Naive Geldgier: Diese Rolle spielte Fergie in Andrews Epstein-Skandal
Die Rücksichtslosen
Am Umgang mit dem Personal zeigt sich der Charakter. Andrew Windsor und Sarah Ferguson fühlten sich zu einem besonders rücksichtslosen Umgang berechtigt. Wenn Sarah – oder Fergie, wie man sie nennt – spätnachts nachhause kam, verlangte sie oft, dass noch ein dreigängiges Menü für sie zubereitet werde. Und Andrew hatte regelmässig seine Teddybär-Krise.
Er sei, sagt sein Biograph Andrew Lownie, dessen Buch «Entitled» in den letzten Monaten zur Entprinzlichung von Andrew beigetragen hat, ein ewiges, egomanes Kind geblieben, ein Mensch ohne jeden Kompass für das Verhalten, das einem erwachsenen Mann, der sich von Steuergeldern aushalten lässt, angemessen gewesen sei. Und symptomatisch dafür waren die Teddybären.
Der Teddybären-Tick
Als Andrew nämlich noch im Buckingham Palast wohnen durfte, teilte er dort sein Schlafzimmer mit 72 Stofftieren – 69 Teddybären, zwei Nilpferden und einem schwarzen Panther. Die Bären waren allesamt von der deutschen Stoffbären-Traditionsmarke Steiff und trugen Matrosenkostüme.
Andrew hatte sie auf seinen Reisen als Offizier der Royal Navy gekauft. Und jeder von ihnen hatte seinen exakten Platz auf Andrews Bett, die grossen hinten, die kleinen vorne. Bevor er selbst zu Bett ging, mussten sie ebenfalls in einer festgelegten Ordnung im Zimmer verteilt werden. Die Tag- wie auch die Nacht-Ordnung waren fotografisch dokumentiert. Wenn auch nur ein Bär davon abwich, kriegte Andrew einen Tobsuchtsanfall.
Keine Feier für Fergie
Als Fergie die Bärenkammer ihres Verlobten zum ersten Mal betrat, kriegte sie einen Lachanfall. Damals, im Buckingham Palast. Aktuell hat sie kein royales Zuhause mehr, sie und Andrew dürfen nicht mehr in der Royal Lodge von Windsor wohnen, und das Gerücht geht um, dass sie in einen umgebauten Viehstall auf dem Anwesen ihrer Tochter Beatrice ziehen soll.
Vor wenigen Tagen wurde Fergies neues Kinderbuch «Flora and Fern: Kindness along the Way», das noch vor Weihnachten hätte erscheinen sollen, vom Verlag eingestampft. Auch in Ascot und Wimbledon dürfte sie nicht mehr willkommen sein. Unzählige Wohltätigkeits-Organisationen haben die Zusammenarbeit mit ihr beendet.
Die Frau, der es über Jahrzehnte immer wieder gelungen war, sich als «Queen of Comeback» aus dem Sumpf ihrer Fehler zu erheben, erlebt gerade keinerlei Gnade. Selbst Andrew, mit dem sie sich nach der Scheidung 1992 einträchtig und gemütlich bis heute die Royal Lodge teilte, mag sie nicht mehr: Er hat die grosse Party zu ihrem 66. Geburtstag am 15. Oktober eigenhändig gestrichen. Keine Feier für Fergie.
Aber was hat sie eigentlich getan?
Jeffrey Epsteins einstige Gefährtin, Ghislaine Maxwell, behauptet, nicht sie habe in den 90er-Jahren den Prinzen und den «Predator» zusammengebracht, das sei Fergie gewesen. Nun ist in diesem Reigen von Leuten, die nichts lieber tun als zu lügen, natürlich auch Ghislaine Maxwell nicht zu trauen, doch Fergie hat ihrerseits Maxwells Behauptung auch nicht dementiert.
Eine unangemessene Freundin
Doch beginnen wir von vorn: Sarah Ferguson ist die Tochter eines nicht besonders reichen, aber ranghohen Militärs mit adeligen Wurzeln. Sie kennt Charles, Andrew, Edward und Anne schon seit ihrer Kindheit und geht mit Diana zur Schule. Obwohl sie redet, als käme sie direkt aus «Coronation Street», gehört sie dazu. Mit Sorge betrachten die Royals Dianas allzu lebenslustige Freundin, die Jobs in der Galerien- und Verlagsbranche nachgeht und gerne betont, sich ihr erstes Geld als Kellnerin und Toiletten-Putzerin verdient zu haben.
Und dann kommt Diana auch noch auf die Idee, Fergie und den jungen Lebemann Andrew zu verkuppeln. Es funktioniert, die beiden sind ineinander verschossen, Andrew entwirft selbst den Verlobungsring für Fergie – Diamanten umkränzen einen Rubin, weil dieser so gut zum roten Haar der Zukünftigen passt. Sie heiraten 1986.
«Zuerst bin ich Prinz, dann Offizier und zuletzt Ehemann», ist Andrews Motto, er ist viel unterwegs, die beiden sehen sich angeblich nur 40 Tage im Jahr und gehen beide fremd, nach zwei Töchtern und fünf Jahren bröckelt die Ehe, 1992 ist die Trennung öffentlich, sie bleiben dennoch ziemlich beste Freunde.
Geld ist zum Ausgeben da
Ihr gemeinsames Lieblingshobby während der Ehe war, das Geld zum Fenster hinaus zu schmeissen. Zu den Geburtstagen der Töchter etwa wurden riesige Märchen-Motto-Partys veranstaltet, an denen die Rolle des Märchenprinzen stets einem einzigen Mann vorbehalten war, nämlich Andrew. Nach der Ehe steht Fergie mit wesentlich weniger Geld da – gibt aber trotzdem weiterhin so viel aus, als stünde ihr die Schatzkammer der Royals zur Verfügung. Für Schmuck, Pferde, eine Wohnung in New York. Sie versucht sich als Unternehmerin, scheitert immer wieder, ist dauerverschuldet.
Viele Jahre vor Meghan ist sie das erste Mitglied des britischen Königshauses, das sich bei Oprah Winfrey ausweinen darf. Das Leben am Hof sei kein Märchen, sagt sie und solidarisiert sich mit Diana: «Diana und ich sind wie Flüsse, wir wollen mehr lernen, wir wollen um die Ecke gehen, wir sind hungrig nach mehr.»
Der grosszügige Herr Epstein
Fergie ist vor allem hungrig nach mehr Geld. Sie trifft auf den amerikanischen Financier Jeffrey Epstein. Er erkennt sofort, dass in dieser Frau, diesem Türöffner zur Kaste der Royals, enorm viel symbolisches Kapital schlummert. Er übernimmt ihre Schulden – Fergie redet von 15'000 Pfund, Andrew Lownie schätzt Epsteins Engagement auf rund zwei Millionen. Sie sichert ihm (sagt Maxwell) in Gestalt ihres Ex-Mannes die begehrte Verbindung, die «Super Bowl Trophy», wie Epstein Andrew nennt.
Andrew, Fergie und Epstein werden gute Freunde. Als Epstein 2009 aus der Haft entlassen wird, besucht ihn Fergie als eine der ersten und vergisst dabei nicht, die 19-jährige Eugenie und die 21-jährige Beatrice mitzubringen, die Töchter kennen ihn, er war Gast an Beatrices 18. Geburtstag. Nichts wäscht einen angeschlagenen Ruf weisser als die Anwesenheit von jungen unschuldigen Prinzessinnen.
Ein falscher Scheich wird zum Verhängnis
Andrew zu verkaufen, wird zu Fergies erfolgreichstem Geschäftsmodell. Bis es 2010 auffliegt. Ein Reporter von «News of the World» verkleidet sich als Scheich, der sich Kontakt zu Andrew wünscht. Fergie verlangt dafür von ihm 40'000 Pfund in bar und weitere 500'000 Pfund per Überweisung. Er händigt ihr einen Koffer mit dem passenden Bargeld aus, sie sagt: «Kümmern Sie sich um mich und er wird sich um Sie kümmern. Ich kann Ihnen jede Türe öffnen.» Zu ihrem Pech wird dieser Transfer aufgezeichnet und publiziert. Fergie ist komplett korrupt.
Doch wem schadet sie damit eigentlich, ausser sich selbst? Schliesslich ist sie nicht wie Andrew am Missbrauchs-Imperium von Epstein beteiligt. Ihr Ex-Mann scheint sich nicht darum zu scheren, wem sie gerade wieder einen Zugang zu ihm verkauft hat, sein Ego lebt von zwielichtigen Männern, die ihm huldigen. Und die britische Bevölkerung erklärt die Duchess of York, die kein Fettnäpfchen auslässt und sich von Paparazzi dabei fotografieren lässt, wie ein Lover ihre Zehen lutscht, immer wieder zu ihrem Liebling.
Alles, nur nicht royal
Die alten Royals – die Queen, ihre Schwester Margaret, Prinz Philipp – hassen sie. In ihren Augen ist Fergie geldgierig (stimmt), naiv (stimmt auch), dumm (stimmt möglicherweise), ordinär (was gerade die Amerikanerinnen und Amerikaner besonders an Fergie lieben), amoralisch (gewiss) und verantwortungslos (stimmt). Alles, nur nicht royal.
Und: Sie hinterzieht Spenden, die sie den vielen Wohltätigkeitsorganisationen, denen sie vorsitzt, versprochen hat. Und: Sie lügt. Ein vollkommen verkommenes Subjekt.
Fergie beherrscht die amerikanische Taktik der Öffentlichkeits-Manipulation: Man begeht aus mangelnder Impulskontrolle oder Dummheit einen Fehler und bereut ihn danach im grossen Stil, am besten im Fernsehen. Mea culpa.
2011 sagt sie deshalb in einem Interview, ihre Freundschaft mit Epstein sei «eine gigantische Fehleinschätzung» gewesen und dass sie das geliehene Geld zurückgezahlt habe. Wie nun bekannt wurde, bat sie Epstein wenige Wochen später in einer Email um Verzeihung, schrieb, sie habe ihn im Interview nicht als «Pädophilen» bezeichnet, sondern bloss das Wort «Pädophilie» benutzt, schliesslich sei er doch ihr «herausragender» und «beständiger Freund».
Im gleichen Jahr überträgt Oprah in ihrer Sendung ein Telefongespräch mit der Herzogin: Fergie will jetzt ein neues, besseres Leben anfangen, mal wieder in Amerika, und Oprah soll ihr sagen, wie. «Umarme deine Angst», sagt Oprah, «alles, was du tun musst, ist wirklich du zu sein.» Fergie solle allen ihre Verletzlichkeit zeigen und diese mit allen teilen, um dann triumphal zu heilen. Es ist grässliches Pseudo-Therapie-Vokabular.
Charakter ist Erbsache
Darum, dass Eugenie und Beatrice nicht so charakterschwach wie ihre Eltern werden, kümmert sich seit der Scheidung die Queen, die Prinzessinnen verbringen viel Zeit in Gegenwart der Grossmutter, oft unter Ausschluss der Mutter – Prinz Philipp liess nämlich verlauten, dass Fergie keinen Fuss in eines seiner Schlösser setzen dürfe, wenn er sich darin aufhalte.
Doch jetzt ist die Queen tot und vor wenigen Tagen absolvierte Beatrice sehr zum Missfallen von William und Kate ihren ersten grossen Auftritt in Saudi-Arabien, einem Land, zu dem Andrew beste Beziehungen gepflegt hatte. Man konnte dort in Riad im Ritz Carlton Afternoon Tea mit ihr trinken. History repeating.
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