue Schuljahr beginne.

Pläne für einen Umzug in ein anderes Land gab es schon länger. Im Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder hatte Bushido mehrfach erwähnt, dass er Deutschland verlassen wolle. Von Bolivien oder Kanada war die Rede.

Vom Gangster-Rapper zum Familienvater

Dass sich die Familie in Deutschland nicht mehr wohlfühlte, war ein offenes Geheimnis. Seit der Prozess gegen die Abou-Chakers wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung, gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Beleidigung im September 2019 begonnen hat, hat sich ihr Leben drastisch verändert.

Es hatte Hinweise auf die geplante Entführung der Kinder und auf ein Säure-Attentat auf Anna-Maria Ferchichi gegeben. Deshalb stand die Familie unter Polizeischutz. Bushido und seine Frau wurden rund um die Uhr auf Schritt und Tritt bewacht. Wie sehr sie das belaste, hatte seine Frau wiederholt in der Amazon-Doku «Unzensiert – Bushidos Wahrheit» geäussert.

Der Rapper ist zudem Nebenkläger in dem Prozess und tritt auch als Zeuge vor Gericht auf. Jedes Mal ist es ein beeindruckendes Schauspiel, wie der geläuterte Gangster-Rapper in einer Kolonne gepanzerter Limousinen vorfährt.

Bild-Motiv: der Angeklagte Arafat Abou-Chaker Berlin den 11.05.2021 09.30 Strafkammer 38, Saal 500 Delikt: versuchte schwere raeuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefaehrliche Koerperverletzung ...
Gefürchteter Clan-Chef: Arafat Abou-Chaker soll Bushido auch körperlich attackiert haben.Bild: IMAGO / Olaf Wagner

Bilder von Umzugskartons auf Twitch

Im Juni war Fans zum ersten Mal auf Bildern auf dem Video-Portal Twitch aufgefallen, dass sich in der Villa Bushidos Umzugskartons stapelten. Der als Rooz bekannte Rap-Journalist Roozbeh Farhangmehr streute das Gerücht, die Ferchichis wollten nach Dubai auswandern . Sie seien schon häufiger in die Arabischen Emirate gereist.

Der Familie würden nicht nur das warme Wetter und das Leben am Meer gefallen. Auch steuerlich fahre Bushido dort besser, und vor allem fühle er sich dort sicher. Tatsächlich geht die Kriminalitätsrate in dem Emirat gegen null. Der Rap-Journalist wird mit den Worten zitiert «Du kannst in Dubai nicht hingehen und ihm (Bushido, Anm. der Red.) auf die Fresse hauen. Dubai ist einer der sichersten Orte. Die sind da sehr hart, sehr strikt.»

Vor Gericht gerät Bushido unter Druck

Ein Gangster-Rapper, auf der Flucht vor dem Mann, der ihn 2004 aus dem Vertrag mit seinem damaligen Label «Aggro Berlin» rausboxte? Der einen hohen Preis dafür verlangte, dass er ihn fortan managen und als sein «Rücken» agieren durfte, wie es im Jargon der Clans heisst? Dreissig Prozent seines Umsatzes kassierte Abou-Chaker laut Anklage dafür ein. «Arafat hat in den letzten zehn Jahren über neuen Millionen Euro mit mir verdient», sagte Bushido im September 2020 vor dem Landgericht.

Das Drama begann, als der Rapper aus dem Vertrag mit seinem Manager aussteigen wollte, weil sich seine Frau dagegen gewehrt hatte, dass sich Abou-Chaker zunehmend in sein Privatleben einmischte. Bushido behauptete, der Clan-Chef hätte ihn in seinem Büro eingesperrt und mit einem Stuhl und einer Wasserflasche attackiert. Eine Ton-Aufnahme vom Handy Abou-Chakers, die diese Szene dokumentieren sollte, hörte sich das Gericht in der vergangenen Woche an. Man hörte den Clan-Chef herumschreien. Aber Belege für tätliche Übergriffe gab es nicht.

War die Tonaufnahme ein «Fake»?

Die Anklage gegen Arafat steht damit auf wackeligen Beinen. Die Ton-Aufnahme sei ein Fake, behauptet Bushido. Ein Zusammenschnitt von Aufnahmen, die nicht alle zur Tatzeit gemacht worden seien. Abou-Chakers Anwalt spricht von «Bullshitting». Ein Experte vom Fraunhofer-Institut soll jetzt untersuchen, ob das Tonband echt ist. Auch deshalb verzögert sich die Urteilsverkündigung. Prozessbeobachter sagen, es könne eng für den Rapper werden.

Viele seiner Weggefährten haben ihm schon den Rücken gekehrt. Einer von ihnen ist der Rapper Fler, der ebenfalls als Zeuge vor Gericht aussagte. Er behauptet, ohne seinen Manager wäre Bushido nie so erfolgreich geworden. «Wenn Du Bushido disst, kriegst Du auf die Fresse. Das war das Erfolgsrezept.» Weil sich Bushido aus dem Clan-Mileu befreit hat, gilt er vielen jetzt als Verräter. Ein Grund mehr für ihn, der Heimat den Rücken zu kehren?

Fakt ist: Der Anspruch auf Polizeischutz verfällt, wenn er das Land verlässt. Und nach einem Bericht der «Bild» haben Bushidos Bewacher das Land Berlin bisher eine halbe Million Euro im Jahr gekostet. Beim Landeskriminalamt (LKA) will das keiner bestätigen.

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Bild: IMAGO / BRIGANI-ART

Ein Freispruch Abou-Chakers wäre eine Blamage für Bushido

Aber wie t-online aus Polizeikreisen erfuhr, endet die Zuständigkeit der LKAs für den Rapper schon an der Stadtgrenze. In Dubai muss Bushido selbst für seine Sicherheit sorgen. Aber reicht der Arm seines Ex-Managers bis in die Vereinigten Arabischen Emirate? Und welchen Grund sollte er haben, Bushido auch im Ausland zu terrorisieren?

Arafat Abou-Chaker, sagen Prozessbeobachter, fühle sich jetzt schon als Sieger in dem Prozess. Ein Freispruch wäre sein grösster Triumph – und eine fürchterliche Blamage für den Mann, dem er einst zu seinem Image als Gangster-Rapper verholfen hatte. Dieses Bild von sich hat Bushido mit dem Prozess selbst zerstört. Das Publikum erlebte einen stellenweise hilflosen Familienvater, der sich zum Geldesel eines gefürchteten Clan-Chefs gemacht hatte.

Eine Niederlage vor Gericht, da sind sich alle einig, würde ihn den Rest Vertrauen in der Hip-Hop-Szene kosten. Vielleicht ganz gut, wenn er dann weit weg vom Schuss ist und woanders neu anfangen kann.

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quelle: make the hood look good / thomas meier
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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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P.Rediger
24.08.2022 08:28registriert März 2018
Jaja, das Gangsta sein ist halt nur im Film romantisch. Vielleicht sollte man sich jeweils vorher überlegen, mit wem man sich einlässt.
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Dan Schraubergott
24.08.2022 08:12registriert März 2021
Tragisch das es soweit gekommen ist, traurig für seine Frau und seine Kinder. Das ironische an der ganzen Geschichte ist, dass der selbsternannte Gangsts-Rspper mit seinem Bad-Boy-Image, nun in genau der Welt, die er besungen hatte und nach aussen zelebrierte, steckt - nur diesmal REAL.
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Nix sagen
24.08.2022 12:42registriert August 2020
Ich war mal 13 und fand Fler mega cool mit seinen Aussagen. Auch Bushido etc. Jetzt bin ich 29 und Typen wie Fler reden immer noch wie vor 15 Jahren. Rap ist seit Jahren nur noch ein peinlicher Haufen unreifer Kinder.
Bei Bushido: der hat Familie und wird bedroht. Da ist nichts schlechtes dabei. Peinlich ists nur, wenn du 20 Jahre davor gegen Polizei, Behörden und Gesetze schiesst…
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Wie hätten wohl Logos von grossen Firmen und Unternehmen früher ausgesehen? Eine Frage, auf die wir wohl nie eine Antwort bekommen werden … oder doch?

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