Plastik ist das neue Rauchen. Zu diesem Schluss kommt, wer die jüngsten Entwicklungen in der Umweltpolitik aufmerksam verfolgt. Denn europaweit formiert sich eine Allianz gegen Kaffeerühr-Stäbchen, Röhrli und anderes Einweggeschirr. Doch wie viel Plastik verbrauchen wir wirklich? Fünf watsons haben eine Woche lang ihren Abfall gesammelt – und dabei viel über sich selbst gelernt.
Einmal Plastikgeschirr mit Plastikdeckel, dazu Plastikbesteck und das alles verpackt in einem Plastiksack. Das war mein erstes Gericht in unserer Sammel-Woche, weil ich schlauer Fuchs unbedingt zum Thai-Take-Away wollte. Aber das heisst nicht, dass es besser geworden wäre, als ich mir das Mittagessen selber gekocht habe. Wenn du Plastikmüll vermeiden willst, dann iss auswärts oder bestell Pizza (weil Karton).
Beim Kochen habe ich jeweils das meiste Plastik verbraucht, weil einfach die meisten Zutaten darin verpackt sind. Vom Fleisch zum Käse zu Kartoffeln bis hin zum Bio-Gemüse. Viel Plastik verursacht aber auch mein Lieblingsfrühstück: Joghurt. Aber Joghurt ist Liebe, Joghurt ist Leben.
Insgesamt habe ich in der Woche einen Papier-Sack gefüllt, trotz wiederauffüllbarer Glasflasche und wiederverwendbarer Gemüsesäckli. Vor diesem Hintergrund dauert es wohl noch eine ganze Weile, bis wir kein Polymer mehr im Meer haben.
Unsere Plastiksammelwoche startete vielversprechend: Bis am Freitag hatte sich kaum was angehäuft. Wir trinken Hahnenwasser – PET-Flaschen sind bei uns Mangelware. Auch das Morgenjoghurt ist bei uns nicht rituell. Doch dann kam das Wochenende und der Brunch für 10 Personen – und der schenkte ein. Kaum eine Verpackung von Esswaren kommt ohne Plastik aus (Gipfeli, Fleisch, Salami, Käse) – auch nicht die Verpackung von Bio-Produkten.
«Unnötiger» Plastik, also solchen, der ohne offensichtlichen Qualitätsverlust durch ein anderes Material ersetzt oder auf den gar verzichtet werden könne, ist mir vor allem im Non-Food-Bereich aufgefallen. Weshalb müssen auch grössere Einzelteile von neuen Geräten (in unserem Fall war es eine Lampe) immer in Plastik eingeschweisst sein?
Tatsächlich aber war der Non-Food-Bereich für nur einen sehr kleinen Teil der Gesamtmenge des Plastikmülls verantwortlich – und das trotz grosser Abdeckfolie (Malerarbeiten). Und ja: Wir hatten ein Plastikröhrchen.
Eine Woche lang Plastik zu sammeln war eine interessante Erfahrung. Ich fand es vor allem nicht immer ganz einfach zu erkennen, wo denn jetzt überall Plastik drinsteckt. Nach dieser Woche war ich aber ehrlich gesagt erstaunt, wie wenig sich angesammelt hat. Ich achte jedoch auch darauf, möglichst wenig Plastikabfälle zu produzieren. Einzig die Joghurts fallen etwas negativ ins Gewicht. Vielleicht sollte ich einmal nach Alternativen Ausschau halten, die im Glas daherkommen.
Ein weiterer Punkt sind die Plastikbehälter für Take-Aways. Ich war in dieser Woche zwei Mal in einer Kantine und hab das Essen mitgenommen. Ich finde, es sollte eine kleine Preisreduktion geben, wenn man sein eigenes Tupperware mitbringt, dann würde ich das nämlich garantiert machen. Oder wenn zumindest irgendwo stehen würde, dass es kein Problem ist, seine eigenen Behälter mitzubringen.
Auch bei den Kaffeekapseln gäbe es sicher noch Verbesserungspotenzial. Mit Kaffeepulver würde wesentlich weniger Abfall entstehen. Oder es müsste bessere Sammelstellen für diese geben.
Ich hatte Pech dieser Woche: Duschgel, Ketchup, Weichspüler und sogar der Entkalker – alle wurden leer. Ausserdem habe ich einen Grill gekauft und natürlich war auch der in Plastik verpackt. Doppelt blöd: Das Teil kam defekt bei mir an und die Firma lieferte mir einen Neuen nach – also noch mehr Plastik. Was mich erstaunt hat: Bei vielen Brot-Papiertüten ist ein Teil aus Plastik. Das ist doch völlig unnötig.
Ich habe zwei mal Take-Away-Food gegessen. Eigentlich hätte ich ja eigene Behälter mitnehmen können, aber daran habe ich nicht gedacht. An einem Konzert gab es Plastikhalme, sogar zwei pro Getränk.
Es war spannend, einen Überblick über meinen eigenen Plastikverbrauch zu erhalten. Vieles war mir bisher gar nicht bewusst. Mein Fazit: Auf viel Plastik könnte ich wahrscheinlich relativ einfach verzichten.
Viel Cola Zero und Take-Away-Schalen: Auf einen gesunden Lifestyle deuten meine Plastik-Überbleibsel nicht hin. Doch in Bezug auf die Menge bin ich positiv überrascht: Ich hätte mehr Müll erwartet. Allerdings fiel mir erst Ende Woche auf, dass ich vergessen habe, die Kaffeekapseln zu sammeln. #fail. Über das Wochenende war ich ausserdem nicht zu Hause, sondern zu Besuch bei meinen Eltern.
Ich kaufe oft Bananen und einzelne Äpfel. Diese packe ich aber nicht in Plastiksäckli, sondern klebe die Etiquette direkt darauf – ist das jetzt vorbildlich? Bei den Himbeeren hatte ich Glück: Die Packung war am letzten Versuchs-Tag noch nicht ganz leer. Aufgefallen ist mir, in wie viel Schutzplastik (links oben) eine Kamera eingepackt war, die mein Freund online bestellt hat.
Verbessern kann ich mich sicher bei den Coop- und Migros-Plastiksäckli. Die 5-Rappen-Gebühr hielt mich nicht davon ab, dreimal ein Säckli zu kaufen.
(kün)