Diesen Sommer reiste ich mit dem Zug nach Cinque Terre, Pisa, Florenz, Rom und Neapel. Nebst Sehenswürdigkeiten habe ich mich vor allem auf kulinarische Erlebnisse gefreut.
«In Neapel trinkst du den besten Kaffee der Welt und isst die beste Pizza, die es gibt», sagte mir sogar meine Airbnb-Gastgeberin in Rom.
Alle, denen ich auf meinem Interrail-Trip begegnete, schwärmten vom Essen im Süden des Landes. Ich hatte also grosse Erwartungen, als ich auf dem Weg nach Neapel war.
Kaffee ist in Italien sowieso überall gut, finde ich. Vor allem an den Autobahnraststätten, wie mein Kollege Oliver Baroni hier treffend beschreibt.
Mein persönliches Kaffee-Highlight erlebte ich im Centrale del Caffè in der Altstadt Neapels. Und Hand aufs Herz: Der Kaffee war legendär fein.
Der erste Schluck des Cappuccinos fühlte sich wie eine Geschmacksbombe an. Die intensive Espresso-Basis, die perfekt von der leicht süssen Milchschaumkrone ausgeglichen wird. Ein Traum. Es ist schon krass, wie gut Kaffee schmeckt, wenn man ihn bewusst geniesst.
Ich fand es schwieriger, mich für eine Pizzeria in Neapel zu entscheiden. Auf vielen Websites hiess es aber, die beste Pizza der Welt gibt es in der L'Antica Pizzeria da Michele. Sogar Julia Roberts sass in «Eat, Pray, Love» im berühmten kleinen Lokal und ass ein Stück Pizza Margherita.
Ein Pluspunkt war auch, dass das Restaurant nur fünf Minuten zu Fuss von meiner Unterkunft entfernt war.
Kurz nach 14 Uhr stand ich vor dem legendären Restaurant. Aber: Die Warteschlange war lang. Sehr lang. Für das Restaurant und auch, um die Pizza mitzunehmen.
Nachdem ich 20 Minuten angestanden und nur vorwärtsgekommen war, weil einige vor mir keinen Nerv mehr gehabt hatten, entschied ich mich, am Abend wiederzukommen. Kurz vor Betriebsschluss um 23 Uhr.
Um 22.30 Uhr war ich also wieder bei der gleichen Pizzeria. Doch enttäuscht musste ich feststellen, dass ich die letzte Runde bereits verpasst hatte.
An meinem letzten Abend in Neapel musste es einfach klappen. Ich verliess meine Unterkunft kurz nach 21 Uhr, um dieses Mal pünktlich in der Pizzeria da Michele zu sein.
Als ich ankam, waren nicht so viele Menschen dort. Voller Vorfreude stellte ich mich in die Warteschlange, da hob der Typ vor mir ein Schild hoch mit der Aufschrift «Last one in the row» (Dt. Letzter in der Reihe). Er hatte die undankbare Aufgabe, alle neuen Gäste abzuweisen. Weil sie zu spät waren.
Nicht mit mir. Nicht nach drei Versuchen. Ich entschied mich, einfach weiter in der Schlange zu warten. Das klappt dann schon irgendwie, sagte ich mir, während ich von der besten Pizza der Welt träumte.
Schliesslich wurde es ernst und der Typ vor mir war an der Reihe. Nachdem er bestellt hatte, schaute mich der Restaurant-Mitarbeiter an und sagte, dass er der Letzte gewesen sei.
In diesem Augenblick kam mir die zündende Idee: Ich sagte einfach, dass ich zum Typ vor mir gehörte, aber selbst bezahle. So simpel diese Ausrede war, so funktionierte sie auch. Ich durfte auswählen zwischen einer Pizza Margherita und einer Pizza Marinara, wie es bei ihnen üblich ist. Ich wählte Ersteres und bezahlte etwas über fünf Euro.
Weitere 50 Minuten später hatte ich endlich meine Pizza Margherita von der weltberühmten L'Antica Pizzeria da Michele in der Hand. Ich war erleichtert: Noch nie in meinem Leben hatte ich so einen emotionalen Stress auf mich genommen und zwei Stunden gewartet, um eine Pizza Margherita zu essen.
Leider war die Pizza nichts für mich. Sie schmeckte wässrig, der Teig war nicht knusprig und die Tomatensosse fade. Ich habe mich gefühlt, als hätte ich gerade zwei Stunden meines Lebens verloren.
Gleichzeitig war es für die fünf Euro, die es kostete, einigermassen ok. Und ich erhielt die letzte Pizza des Abends, vielleicht hat das auch eine Rolle gespielt.
Wie auch immer, ich bin ich sicher, dass es bessere Pizzen in Neapel gibt. Habt ihr einen Tipp?
2. Spring nie auf einen Hype auf, du bist zu spät
3. Iss dort etwas, wo dir die Leute sympathisch sind. Die machen es mit liebe, dann kann man eher ein Auge zudrücken
4. Du bist noch jung, auch Du lernst mit den Erfahrungen, die Du machst