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Sexuelle Belästigung: Betroffene schildern ihre Erfahrungen im ÖV

Sexuelle Belästigung im Zug
Bild: Shutterstock

Was unsere Leserinnen im ÖV erleben mussten – die grausigsten Geschichten

15.02.2024, 16:1315.02.2024, 17:34
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Bei den Meldestellen «Bern schaut hin» und «Zürich schaut hin» gab ein Drittel der jungen Frauen an, schon einmal im ÖV sexuell belästigt worden zu sein. Dass es weitaus mehr sein dürften, bestätigte eine Umfrage in der watson-Redaktion. Dort schilderten mehrere Frauen ihre Erlebnisse.

Gross war auch das Feedback in der Kommentarspalte. Mehrere Frauen erzählten, dass ihnen Ähnliches widerfahren ist, und sie bestätigen vor allem eines: Es gibt ein Problem im Schweizer ÖV.

Was man tun kann, wenn man Zeuge einer Belästigung wird, und warum der «Bystander-Effekt» ein Problem ist, erfährst du am Ende des Textes. Doch zunächst zu den Erfahrungen der Leserinnen.

verzell mers
Leser-Kommentar von verzell mers
14.02.2024 20:09
Als ich etwa 14 war stieg ich in den Zug. So einer mit drei Treppenstufen, schmale Türen. Hinter mir war eine Gruppe Männer so ca 20+. Einer griff mir völlig selbstverständlich von hinten zwischen die Beine, also so richtig. Sie fanden das lustig, ich nicht.
Zu: «Typ neben mir hatte seinen Penis in der Hand» – 5 Frauen erzählen von Belästigung im ÖV
Leser-Kommentar von _deleted353904382
14.02.2024 15:47
Mir ist es bisher zwei Mal (bzw zwei Männer) im ÖV passiert. Einmal in Rom im vollen Bus, war da ca. 14, hat sich ein Mann an mich gepresst, mein Vater hat es bemerkt und sich dazwischen gedrängt. Und ein paar Mal der selbe Mann auf meinem Schulweg (~15/16 Jahre alt zu dem Zeitpunkt): hat sich jeweils neben mich gesetzt und ist im verlauf der Busfahrt immer näher gerutscht. Habe mich dann einfach geweigert meinen Rucksack für ihn vom sitz zu nehmen oder Freunde haben sich neben mich gesetzt (waren eine ungleich grosse Gruppe, deshalb sass immer jemand alleine)
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Drachäfudi
Leser-Kommentar von Drachäfudi
14.02.2024 16:05
Ich kann mich daran erinnern, dass wir mit der Pfadi unterwegs waren. Alles Mädels um die 10 bis 13 Jahre alt - ein Mann der im selben Abteil sass hatte echt die Nerven, sein Geschlechtsteil zu entblössen und an sich rum zu fummeln. Wir sind alle geschlossen aufgestanden und haben das der Gruppenleiterin gemeldet, die hat den Typen ziemlich zur Sau gemacht und wir haben das Abteil gewechselt.
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Alinor
Leser-Kommentar von Alinor
14.02.2024 16:39
Passiert vor Kurzem im Bus; Der Bus war voll, ich sass auf einem Sitz beim Gang. Neben mir im Gang steht ein Mann mittleren Alters. Während der Fahrt dreht er sich zu mir und drückt mir dabei in voller Absicht sein Gemächt an die Hüfte. Ich bin dann schnell ausgestiegen, obwohl es nicht meine Station war. Maximal unangenehm, und man weiss gar nicht was sagen oder wie man reagieren soll. :-(
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Lhiannon
Leser-Kommentar von Lhiannon
14.02.2024 16:47
Leider auch mir passiert, spätabends im Tram, das am Bhf. Endhaltestelle hatte und entsprechend noch wartete bis zur Abfahrt. Das Tram war relativ leer, ich merkte, dass jemand einstieg und sich in der gleichen Reihe, in der ich war, auf den Einzelsitz setzte. Nach ein paar Min. schaute ich rüber und sah, dass er seinen Penis in der Hand hatte und masturbierte. Ich stand auf, schrie "du eklige Sau", da war er perplex und stieg aus. Ich ging zum Chauffeur, der interessierte sich nicht für mein Anliegen. Hab am nächsten Tag eine Anzeige gemacht, aber trotz Tram-Videoüberw. wurde er nie gefasst.
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Koukla
Leser-Kommentar von Koukla
14.02.2024 18:49
Diese Situation verfolgt mich bis heute im Nachtzug ich war so 18/19 ein Typ packt im abteil neben mir seinen penis und schaut mich dabei so richtig lüstern an ich könnt jetzt noch kotzen. Ich war so verstört ich konnte nichts sagen ich wünschte ich hätte ihm damals lautstark zu verstehen gegeben er soll sich verpissen. Ich hoffe ich kann dies meiner Tochter weitergeben im Notfall schlag Alarm laut und deutlich.
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Anlaufstellen für Opfer von sexueller Gewalt
Sexuelle Übergriffe können in den unterschiedlichsten Kontexten stattfinden. Hilfe im Verdachtsfall oder bei erlebter sexueller Gewalt bieten etwa die kantonalen Opferhilfestellen oder die Frauenberatung Sexuelle Gewalt. Für Jugendliche oder in der Kindheit sexuell ausgebeutete Erwachsene gibt es in Zürich die Stelle Castagna. Betroffene Männer können sich an das Männerbüro Zürich wenden. Wenn du dich sexuell zu Kindern hingezogen fühlst oder jemanden kennst, der diese Neigung hat, kann dir diese Stelle weiterhelfen.
Malica_78
Leser-Kommentar von Malica_78
14.02.2024 19:17
Ich erlebte es zwei Mal, dass zwei unterschiedliche Männer ihren Penis auspackten und sich begannen vor mir zu stimulieren , einmal im Zug von Biel nach Bern und einmal am Bahnhof Interlaken. Den Mann am Bahnhof Interlaken meldete ich damals umhegend am Bahnschalter. Der Mann hinter Bahnschalter meinte nur zu mir, ob ich mir sicher bin was ich da erzähle, denn bisher habe noch keine Frau so was an dem Bahnhof gemeldet. Ich behielt das erlebte lange Zeit für mich, aus Scham (unbegründet). Ich wär 18 Jahre alt und völlig überfordert, dass ich nicht ernst genommen wurde.
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Raupe aka Raclonette
Leser-Kommentar von Raupe aka Raclonette
14.02.2024 19:44
Es kam schon unzählige Male vor, dass im praktisch leeren Zug Männer immer genau ins Abteil gegenüber sitzen mussten. Ich wurde vor Jahren auch schon bedrängt und gefragt, wo ich wohne und ob ich einen Freund habe. Bin schockiert eine Haltestelle früher aus dem Zug gestiegen, weil ich Sorge hatte, dass er mir folgen würde. Eine Frau aus meinem Unfeld wurde mal gefragt, ob man ihre Füsse ablecken dürfe...
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verzell mers
Leser-Kommentar von verzell mers
14.02.2024 20:16
Ach ja.. einmal, ich war 16 und im Welschland, lief ich mit meinen Freundinnen durch ein volles Zugabteil. Vorne sass ein Rentnertrüppchen beim Weisswein. Beim vorbeigehen grabschte mir so ein alter Dackel an den Hintern..hab ihm dann reflexartig eine geknallt und sein Wein dekorierte wohl seine Frau daneben. Mensch, war ich stolz! Ich glaube, wir hatten kurz davor einen Selbstverteidigungskurs gemacht. Um diesen bin ich bis heute froh!
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Schmart
Leser-Kommentar von Schmart
14.02.2024 20:57
Ich habe am hell lichten Tag im Zug auf dem Weg nach Olten mal etwas Grusliges erlebt. Es war Sommer, heiss und plötzlich hat es sich so angefühlt, als wäre ein Insekt, zum Beispiel eine Biene in meinen Haaren gelandet und hätte sich verheddert. Erschrocken langte ich mir in die Haare und - oh Schreck! - da machte sich eine Hand vom Abteil hinten auf meinem Haupt zu schaffen. Ich schaute nach hinten und erhaschte gerade noch so aus dem Augenwinkel ein Mann, der sich daraufhin aus dem Staub machte. Mir war danach ziemlich übel 🤢. Welch irrer Typ macht so etwas?
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Loone
Leser-Kommentar von Loone
15.02.2024 07:23
Habe das gleiche erlebt, einfach mit Hinter angrabbschen. Also im Zug vom anderen Abteil her zu mir durchgegriffen. Die gesamte restliche Heimfahrt hatte ich Herzklopfen und Angst. Bin dann am Tag darauf zur Polizei. Es stellte sich heraus, dass in diesem Zug keine Kameras sind und daher keine Nachverfolgung gemacht werden kann. Mir wurde dann von einer Anzeige abgeraten - habe keine gemacht.
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Pointless Piraña
Leser-Kommentar von Pointless Piraña
14.02.2024 21:22
Speziell widerlich ist ja, dass häufig sehr sehr junge Mädchen, Kinder, Opfer werden. Als meine Tochter etwa 13 Jahre at war, habe ich sie mal darauf angesprochen. Da meinte sie nur, och, dass passiert mit schon, seit ich 11 bin. 💔
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Der Kerl da
Leser-Kommentar von Der Kerl da
14.02.2024 22:12
Als ich (m) mit 15 in der Stifti war, hatte ich mit dem Zug nur eine Station zu fahren. Sicher einmal pro Woche setzte sich der gleiche schmierige Mit-Vierziger in mein Abteil, sprach darüber, wie schön meine Kleider seien und ob ich nicht zu ihm kommen wolle, damit wir uns zusammen umziehen können. Mehr als einmal hat er dabei meine Jacket gestreichelt. Ich schäme mich heute noch, damals nicht laut und wütend gesagt zu haben, was ich dachte. Zumal es mitten am Tag war. Es ist verrückt, wie stumm man in solchen einer Situation werden kann. Und wie lange einen das begleitet.
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Djangina
Leser-Kommentar von Djangina
14.02.2024 22:59
Unglaublich diese Geschichten!! Als ich in Dübendorf Bus gehfahren bin, war ca. 25, hat sich ein älterer Mann neben mich gesetzt und hat sein Bein an meinem gerieben und sich im Schritt angefasst. Ich war völlig fassungslos und schockiert. War wie erstarrt, da ich mich in meine jungen Jahren zurückkatapultiert fühlte. Wurde schon einmal mit etwa 8 belästigt und ein weiteres mal mit etwa 17 massiv belästigt.
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anundpfirsich
Leser-Kommentar von anundpfirsich
14.02.2024 23:59
Als ich zur Berufsschule ging und der Zug am Tiefenbrunnen halt machte, stand ein Obdachloser vor der Türe. Der ich vor allen einen runterholte mit einem lächeln im Gesicht. Das werde ich leider nie vergessen!
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Danke für deine Inputs, Offenheit und dein Vertrauen. Grosser Respekt gilt auch denjenigen Menschen, die Zivilcourage zeigten und sich für andere starkmachen.

So handelst du richtig

Apropos Zivilcourage: Was soll man tun, wenn man im ÖV eine sexuelle Belästigung beobachtet? «Es ist wichtig, hinzuschauen und Verantwortung zu übernehmen», sagt Regula Bühlmann, Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung von Mann und Frau der Stadt Bern.

Im ÖV komme es oft zu sexuellen Belästigungen, da sich viele Leute im Raum befinden würden. «Da spielt der Bystander-Effekt», so Bühlmann. «Alle warten darauf, dass jemand anderes reagiert. Je mehr Leute in einer Situation sind, desto weniger fühlt sich die einzelne Person verantwortlich.»

Regula Bühlmann
Regula Bühlmann, Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung von Mann und Frau der Stadt Bern.bild: zvg

Es sei daher wichtig, den ersten Schritt zu machen, erklärt Bühlmann. «Am besten beobachtet man zuerst die Situation und schätzt sie ein. Wenn man unsicher ist, ob ein Verhalten als übergriffig empfunden wird, kann man die betroffene Person ansprechen, ob ihr die Situation unangenehm ist.»

Manchmal würden schon kleine Handlungen etwas nützen. So könne man etwa die betroffene Person fragen, wie spät es sei, oder den Belästiger ansprechen, damit dieser merke, dass sein Verhalten registriert werde.

«Wichtig ist, dass man etwas macht. Man handelt im Grundsatz eher zu spät als zu früh.»
Regula Bühlmann

Eine Möglichkeit, der betroffenen Person zu helfen, sei zum Beispiel auch, ihr anzubieten, zusammen den Wagen zu wechseln. Wenn man die Situation nicht alleine meistern wolle, könne man auch andere Personen ansprechen. «Das macht man am besten möglichst konkret», so Bühlmann. «Etwa indem man sagt: Hey, du mit der roten Jacke, kannst du mir schnell helfen?»

Falls die Situation zu eskalieren droht, sei es auch ratsam, die Polizei zu alarmieren, so Bühlmann. Das Gute sei, dass oft auch andere Leute helfen würden, sobald jemand den Anfang mache. «Wichtig ist, dass man reagiert. Man handelt tendenziell eher zu spät als zu früh.»

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163 Kommentare
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Commander Salamander
15.02.2024 15:25registriert September 2018
Ekelhaft, dass wir Frauen uns im öffentlichen Raum so oft nicht sicher fühlen können und fast jede Frau ihre eigenen Stories hat...
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Macca_the_Alpacca
15.02.2024 15:32registriert Oktober 2021
Früher war ich im Karate Club. Die Frau des Sensei (schwarzer Gurt 2.Dan) wurde in der Altstadt belästigt (spät in der Nacht). Sie sagte zu dem Typen er solle Leine ziehen. Doch der liess sich nicht beeindrucken und schliesslich rannte sie weg, er hinterher. Es war ein festes Prinzip im Club: zuerst weg rennen, den Kampf vermeiden und erst dann kämpfen, wen man wirklich muss. So kam es schliesslich zu Kampf. Dieser dauerte nur Sekunden und der Type hatte ein gebrochene Nase und ein gebrochenes Jochbein. Er zeigte sie an. Und nun ratet mal wer vom Gericht bestraft worden ist...
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Snowy
15.02.2024 15:35registriert April 2016
Letzten Sommer im ersten Zug am Sonntagmorgen um 05:00 von Züri nach Bern:
Ausser mir sitzt niemand im ganzen Wagen. Ca 5 Minuten nach Zugabfahrt betritt eine Frau, welche ebenfalls im Ausgang war den Wagen.
Sie fragt, ob sie sich zu mir ins Abteil setzen kann. Etwas verwirrt und verschlafen bejahe ich.
Kurz darauf betritt ein junger Mann den Wagen und beginnt die Frau übelst zu bedrängen.
Er beschimpft sie als Rassistin und als üble Schl***** .

Ich musste ihn mit einigem Aufwand wegweisen.
Die Frau erzählte mir dann, dass ihr dies nicht zum ersten Mal passierte.
Ich konnte es kaum fassen.
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