Semaglutid hat in letzter Zeit Schlagzeilen gemacht. Vor allem, weil der Wirkstoff von Wegovy und Ozempic – wöchentlich gespritzt – zu massivem Gewichtsverlust beitragen kann. Manche stark übergewichtige Personen berichteten sogar, damit über 20 Prozent ihres Ausganggewichts verloren zu haben.
Doch in dem Wirkstoff, der das körpereigene Sättigungshormon GLP-1 nachahmt, steckt womöglich noch viel mehr: Erstmals hat eine klinische Studie mit sechs alkoholsüchtigen Teilnehmern gezeigt, dass eine Behandlung mit Semaglutid die Symptome der Sucht lindern kann. Die Ergebnisse der Studie, die von einem Team um US-Mediziner Jesse Richards aus Oklahoma durchgeführt wurde, erschienen jüngst im Fachblatt «Journal of Clinical Psychiatry».
Die Forschenden räumen ein, dass es sich um eine zu kleine Studie handle. Um gesicherte Aussagen zu Wirksamkeit und Sicherheit von Semaglutid gegen Alkoholismus zu treffen, brauche es nun grössere, Placebo-kontrollierte Studien. Solche sind denn auch bereits unterwegs, so zum Beispiel die STAR-Studie (Semaglutide Therapy for Alcohol Reduction), die in den USA rund 80 Probandinnen und Probanden rekrutieren wird. Abgeschlossen werden soll sie Mitte 2025.
Es gibt bereits seit einigen Monaten immer wieder anekdotische Berichte von Patientinnen und Patienten, die zur Behandlung ihres Übergewichts Semaglutid verabreicht bekommen – und dadurch auf wundersame Weise nicht nur keine Lust mehr auf fettiges und süsses Essen hatten, sondern auch nicht mehr auf Alkohol.
Wieso der Wirkstoff offenbar solche Gelüste unterdrückt, hat ein Team um Cajsa Aranäs von der Universität Göteborg in Mäusen untersucht. Die Forschenden haben in einer Studie alkoholabhängige Mäuse mit Semaglutid oder einem Placebo behandelt. So zeigte sich – wie bei der Studie aus Oklahoma –, dass sich mit Semaglutid der Alkoholkonsum der Tiere etwa halbierte. Zudem erlitten die Nager deutlich seltener Rückfälle, in denen sie wieder Anzeichen ihrer Sucht zeigten, als ihre Artgenossen auf Placebo.
Der Grund dafür liegt gemäss Cajsa Aranäs und ihren Kollegen womöglich darin, dass der Wirkstoff das Belohnungssystem des Gehirns beeinflusst, genauer gesagt den Dopaminspiegel. Denn der Genuss von Alkohol fördert die Ausschüttung von Dopamin, was das Suchtverhalten auslöst. Sinkt Dopamin wieder auf den Ausgangswert zurück, also wenn man ausnüchtert, führt dies zu Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit. Dieser Prozess wird durch das Medikament offenbar blockiert, womit Alkohol keine Glücksgefühle mehr auslöst.
Was für Alkohol gilt, könnte auch für andere Suchtmittel gelten, beispielsweise für Nikotin. Auch hierzu läuft bereits eine Studie der University of North Carolina mit 50 Probanden. Tierversuche deuten zudem darauf hin, dass Semaglutid auch das Verlangen nach Kokain und Amphetaminen dämpfen könnte. Glaubt man der Meinung mancher Expertinnen und Experten, hat der Wirkstoff demnach tatsächlich das Potenzial, Suchttherapien künftig zu revolutionieren. (aargauerzeitung.ch)
Bitte tauscht doch "offenbar" mit "angeblich" aus. Es ist nicht mal eine Studie, sondern eine "Case Series," was auf eine noch geringere Anzahl an Probanden hindeutet. In diesem Fall waren es ganze sechs Probanden. Also nichts, was auch nur annähernd auf "offenbar" hindeuten würde.