Ferien bedeutet für viele Leute die Zeit, in der sie das Gehirn abschalten, im Liegestuhl fläzen und Schirmchendrinks schlürfen möchten. Gleichzeitig sind die Umweltschäden, die der (Massen-)Tourismus auslöst, unübersehbar: Man denke nur mal an die Armada an Billig-Charterflügen, an die aussterbenden Korallenriffe oder an die Erschliessung von Naturparks für Horden von Ausflüglern. Und weil immer mehr Menschen Urlaub machen, nimmt das Problem stetig zu.
Es lohnt sich also vielleicht doch, das Gehirn kurz einzuschalten, zumindest bevor du deine Reise planst.
Seit einigen Jahrzehnten gibt es nämlich einen Gegentrend zum Ballermann-Rimini-Costa-Brava-Tourismus: nachhaltiges Reisen. Wer nachhaltig reist, kommt nicht nur mit Kultur und Menschen des Gastgeberlandes mehr in Kontakt, er hält auch den Schaden für Flora und Fauna in Grenzen. Man muss nicht unbedingt Hardcore-Wander- oder Fahrradferien machen, um sein ökologisches Gewissen einigermassen rein zu bewahren. Wer die folgenden 10 Tipps befolgt, der verkleinert seinen ökologischen Fussabdruck bereits erheblich.
Die effektivste – und gleichzeitig für viele am schwierigsten zu realisierende – Massnahme: der Verzicht auf Flugreisen. Gemäss WWF belastet ein Flugzeugkilometer das Klima 30 Mal stärker als ein Zugkilometer. Ein Flug nach Mallorca – circa 2000 Kilometer – bringt fast eine halbe Tonne CO2 auf die Waage. Gerade bei Kurzstrecken sollte man deshalb nach Möglichkeit auf umweltverträgliche Verkehrsmittel umsteigen.
Und falls man dennoch mit dem Flugzeug verreisen will, bietet sich die Möglichkeit, CO2-Zertifikate zu erwerben, um den Klimaschaden auszugleichen. Beispielsweise auf myclimate.com kann man anhand seiner Reisedistanz den ungefähren CO2-Ausstoss berechnen und Zertifikate kaufen. Allerdings ist der Emissionshandel in Europa selber auch nicht frei von Kritik. Mehr dazu: hier.
Das Prinzip des nachhaltigen Tourismus wurde erstmals in den 70er-Jahren erwähnt. In den 80ern fand die Idee breiteren Zuspruch. Mittlerweile hat sich rund um den «Sustainable Tourism» eine regelrechte Industrie entwickelt. Um sich im Dickicht von Angeboten zurechtfinden, wurden Zertifikate und Gütesiegel geschaffen, die für einen nachhaltigen und umweltschonenden Tourismus garantieren sollen (aber Achtung: Nicht alles hält, was es verspricht – siehe Punkt 8!).
Vertrauenswürdig sind zum Beispiel European Ecolabel, das Gütesiegel der Europäischen Union, oder in der Schweiz Ibex Fairstay. In Lateinamerika kann man auf die Aufkleber des Certification for Sustainable Tourism (CST) achten, in Afrika auf diejenigen von Fair Trade Tourism und in Australien auf das Eco Certification Program.
Geysire in Island, die Unterwassergrotte in Indonesien, die Schifffahrt auf dem Amazonas: Viele beliebte Reiseziele sind mehrere Tausend Kilometer entfernt und realistischerweise nur mit dem Flugzeug zu erreichen (es sei denn, die Ressource Zeit spielt keine Rolle). Aber vielfach geht vergessen, dass auch die nahe Umgebung mit «exotischen» Destinationen und Erlebnissen aufwarten kann.
Statt der blauen Lagune in Island könnte man zum Beispiel die Toskana ansteuern: In Saturnia oder Bagni San Filippo gibt es ebenfalls warme Quellen. Die Höllgrotten in Baar, Zug, brauchen sich vor keinen südostasiatischen Pendants zu verstecken. Und warum nicht einmal eine Flussreise auf der Mosel anstatt der Amazonas-Rundreise?
Für viele sieht der normale Sommerurlaub so aus: Charterflug nach Lloret de Mar, Unterkunft im All-Inclusive-Hotel, Sturm auf die Liegestühle. Der Massentourismus – ob nun in Rimini, an der Costa Brava oder an der Schwarzmeerküste – produziert aber eine ganze Menge an negativen externen Effekten, nicht nur hinsichtlich der Klimaschäden, sondern auch weil die wirtschaftlichen Erträge oftmals nicht der einheimischen Bevölkerung zugute kommen. In extremen Fällen kann der Massentourismus gar dazu führen, dass die einheimische Bevölkerung wegen höherer Mieten und einer allgemeinen Steigerung der Lebenshaltungskosten verdrängt wird. Deshalb ...
Wer die Pauschalreisen und Menschenmassen links liegen lässt, kommt automatisch mehr in Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung. Das führt nicht nur zu interessanten Begegnungen, sondern auch zur Unterstützung der lokalen Wirtschaft. Überdies werden die negativen Folgen des Massentourismus ein wenig eingedämmt.
Eigentlich ist es ganz einfach: Verhalte dich am Urlaubsort in Sachen Umweltschutz möglichst so, wie du es auch zu Hause machen würdest. Das heisst: Gehe sorgfältig um mit deiner Umwelt, trenne den Müll, verzichte auf Produkte mit übermässig viel Verpackung. Ein Ärgernis in vielen Ländern ist der exorbitante Verbrauch von PET-Flaschen. Da in diesen Ländern ein funktionierendes Recycling-System meist nicht vorhanden ist, landen die Plastikflaschen schlimmstenfalls in Gewässern. Sofern das Leitungswasser trinkbar ist (und man sich am chlorhaltigen Geschmack nicht stört), füllt man seine 2-Liter-Plastikflasche besser am Wasserhahn auf.
Wer regelmässig in Hotels übernachtet, kann das Sprüchchen wahrscheinlich in mindestens drei Sprachen auswendig:
Kritiker werfen zwar ein, dass es eine Masche von Hotelbesitzern sei, um Kosten zu sparen. Das mag sein. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass weniger Waschgänge weniger Stromleistung und einen tieferen Wasserverbrauch zur Folge haben. Eine Studie des Reiseveranstalters TUI in einem seiner Hotels ergab, dass dank der Aufforderung, das Handtuch nicht nach einmaligem Gebrauch zu waschen, während eines Jahres satte 129'000 Liter Wasser weniger verbraucht wurden – eine CO2-Entlastung von beeindruckenden 1676 Kilogramm.
Mittlerweile schmücken sich viele Hotels und Reiseveranstalter mit den Siegeln der Umweltfreundlichkeit, und der nachhaltige Tourismus ist Teil des globalen Wirtschaftsstroms geworden. Dabei sind immer wieder auch schwarze Schafe zu finden, die den Trend lediglich als Trittbrettfahrer mitmachen. Deshalb gilt die Faustregel: Ökologisch ist nicht gleich ökologisch. Halte dich nur an anerkannte Zertifikate (siehe Punkt 2).
Letztendlich entscheidet der gesunde Menschenverstand: Eine Regenwald-Pauschaltour kann noch so umweltverträglich durchgeführt werden – wenn statt einer mehrstündigen Zugreise ein Flug zum Angebotspaket gehört, sollte einen das stutzig machen.
Je mehr Gepäck, desto höher der Energieverbrauch: Das gilt für deinen Körper, der den schweren Rucksack tragen muss, ebenso wie für das Flugzeug – mehr Kalorien und mehr Kerosin. Überlege dir deshalb vor Antritt deiner Reise, ob du wirklich vier Paar Schuhe brauchst, oder ob das Buch, das du sowieso nicht lesen wirst, wirklich in die Reisetasche muss.
Noch ein simpler Tipp: Schalte die Air-Conditioning-Anlage in deinem Hotelzimmer nach Möglichkeit aus. Das erspart dir nicht nur die unweigerliche Erkältung, sondern senkt auch den Stromverbrauch massiv.
(wst)