Es ist jetzt offiziell: Russell Brand unterstützt Donald Trump. Eben hat er auf seinen diversen Kanälen das Video einer Frau veröffentlicht, die angeblich Alexa fragt, wen sie wählen solle, Trump oder Harris. Alexa kann für Trump keine Wahlempfehlung abgeben, für Harris dafür eine umso euphorischere.
Russell Brand kommentiert das Video mit: «Das ist die Art von nahezu neutraler und banaler Propaganda, die viele Menschen in Frage stellen. Es ist kaum extremistisch, aber es ist die Normalisierung einer bestimmten politischen Sichtweise, das heisst, um die Demokratie zu retten, muss man im November Kamala Harris wählen. Wenn euch wirklich etwas an eurer Republik liegt, solltet ihr bedenken, dass die neue Allianz, die sich zwischen Trump, Bobby Kennedy, Tulsi Gabbard und anderen herausbildet, die stärkste Anti-Establishment-Allianz der Geschichte sein könnte.»
In vollkommener Eintracht mit Elon Musk fragt er sich auch, ob Kamala Harris fähig wäre, in den USA Musks Plattform X und damit die «freie Rede» zu verbieten. Und er glaubt die krudesten Verschwörungstheorien, etwa, dass das Pharmaunternehmen Pfizer in chinesischen Konzentrationslagern Menschenversuche mache.
I'M LIVE - https://t.co/w5hwMMuL4h - HOLY SH*T! Pfizer Runs Clinical Trials On Prisoners In CHINESE CONCENTRATION CAMPS! pic.twitter.com/lj55IBtFjz
— Russell Brand (@rustyrockets) September 3, 2024
Noch vor ein paar Jahren hätte er sich genau darüber als Comedian lustig gemacht. Doch jetzt hat er neue Freunde wie Trumps ehemaligen Berater Steve Bannon und neue Fanzirkel, allein auf X folgen ihm 11,3 Millionen Menschen. Im Juli war er am Parteitag der Republikaner, hat ihn wohlwollend begleitet und neugierige Gespräche mit seinen Protagonisten geführt.
Russell Brand ist jetzt rechts. Und Russell Brand ist jetzt Christ. Ende April liess er sich in der Themse taufen. Nur um tags darauf gläubige Christen zu beleidigen, weil er mit Tarot-Karten herumfuchtelte und dafür plädierte, das Christentum als Teil von etwas Umfassenderem zu betrachten. Quasi als eine Meditationsmethode unter vielen.
Früher gab sich Russell Brand links. Nannte sich Revolutionär und Rebell, engagierte sich für sozialen Wandel, 2014 erschien sein Buch «Revolution» und er wünschte sich eine Guillotine, um damit den kleinen Prinzen George zu köpfen. Seine Helden waren damals der Whistleblower Edward Snowden, Karl Marx und selbstverständlich er selbst, sein Bühnenprogramm hiess «Messiah Complex». Die Zeitung «The Mirror» machte eine Umfrage, ob Brand der nächste Bürgermeister von London werden solle, 77 Prozent der Leserinnen und Leser stimmten zu.
Immer schon prahlte er mit seiner Sexsucht, in aller Offenheit und in aller Öffentlichkeit, alle lachten darüber, kein Mensch fragte sich, was denn die Konsequenzen davon sein könnten. Bis im September 2023 Channel 4 und die «Sunday Times» in ihrer Dokumentation «In Plain Sight» einige seiner Opfer zu Wort kommen liessen. In der Folge setzten sich Elon Musk («Ich unterstütze Russell Brand. Dieser Mann ist nicht schlecht.»), Andrew Tate («Wie wir hat Russell Brand den Kampf mit der Matrix aufgenommen, jetzt schlägt sie zurück!») und Tucker Carlson für ihn ein.
Nach rechts abgedriftet war er da schon längst, spätestens seit seiner vehementen Impfkritik während Corona. Aber da äusserte er sich politisch noch nicht so konkret wie jetzt, da bewegte er sich eher im Spektrum der Schwurbler und Esoteriker. Nun ist er ganz in seiner neuen Heimat angekommen. Als Hofnarr von Donald Trump.
Aber diese Zeiten sind längst vorbei.
Gekippt ist es mit dem Ukraine-Krieg, in dem er voll das Putin-Russische Narrativ übernahm.
Ich habe dann ein paar Mal mit "Russel, you're an idiot!" kommentiert, und zwar nicht nur, weil mich meine Englisch-Kenntnisse limitieren, sondern weil das als Analyse eigentlich reichte.
Klar, denn sie sind gegen Demokratie.
Dafür stehen sie für Werte wie Ungerechtigkeit, Rassimus, Sexismus und Unterwerfung ein.