Macht Angst eigentlich kühn? Waghalsig? Experimentierfreudig? Und wenn ja, ist es die Angst vor der No-Billag-Abstimmung, die SRF plötzlich zu Glanztaten motiviert, oder ist es reiner Zufall? Es sind da gerade Dinge möglich, die man sich schon lang gewünscht hätte. Die erstarkte Serienproduktion etwa, die neben dem «Bestatter» und «Wilder» demnächst auch noch die schönen «Seitentriebe» (wir werden ausführlich berichten) spriessen lässt.
Und jetzt auch noch: das Binge-Watching-Wunder! SRF planiert ungeniert den Weg in die serielle Abhängigkeit. Zeigt die ganze erste Staffel der dänischen Serie «Follow the Money» (im Original «Bedrag», was nicht etwa Betrag heisst, sondern Betrug) noch bis zum 25. Februar auf Play SRF und vom 16. bis 19. Februar in mehreren Folgen hintereinander auf SRF2.
Der Unterschied? Online gibts die Serie brandneu synchronisiert, was bei dem komplexen Thema – dreckiges Geld in cleaner grüner Energie – das Verständnis erheblich erleichtert. Aber erst am TV kann man das Zweikanalton-Feeling geniessen. Also ab und zu ins dänische Original (leider ohne Untertitel) reinhören.
Dänemark sei – so beschwerte sich der «Guardian» angesichts von «Follow the Money» – das Land in Europa, über das wir nach all den Premium-Produkten des Nordic Noir am meisten wissen würden. Dank «Borgen», «The Bridge» oder«The Killing». Politik, Perversionen, Probleme made in Denmark. Und jetzt auch noch: Windenergie! Ob denn diese Windenergie wirklich so erspriesslich sei?
Okay, es geht natürlich um sehr viel mehr. Zum Beispiel darum, dass jedes Land um die alternativen Energien ringt, die ihnen die Natur zur Verfügung stellt. Dänemark muss mit Wind arbeiten, die Arabischen Emirate mit der Sonne. Zwischen den beiden findet ein höherer Science Fiction des Energietransports statt. Aber das ist nur der gröbere Rahmen.
En Detail sind da eine schöne, karrieregeile Juristin und ein markiger, nicht gerade von Geistesblitzen geplagter Polizist, die von verschiedenen Seiten her versuchen, Licht ins Dunkel diverser Geldflüsse zu bringen. Beide haben ein zunehmend unglückliches Privatleben, denn ihre (ehemals) Angetrauten machen, was sie wollen. Zwei enorm dumme Autodiebe machen ebenfalls, was sie wollen, aber besser nicht sollten. Ein ukrainischer Windrad-Ingenieur wird tot aus dem Wasser gefischt. Je höher eine Position, desto korrupter ihr Inhaber.
Liebste Userinnen und User des deutschsprachigen Medienuniversums, ihr seht schon, ich kann und will noch nichts Zusammenhängendes sagen, ich bin noch mittendrin, das heisst zum jetzigen Zeitpunkt vor Folge fünf. Und ich freu mich auf die Fortsetzung: Es ist spannend. Nicht so deep in der Figurenzeichnung wie die drei grossen Serien-Klassiker, näher beim schnellen, handlungsreichen Muster der «CSI»-Krimis.
Ich will mich daher auch nicht zwanghaft mit der Juristin identifizieren, wie einst mit Saga Norén, was für die geistige Gesundheit sicher besser ist. Ich will auch nicht jemandes Kleider tragen wie einst die Pullover der Sarah Lund (zwei hat mir meine Schwiegermutter nach der Serienvorlage gestrickt, ich will mit ihnen alt werden, uralt!). Aber eben, meine Abhängigkeit ist noch jung und ungefestigt, wer weiss, was daraus noch wird. Viel Spass! Pardon, god fornøjelse!
«Follow the Money» ist auf SRF2 wie folgt zu sehen:
Fr, 16.2., 21.55 Uhr: Folge 1 und 2.
Sa, 17.2., 20.05 Uhr: Folge 3, 4 und 5.
So, 18.2., 20.05 Uhr: Folge 6, 7 und 8.
Mo 19.2., 21.55 Uhr: Folge 9 und 10.