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Deshalb solltest du Filme und Serien IMMER in Originalton schauen

Synchronisation sucks – weshalb die Originalfassung immer besser ist

Bild: Netflix
Kommentar
Leute, tut euch einen Gefallen und schaut eure Filme und Serien gefälligst im Originalton.
12.05.2020, 20:0713.05.2020, 16:26
Oliver Baroni
Mehr «Leben»

Bei den Oscars 2020 befand sich das amerikanische Kinopublikum in einer ungewohnten Situation: Der südkoreanische Film «Parasite» hatte eben abgeräumt; unter anderem in der Kategorie «Best Picture» – das erste Mal, dass ein nicht-englischsprachiger Film in dieser Kategorie gewann.

parasite oscars best picture korea film movei 2019 https://ko.wikipedia.org/wiki/%EA%B8%B0%EC%83%9D%EC%B6%A9_(%EC%98%81%ED%99%94)
I understand train station.Bild: wikicommons

Und nun sah sich die amerikanische Kinowelt mit der Frage konfrontiert, Synchronfassung oder Originalton? Und damit auch mit der übergeordneten Frage: Kann die Synchronfassung dem Originalfilm gerecht werden?

Liebe Amis, die Antwort darauf lautet: nein.

Ich plädiere dafür, Filme und Serien immer in der Originalversion zu schauen. Ja, ich kann Englisch. Somit können ich und die anderen 1,2 Milliarden Englisch Sprechenden auf diesem Planeten den weitaus grössten Teil Filmen und Serien in Originalton geniessen. Italienisch verstehe ich auch gut genug, um Filme und TV zu schauen und selbst bei Französisch komme ich grösstenteils mit (gib' mir einfach genug französischen Wein).

Es ist mir aber wichtig, zu betonen, dass ich hier nicht aus einer anglozentrisch-imperialistischen Warte schreibe. Du kannst kein Englisch? Ich dafür kein Spanisch. Doch als ich «Casa de Papel» auf Englisch versuchte, war ich schockiert, wie übel das sich anhörte. Nein, lieber schiele ich ab und zu auf die Untertitel, bekomme dafür die sexy Stimme von Kommissarin Murillo mit.

casa de papel haus des geldes money heist kommissarin raquel murillo https://meaww.com/money-heist-la-casa-de-papel-part-4-season-4-raquel-murillo-lisbon-betray-professor-traitor-netflix
Háblame.Bild: meaww.com

Eine Synchronfassung ist immer ein Kompromiss. Auf dem Altar der Verständlichkeit wird ein Gesamtkunstwerk geopfert. Oder anders gesagt: Geht man die Synchronfassung ins Kino schauen, bezahlt man das Doppelte. Denn man bekommt nur den halben Film. Let me explain:

Du bist Schauspieler? Ich höre.

Wir lieben es, grossen Schauspielern und Schauspielerinnen bei ihrem Handwerk zuzusehen. Dazu gehört nicht nur Ausdruck und Mimik, sondern auch Klang und Einsatz der Stimme. Ich möchte verdammt nochmal Penelope Cruz' Stimme hören, wenn sie eine Sprechrolle hat. Sie ist ein entscheidender Teil der Performance. Keine Synchronstimme kann die Nuancen des Schauspiels hinkriegen.

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Bild: giphy

Und, ja, dies trifft selbst bei doofen Action-Streifen zu. Jason Statham ohne Ostlondoner Akzent ist nur die halbe Filmfigur.

Klangbild, kännsch?

Ich mag mich noch genau erinnern: Es war die Vorpremiere von «Harry Potter and the Half-Blood Prince» anno 2009. Sämtliche bisherigen Potter-Filme hatte ich in der Originalfassung gesehen. Und die Pressevisionierung von «Harry Potter 6» kurz vorher war ebenfalls mit Originalton gewesen. Die öffentliche Vorpremiere hingegen, wurde in der deutschen Synchronfassung gezeigt (klar – Familienfilm und so). Ich war völlig verblüfft, wie schlimm es wirklich war.

Animiertes GIFGIF abspielen
[Despairs in German]Bild: bluscreens

Nebst dass Hermine Grangers Synchronsprecherin offenbar nur die Emotionen «hässig» und «erschrocken» beherrschte, fiel vor allem eines auf: die Klangtiefe. Beziehungsweise das Fehlen derer. Im Original sind Sprechstimmen im Klangbild jeder einzelnen Szene eingebettet. Eine Synchronstimme hingegen wirkt stets, als wäre sie dem restlichen Klangbild aufgesetzt worden (was technisch gesehen in gewisser Weise auch so ist, selbst mit der heutigen Technik). Du kaufst dir die Hifi-Musikproduktion, darfst sie aber ausschliesslich auf einem 10-Franken-Boombox aus der Wühlkiste hören.

Oftmals sind die Übersetzungen schlicht falsch.

Der Missionsleiter in «Apollo 13»:

Bild

Was sinngemäss bedeutet, «etwas Unmögliches möglich machen». Aber selbst die wortwörtliche Übersetzung, «Ich schlage vor, Sie finden einen Weg, einen quadratischen Stöpsel in ein rundes Loch zu stopfen», würde aufgehen. Im Film heisst es aber:

«Tja, dann schlage ich vor, Gentlemen, dass wir lernen, ein eckiges Schwein durch ein rundes Loch zu schieben.»

Ein eckiges Schwein.

Ein.
Eckiges.
Schwein.

Da wurde wohl peg (Stöpsel) mit pig (Schwein) verwechselt.

Und es gibt etliche weitere, hanebüchene Beispiele. Kollege Schmidli hat einige Perlen zusammengetragen:

Jeglicher Witz ist sowieso dahin.

Logisch. LOGISCH sind übersetzte Witze und Wortspiele niemals auch nur halb so gut wie das Original. Das geht gar nicht anders – da muss die Übersetzung einigermassen mit den Mundbewegungen des Schauspielers übereinstimmen; semantisch muss es auch aufgehen. Da noch den Humor ebenbürtig rüberzubringen ist bestenfalls dritte Priorität und oftmals Glückssache. Zudem: Deutsch hat ein Humorproblem (nicht nur die Schweiz, wie Toggi mithilfe der watson-Userschaft ermittelte). Ja, hier dürft ihr mich ruhig anglozentrischer Kulturimperialist schimpfen; ist mir so lang wie breit.

monty python and the holy grail köig artus heilige gral ritter der kokosnuss gif comedy https://datastudio.google.com/u/0/reporting/1-69aPLHesAszPNDVnxEou6KHdx0qsKyi/page/zrQa
Jap. Schon aufm Kinoplakat gelesen. Bild: datastudio

Etwa: «Die Ritter der Kokosnuss» – bravo! Den ersten Witz schon im Titel verraten. Danke, Deutschland!

Okay, deutsche Filmtitel sind ohnehin zum Teil dämlich.

good the bad and the ugly clint eastwood sergio leone halunken

«Il buono, il brutto, il cattivo»
«The Good, the Bad and the Ugly»
«Le bon, la brute et le truand»
«El bueno, El malo y El feo» ...
... überall auf der Welt kann man auf drei zählen. Ausser im deutschsprachigen Raum.

Oder:

«Zwei abgewichste Profis» 🤦‍♀️
«Bube, Dame, König grAS» [sic!] 🤦‍♀️🤦‍♀️
«Ein ausgekochtes Schlitzohr» 🤦‍♀️🤦‍♀️🤦‍♀️
«Ich glaub' mich knutscht ein Elch!» 🤦‍♀️🤦‍♀️🤦‍♀️🤦‍♀️
Komm, vergiss' es.

Untertitel? Deal with it.

Und spätestens jetzt sagen die einen, «Das mag alles stimmen, doch ich will nun mal draus kommen bei einem Film». Keine Sorge. Dafür sind UNTERTITEL da. «Aber dann lese ich nur noch Untertitel und schaue kaum noch auf das Bild.» Nochmals: keine Sorge. Deine Gehirnleistung kann problemlos beides gleichzeitig bewältigen. Bildgeschehen und Text gleichzeitig zu verarbeiten ist gar gutes Gehirntraining; kannst dir all' die Mental-Training-Apps gleich sparen.

Wie bitte? Ja, mitunter ist das etwas anstrengend. Streng dich also an. Da wurde eine Unmenge an Arbeit in den Streifen gesteckt; Drehbuchautoren, Regisseure, Schauspieler, Tontechniker und und und haben dafür gekrampft. Deren Leistung darf man ehren.

Wenn du nun immer noch auf Synchronfassung bestehst, ...

... dann mach' halt. Bloss kannst du nicht darüber urteilen, ob ein Film gut oder schlecht war, denn du hast nur den halben Film gesehen.

Weiterhin einen schönen Filmabend, allerseits! Ich zieh' mir jetzt «Parasite» rein.

Beziehungweise «기생충».

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178 Kommentare
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c-bra
12.05.2020 20:21registriert April 2016
Dann wirf ich mal einen Kompromiss in den Raum.

Nach der Synchronfassung in deutsch bei dem man die Handlung ohne Probleme versteht und nicht andauernd lesen muss, wird der Film zu einem späteren Zeitpunkt in Originalsprache konsumiert.

So mache ich das jedenfalls ab und zu 🤷‍♂️
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bruuslii
12.05.2020 20:34registriert April 2019
zu 99% trifft das zu.

versuch mal bud spencer und terence hill filme im OT zu schauen - lange nicht so lustig wie die "schnodderdeutsch"-übersetzungen. (gut vielleicht bin ich da von der kindheit geprägt 😅)

unbedingt im OT schauen:
- angels' share
- kingsmen
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Mimo Staza
13.05.2020 08:33registriert März 2020
"Bloss kannst du nicht darüber urteilen, ob ein Film gut oder schlecht war, denn du hast nur den halben Film gesehen."

Ach, wie ich diese Pauschalisierungen liebe. Nimand darf mitreden der nicht genau alle "Regeln" eingehalten hat.

Wenn wir schon dabei sind:

- Nur Filme im Kino sind erlaubt (Ton würdigen!)
- Filme mit Untertitel nicht erlaubt (Bildwirkung wird gestört oder Details verdeckt)
- Nur wer im kulturellen Kontext gelebt hat (z.B. USA) darf urteilen (weil ansonsten zu viele Details nicht nachempfunden/verstanden werden können)

Oder einfach einen Film geniessen wie man will.
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